ADB:Wolf, Lorenz
[779] Fragen gewidmet sind. In seinem jedenfalls ehrlichen und selbstlosen Eifer für die Interessen der katholischen Kirche scheute er selbst nicht vor rücksichtsloser öffentlicher Kritik von Anordnungen seiner geistlichen Obern zurück, die ihm diesen Interessen, wie er sie verstand, nicht zu entsprechen schienen. Von seinen polemisch-apologetischen Schriften sind folgende etwa als die wichtigsten zu nennen: „Dürfen die Fürsten Deutschlands bei dem immer fühlbarer werdenden Plane, den Katholicismus aus Deutschland zu verdrängen, ohne alle Besorgniß für die Sicherheit ihrer eigenen Throne sein?“ (Mainz 1821); „Ernste Stimme der Wahrheit an alle kath. Christen: Wir heißen, sind und bleiben katholische Christen. Gegen den Zuruf des von der kath. Kirche ausgetretenen Priesters Fell“ (Würzburg 1828); „Vertheidigung der katholischen Kirche gegen Dr. J. E. Ninnich’s Vertheidigung der evangelischen Kirche und eine sogenannte evangelische Warnung“ (Würzburg 1829; dazu eine „Erwiederung an die allgemeine Literatur-Zeitung“, in der Kath. Literaturzeitung von Kerz, Jahrg. 1831, Bd. I, S. 165–176); „Bemerkungen über die Schrift: Die katholische Kirche im 19. Jahrhundert und die zeitgemäße Umgestaltung ihrer äußern Verfassung, von G. L. C. Kopp“ (Würzburg 1830). – 1803 erschienen von W. zwei Bände „Predigten auf die Festtage des Jahres und auf verschiedene Gelegenheiten zur Beförderung des Glaubens und der Tugend“ (Stadtamhof und Regensburg).
Wolf: Lorenz W., katholischer Theologe, geboren am 3. August 1769 zu Röllbach im ehemaligen Fürstenthum Aschaffenburg, † am 15. Juli 1833. Er erhielt seine Gymnasialbildung zu Miltenberg a. M. bei den Franciscanern, worauf er an der Universität Mainz die philosophischen und theologischen Studien absolvirte. 1792 bestand er das Examen für die Aufnahme in das erzbischöfliche Seminar in Mainz, konnte aber unter den damaligen unruhigen Verhältnissen erst im October 1793 wirklich in dasselbe eintreten; aber ehe sein Vorbereitungsjahr zu Ende war, erlitt infolge der Kriegsunruhen sein Aufenthalt im Seminar abermals eine längere Unterbrechung, wodurch der Empfang der geistlichen Weihen hinausgeschoben wurde; erst am 19. November 1795 wurde er zum Subdiakon, am 12. März 1796 zum Diakon, am 21. Mai 1796 zum Priester geweiht. Darauf war er zuerst gegen sechs Jahre Caplan zu Hundheim. Im J. 1802 wurde er Pfarrer zu Kleinrinderfeld und Kist in der Diöcese Würzburg, in welcher Stelle er bis an sein Lebensende blieb. – W. war als Schriftsteller im kirchlichen Interesse sehr thätig. Neben zahlreichen Artikeln in Zeitschriften ließ er seit 1801 über 30 selbständige Schriften und Broschüren erscheinen, die theils der Polemik gegen den Protestantismus und der Vertheidigung der katholischen Kirche, theils speciellen durch die Zeitverhältnisse gegebenen Gegenständen des religiösen und socialen Lebens und kirchenpolitischen- Waitzenegger, Gelehrten- und Schriftsteller-Lexikon der deutschen kath. Geistlichkeit, Bd. II (1820), S. 522–524, und Bd. III, S. 587 f. – Katholische Literaturzeitung, hrsg. von F. v. Kerz, Jahrg. 1833, Bd. III, S. 109–116. – G. Riegler, Lorenz Wolf, Pfarrer zu Kleinrinderfeld, nach seinem Leben und Wirken geschildert. Bamberg 1834.