ADB:Wolf, Hermann
Johann, s. u. S. 758), waren beide Professoren der Medicin in Marburg und Leibärzte des L. Moritz, der namentlich, ersteren wegen seiner Vielseitigkeit hochschätzte (er hatte größere Reisen durch Italien und die Schweiz gemacht und war zugleich Physiker, Chemiker und Architekt). Seine Mutter, Christine († 1637), Tochter des Marburger Bürgermeisters Daniel Werner, stand ihrem Manne in seinem Berufe thätig zur Seite. W. wurde am 24. December 1596 geboren, studirte und promovirte in Marburg („de processu judiciario“, Marb. 1620) und trat dann in die Dienste des L. Moritz. Nach dessen Abdankung wurde er Rentmeister und Rath seiner Wittwe, der Landgräfin Juliane, der Gründerin der hessischen Quart (Hessen-Rotenburg). Seine Bedeutung erlangte er aber durch die diplomatischen Verhandlungen, mit denen er betraut wurde, vor allem durch die, welche schließlich zum Bunde zwischen L. Wilhelm und Gustav Adolf führten. Sie wurden auch entscheidend für sein eigenes Leben. Ende 1629 begab er sich im Auftrage der L. Juliane zu den Generalstaaten, mit denen der Abgesandte Gustav Adolf’s, Dietrich v. Falkenberg, wegen eines Offensivbündnisses zu verhandeln hatte, um ihre Hülfe anzurufen. W. fand aber nur bei Falkenberg ein offenes Ohr, der dringend zu einer Sendung an Gustav Adolf rieth. Auf seinen Bericht hin wurde W. – diesmal aber zugleich im Namen des L. Wilhelm, in dessen Dienste er jetzt getreten war, – zum Könige geschickt, den er im November 1630 in Stralsund traf. Gustav Adolf aber forderte offenen Bruch mit dem Kaiser und absolutes Kriegsdirectorium: auf beides konnte sich der Landgraf damals nicht einlassen und erst, als der von Kursachsen berufene Leipziger Convent die erhoffte Einigung der evangelischen Stände nicht brachte, sandte er den Dr. W. abermals zu dem Schwedenkönige mit einem erneuten, für ihn günstigeren Bündnißentwurf. Gustav Adolf genehmigte ihn und der Landgraf schloß persönlich mit ihm am 12 /22. August 1631 in Werben a. Elbe ab. Der König nahm W. in seine Dienste und bestellte ihn zum schwedischen Kriegsrathe bei der hessischen Armee; bald darauf ernannte er ihn zum schwedischen Ambassadeur im fränkischen, westfälischen und niedersächsischen Kreise. Dieser neuen Thätigkeit gab sich W. mit um so größerem Eifer hin, je mehr er von der Nothwendigkeit des Anschlusses von Hessen an Schweden überzeugt war. Gustav Adolf belohnte seine Verdienste dadurch, daß er seinen ältesten Sohn in den Adelstand aufnahm (W. v. Hohenschild). Auch nach des Königs Tode blieb W. ein überzeugter Anhänger der schwedischen Partei, deren Interessen er mit Geschick am Kasseler Hofe fremden Einflüssen gegenüber – namentlich französischen – vertrat. Als aber Schwedens Macht nach dem Zusammenbruche des Heilbronner Bundes mehr und mehr abnahm und Hessen in seiner Isolirtheit – L. Wilhelm allein verweigerte die Annahme des Prager Friedens – keinen Schutz mehr bei den alten Verbündeten fand, konnte W. es nicht hindern, daß Frankreich auch am Kasseler Hofe das Uebergewicht erhielt. Nach des L. Wilhelm Tode (1637) kam es zu keiner förmlichen Erneuerung der Alliance mit Schweden, Amalie Elisabeth begnügte sich mit einer vertrauten Correspondenz, glaubte aber die Interessen Hessens besser durch ein Bündniß mit Frankreich zu wahren. Persönlich blieb sie dem schwedischen Ambassadeur dauernd gewogen und ehrte ihn bei allen Gelegenheiten bis zu seinem in Kassel am 24. December 1645 erfolgten Tode.
Wolf: Hermann W., Dr. jur., hessischer Rath und schwedischer Ambassadeur. Sein Vater (Hermann, † 1620) und sein Oheim (W. war zwei Mal verheirathet: in erster Ehe (1621) mit Sabina Maria († 1631), Tochter des hessischen Amtmanns Heinrich Hund, und in zweiter Ehe (1682) mit Anna Christine († 1649), Tochter des Rentmeisters Justus Andreä [755] zu Wolfhagen und Wittwe des 1626 verstorbenen Lic. jur. Reinhard Klein. Aus beiden Ehen stammten 4 Söhne und 2 Töchter.