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ADB:Wirz, Johannes

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Artikel „Wirz, Johannes“ von Carl Brun in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 43 (1898), S. 535–536, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Wirz,_Johannes&oldid=- (Version vom 25. Dezember 2024, 06:32 Uhr UTC)
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Wirz: Johannes W., Porträt-, Historienmaler und Radirer, geboren am 25. November 1640 in Zürich, † daselbst 1710. W. war der Sohn eines Professors der Theologie. Infolge eines ihm in der Jugend zugestoßenen Unfalls wurde der Knabe einäugig, was nicht verhinderte, daß er sich frühzeitig der Kunst widmete. Seine Lehrer waren Konrad Meyer und Samuel Hoffmann. Von ihnen angeregt, malte W. Bildnisse, besonders solche geistlicher Herren und bekam Lust zum Componieren. Aber gerade als Componist gerieth der Künstler in Conflict mit der katholischen Partei seines Vaterlandes. Sein 1699 erschienenes Büchlein „Effigies justitiae et Torturae“ gefiel dem Stande Appenzell nicht, die von W. bereits 1697 publicirte Serie „Romae animale exemplum“ wurde confiscirt. Ueber das Leben des Meisters sind wir schlecht unterrichtet. Schon Joh. Casp. Füeßlin bemühte sich umsonst, es aufzuklären. Er weiß nur zu melden: „W. liebte die Einsamkeit, war immer tiefsinnig und mürrisch; er lebte auf einem kleinen Landgut, unweit der Stadt, auf seine sehr eigene Weise, und starb im J. 1709“. Im Füßli’schen Künstlerlexikon ist als Todesjahr 1710 angegeben.

Eine gute Auswahl der Radierungen von W. besitzt die Sammlung des Künstlerguts in Zürich.

1. Bildniß des Joh. Conr. Koch „Joann. Conradus Kochius Ecclesiae Scafhusianae antistes ao. Chr. 16 aetat. Coccius, ecclesiae qui fercula dia paravit, aethereoque suas nectare pavit oves; nunc et in angelicis, coeli novus incola, mensis divino Christi pascitur intuitu. J. Wirz fecit“. – 2. Holbein’s Frau und ihre Kinder. Original im Basler Museum: „N. N. Viri incomparabilis, Johannis Holbeni Pictoris excellentissimi Conjux et Liberi. Ein tugentsam Weib ist ein edle gabe und wird dem gegeben der gott fôrchtet. Er sey reich oder arm, so ist ihm ein trost und macht in allzeit frölich. Syrach 26. Johannes Wirz aeri incidit. C. Meyer excudit“. – 3. Holbein’s Venus mit Amor. Original im Museum zu Basel. Von Nagler fälschlich Holbein’s Frau getauft. Unterschrift: „Joh. Holbein pinxit. Johann Wirz aeri incidit. Conrad Meyer excudit“. Fünf passende Sprüche aus der Bibel, aus denen hervorgeht, daß W. das Bildniß ganz richtig deutete: Deut. 23 V. 17; Syrach 19, V. 4, 5; Hebr. 13, V. 4; Jesaie 1; Jeremie 3. – 4. Lob der Liebe. Die Madonna mit dem Kinde. Bezeichnet: „De Lahire inv. Joh. Wirz fecit. Con. Meyer excudit. – 5. „Romae Animale Exemplum: In Apocalypsischen Figuren vnd Erklerungs-Besprechen vber dieselbigen fürgestelt“. Mit dem Titel 43 Bl.; denn die sechs auf die Rückseite des ersten Blattes geklebten Holzschnitte gehören nicht zum Werke. Außerdem führt Nagler noch an: 6. J. H. Heidegger, Prof. der Theologie zu Zürich. – 7. „Effigies justitiae et Torturae“, 1699. Nach W. stachen J. Bodmer und J. Meyer; letzterer das Bildniß von Prof. Joh. Casp. Wolphius.

[536] Das Hauptwerk von Johannes Wirz sind die unter 5 aufgeführten Illustrationen zur Offenbarung des Evangelisten Johannes. Jedem Bilde gab der Illustrator erklärende Verse bei. Daß die römisch-katholische Kirche mit der Auffassung des Meisters nicht einverstanden sein konnte, ist begreiflich; denn W. wurde die Apokalypse, wie Michel Wolgemut und Albrecht Dürer im fünfzehnten Jahrhundert, zu einem Pamphlet. Nicht zu einem solchen gegen die antike Roma; sondern gegen das Papstthum, das, einem falschen Propheten gleich (Bl. 33). „Mit fröschen-g’schrey die welt faltsch lehrt“. Verse wie diese (Bl. 35): „Pabst, menschen, thier; gäist, lumpen, bilder, brot; wein, öl, waß mehr, ehrt d’Römisch kirch als Gott“, mußten höheren Ortes böses Blut machen und erklären zur Genüge, warum die Folge „Romae exemplum animale“ dem Fiscus anheim fiel. W. war eben ein aggressiver Kopf, der nicht nur mit dem Worte, sondern auch mit geistreicher Nadel zu predigen verstand.

Joh. Caspar Füeßlin, Gesch. der besten Künstler in der Schweiz. Zürich 1769, I, 248 f. – Füßli, Künstler-Lexikon. Ausg. v. 1779. S. 714; v. 1811, I, 732; v. 1814, S. 6023. – Nagler, Künstler-Lex. XXI, 556.