ADB:Wingartner, Hans
Luther’s Füßen gesessen hatte und nun in Viborg (Jütland) die reformatorische Lehre verkündigte. Hier in Viborg, das bis dahin noch keine Presse in seinen Mauern gesehen hatte, war es, wo W. zuerst als Drucker auftrat 1528, und sein frühester dortiger Druck war die erste reformatorische Schrift Tausen’s. Als letzterer zur weiteren Verbreitung seiner Lehre 1529 nach Kopenhagen ging, folgte ihm W. bald auch dorthin, 1531 oder 1532, und zwar zu bleibender Niederlassung. In beiden Städten druckte er ganz vorzugsweise Bücher, welche die neue Lehre vertraten, Uebersetzungen von Schriften Luther’s, Bugenhagen’s u. A., dann Flugschriften der dänischen Prädicanten selbst, Katechismen, Kirchenordnungen [428] u. drgl. Wie wichtig seine Presse für diese Bewegung war, mag schon daraus erhellen, daß er zwar nicht der erste, aber damals der einzige Drucker in Kopenhagen und von 1546–1550 der einzige in ganz Dänemark war; und wenn auch auswärtige Druckereien für die Vervielfältigung der evangelischen Schriften herangezogen wurden, wie solche in Malmö, Rostock, Wittenberg, Magdeburg, Leipzig, Hamburg, so kommt der wesentlichste Antheil daran doch W. zu. Die dänische Bibelübersetzung ward freilich nicht von ihm gedruckt, sondern von dem zu diesem Zwecke im J. 1550 nach Kopenhagen berufenen Ludwig Dietz von Rostock. Wingartner’s Presse war dafür wol zu klein. Im ganzen kennt man von unserem Drucker bis zum Jahr 1550 52 Drucke; die spätern, bis 1559, mit welchem Jahr sein Name verschwindet, sind noch nicht zusammengestellt. Ihre Ausstattung ist meist dürftig; auch sein Druckerzeichen ist recht einfach: ein Schild mit den Buchstaben H W, zu beiden Seiten Engelköpfe oder auch Engel, die den Schild halten. Nach seinem Tod wurde die Druckerei, wie es scheint, von einem Sohn fortgeführt; wenigstens ist uns ums Jahr 1570, aber auch noch gegen Ende des Jahrhunderts ein Matthias Vinitor als Drucker und Verleger in Kopenhagen begegnet.
Wingartner: Hans W. (später meist Wingaard, Vingaard, lat. Vinitoris), ein deutscher Buchdrucker in Dänemark, der als solcher der dortigen Reformation wesentliche Dienste geleistet hat. Er stammte, wie aus manchen Schlußschriften seiner Drucke ersichtlich ist, aus Stuttgart und ist wohl eine und dieselbe Person mit dem Joannes weyngart de stokardia, der 1502 in die Wittenberger Matrikel eingetragen wurde. Nach Wittenberg war er aber jedenfalls nicht als Buchdrucker gekommen (obwol auch die Drucker immatriculirt wurden); denn es gab damals noch keine Presse daselbst. Der Eintrag bedeutet vielmehr auch bei ihm die Aufnahme als Student. Erst später also muß er dem Buchdruck sich zugewandt haben, wann und wo, ist unbekannt. Wahrscheinlich aber ging er eben von Wittenberg aus als Drucker nach dem Norden und zwar wohl dorthin berufen durch den Reformator Dänemarks Hans Tausen, der einst zu- Vgl. Aarsberetninger og Meddelelser fra det store k. Bibliothek udg. af Chr. Bruun, 2. Bind, Kjøbenhavn 1875, S. 396–398. – (K. Steiff) Ein Stuttgarter im Dienst der Reformation in Dänemark, in: Schwäb. Merkur 1893, 2. Abth. Schwäb. Chronik S. 263.