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ADB:Willehad

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Artikel „Willehad, Bischof von Bremen“ von Carsten Erich Carstens in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 43 (1898), S. 262–263, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Willehad&oldid=- (Version vom 5. November 2024, 08:23 Uhr UTC)
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Willehad, Bischof von Bremen. Sein Name war ursprünglich Vilhaed, er ist aber in der Geschichte nur bekannt unter dem Namen Willehad, erster Bischof von Bremen. Geboren war er in Northumberland in England ca. 730 aus einer angelsächsischen Familie. Nachdem er es zum Presbyter gebracht, brannte er vor Begier ein Heidenmissionar zu werden und es wurde ihm das denn auch verstattet. Er begann diese Wirksamkeit und nicht ohne Erfolg, zunächst in Dokkum, an dem Ort, wo 755 der heilige Bonifacius als Märtyrer gefallen. Von da zog er weiter nach Ostfriesland und gewann auch hier viele Seelen durch seine Predigt des Evangeliums, aber zugleich auch Feinde, so daß die Absicht kundgegeben ward, ihn zu tödten. Doch wurde durch Majorität beschlossen, das Loos über ihn zu werfen, wie die Sitte es mit sich bringe. (Homeyer, Ueber das germanische Loosen. Bremen 1864.) Er zog nun von hier nach dem Gau Thrianta (Drenthe) und machte von hier aus vielfach Missionsreisen selbst in das Dithmarscher Land hinein. Hier hat er endlich die erste christliche Kirche in Holstein in Melinthorp (Meldorf) gegründet. Nach Einiger Meinung soll das schon 774 geschehen sein, nach neueren Untersuchungen doch wahrscheinlich erst 780. Dieselbe ward freilich schon 782 wieder zerstört. (Bolten, Dithm. Gesch. I, 421. Chalybäus, Gesch. Dithm. Kiel 1888, S. 24.) Karl der Große, der von ihm wol allerlei erfahren, berief ihn [263] zu sich nach Worms 780 und wies ihm seine Wirksamkeit an im Gau Wigmodia an der Weser. Seine Wirksamkeit war hier von Bedeutung und von nicht geringem Umfang. Da trat Widukind, der Herzog der Sachsen, wieder auf und zerstörte die aufsprießende Saat. Die kaum erstandenen Kirchen sinken in Asche und ihre Priester werden verjagt, mehrere derselben, z. B. Atreban in Dithmarschen fallen unter dem Schwert. W. gelang es noch, sich durch die Flucht zu retten. Er ließ sich nun in Ut-Riustri, links von der Wesermündung nieder. In dieser unfreiwilligen Muße wandelte er nach Rom und besuchte auch den König Pippin in der Lombardei. Von da begab er sich in das Kloster Echternach bei Trier und hier sammelten sich um den Meister auch seine Schüler und Genossen. Er beschäftigte sich hier neben ascetischen Uebungen namentlich mit Abschreiben heiliger Schriften. Endlich 785 war der Friede wieder hergestellt. Als W. davon erfuhr, eilte er zum König nach Eresburg, der ihm seinen Wunsch erfüllte, sein Sendamt wiedergab und dazu noch das Kloster Justina als Beneficium. Den Rest seines Lebens lebte er in Frieden, erfreut durch den stetigen Fortgang der Bekehrung und durch Liebe und Achtung. Karl der Große ertheilte ihm, als dem ersten, am 13. Juli 787 zu Worms die Bischofsweihe. Seinen regelmäßigen Wohnsitz hatte W. von nun an in Bremen. Am 1. November 789 errichtete er hier eine stattliche Kirche. Gleich darauf hatte er eine Reise angetreten, auf der er am 8. November plötzlich verstarb in Blexen (bei Vegesack). Seine Leiche ward in Bremen bestattet, wo sie im Dome sich noch befindet. Die Wunder, die man an seinem Grabe zu sehen geglaubt, zeugen von dem hohen Ansehen, in welchem W. bei seinen Zeitgenossen gestanden.

Vita Sc. Willehadi in Th. Caesar triapostolator Septentrionii. Colon. 1642. – Mabillon, Acta SOB. III, 2, 364. – Monumenta German. II, 378. Als Verf. gilt im allgemeinen Ansgar, jedoch haben Dehio, Geschichte des Erzbisth. Hamburg. Bremen 1877, I. Anhang, Bd. II, S. 51 und Wattenbach, Geschichtsquellen, 4. Aufl. S. 201 Zweifel erhoben. Uebersetzt ist die Vita von L. Miesegaes, Bremen 1826 und von Laurent, Berlin 1856. – Adami gesta Hamb. Monumenta Germ. VII, 267. – Moller, Cimr. litt. II, 905. – Kruse im Prov.-Ber. 1826, Bd. I, 6. – Klippel, S. Ansgar. Bremen 1845. – Ebert, Geschichte d. Lit. d. Mittelalters II, 340. – Carstens in Piper’s Evang. Jahrbuch 1863, Nr. 133. – Jensen-Michelsen, Schlesw.-holst. Kirchengeschichte I, 98. – Klippel-Hauck in Herzog’s theol. Realencyklopädie. 2. Aufl. XVII, 143.