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ADB:Wilhelm, Wilhelm

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Artikel „Wilhelm, Wilhelm“ von Friedrich Lauchert in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 43 (1898), S. 228–230, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Wilhelm,_Wilhelm&oldid=- (Version vom 4. November 2024, 21:26 Uhr UTC)
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Wilhelm: Wilhelm W., katholischer Theologe, geboren am 12. Juli 1735 in Mengen, † am 28. August 1790. Seine Gymnasialbildung erhielt er in der Klosterschule zu Hofen am Bodensee (Benedictiner), zu Rottweil bei den Jesuiten und zu Villingen bei den Minoriten; sodann studirte er Philosophie in Augsburg bei den Jesuiten. 1753 trat er als Novize in das Kloster der Augustiner-Chorherren in Kreuzlingen bei Konstanz ein, wo er am 13. Juni 1756 die Gelübde ablegte und darauf im Kloster Theologie studirte. Am 22. December (so nach Klüpfel; nach König am 22. September) 1759 empfing er die Priesterweihe und wurde bald darauf als Bibliothekar und Professor der Philosophie im Kloster angestellt. In dieser Eigenschaft veröffentlichte er sein erstes Buch: „Ichnographia philosophiae Creutzlinganae“ (Konstanz 1764). Nach dieser Zeit wurde ihm auch das Lehramt der Theologie übertragen. 1768 [229] erschien in Konstanz sein Hauptwerk: „Authentia Veteris Testamenti, argumentum demonstrationis criticae contra pseudo-criticos“. Das theils apologetische, theils isagogische Werk, das von der ausgebreiteten Gelehrsamkeit des Verfassers Zeugniß gibt, übrigens unter Anwendung einer nicht sehr glücklichen und geeigneten Methode, verfolgt nach der Einleitung das Ziel, die drei Fragen zu beantworten: 1. Ob es ein geschriebenes Wort Gottes gebe; 2. Ob die Bibel das geschriebene Wort Gottes sei; 3. Wie die Auslegung der Bibel beschaffen sein müsse. Im gleichen Jahre stellte er auch unter dem Titel: „Parerga Authentiae Veteris Testamenti demonstratae theologica“ (Konstanz 1768) in 200 Thesen unter den Gesichtspunkten der drei theologischen Tugenden sein theologisches System zusammen. Die dem Abt Prosper von Kreuzlingen gewidmete Authentia Vet. Test. war zwar mit der Approbation des Konstanzer Ordinariats erschienen; nach Klüpfel’s Andeutung scheint aber der bischöfliche Censor nachträglich noch Bedenken geäußert zu haben, durch die der Abt veranlaßt wurde, W. das Lehramt abzunehmen, worauf er in den nächsten Jahren in Hirschlatt bei Tettnang und Hirschau bei Rottenburg in der Seelsorge verwendet wurde. Hier schrieb er seine „Theologia physica“, die 1772 in Konstanz erschien. Inzwischen wurde er ins Kloster zurückgerufen als Klosterschaffner (Kastner), kehrte aber von diesem ihm wenig zusagenden Geschäfte nach einiger Zeit gern wieder nach Hirschau zurück. Von hier wurde er, als nach der Verordnung der Kaiserin Maria Theresia von 1774 die Patrologie und theologische Litterärgeschichte in den theologischen Studienplan aufgenommen wurde (vgl. Zschokke, Die theol. Studien und Anstalten der kath. Kirche in Oesterreich, 1894, S. 34), und auch in Freiburg ein Lehrstuhl für diese Fächer gegründet wurde, auf den Vorschlag Klüpfel’s für diese Professur nach Freiburg berufen, wo er am 6. December 1774 ankam. Am 19. December hielt er seine erste Vorlesung; am 4. April 1775 erfolgte seine Ernennung zum Ordinarius. Am 16. Mai wurde er zum Doctor der Theologie promovirt und hielt am 18. Mai seine Inauguralrede (Principium solenne) de patrologiae usu in disciplinis theologicis. Um ein Lehrbuch als Grundlage für die akademischen Vorlesungen zu schaffen, verfaßte er gleich im ersten Jahre seines Lehramts seine „Patrologia ad usus academicos“, die er vorschriftsmäßig der Studiencommission in Wien vorlegte und nach erfolgter Approbation zu Freiburg 1775 erscheinen ließ. (Auch in Wien 1776 als „Conspectus patrologiae et hist. litter.“) Als der erste Versuch eines Lehrbuches der Patrologie unter den im 18. Jahrhundert erschienenen Lehrbüchern war das Buch für seine Zeit nicht unverdienstlich. Im J. 1776 übernahm W. zu seinen bisherigen Fächern nach dem Rücktritt des Dominicaners Florian Würth auch den einen der beiden Lehrstühle der Dogmatik. Während kurzer Zeit trug er später auch einmal die Moraltheologie vor. Auch für die Dogmatik begann er ein Lehrbuch auszuarbeiten, dessen erster und allein erschienener Theil zu Freiburg 1779 gedruckt ist: „Theologiae dogmaticae nova methodo tradendae pars prior“. Dieser Theil enthält die Abschnitte de principiis theologicis, de Deo, de Trinitate, de creatione und de Messia, in welchem letzteren Abschnitt auch die wichtigsten messianischen Weissagungen nach dem Hebräischen exegetisch behandelt werden. W. verfolgt das Ziel, nach seiner Methode die Darstellung der Dogmatik zu vereinfachen, von den scholastischen Fragen nach Möglichkeit zu entlasten; er spricht sich auch principiell gegen die scholastische Eintheilung der Dogmatik in acht Tractate aus. Das Buch hat in der Darstellung und in der äußeren Druckanordnung den Vorzug durchsichtiger Uebersichtlichkeit; dabei ist es freilich ziemlich dürftig. Das letzte litterarische Unternehmen Wilhelm’s war seine „Vulgata paraphrastica“, eine lateinische Bibelparaphrase, in welcher der zu Grunde gelegte Text der Vulgata durch im Druck [230] unterschiedene erläuternde Zusätze paraphrastisch erweitert wird; die Absicht dabei war (Vertheidigung S. 30), „das Lesen der Vulgata allen, welche die lateinische Sprache verstehen, kürzer, leichter, bequemer, wohlfeiler und angenehmer zu machen“, als es nämlich für die große Menge solcher Leser bei der Benutzung der größeren französischen Bibelwerke, denen sich W. hauptsächlich anschließt, der Fall ist. Es erschienen jedoch nur die beiden ersten Bändchen, Genesis und Exodus (Konstanz 1786). Eine in den Würzburger gelehrten Anzeigen erschienene unfreundliche Recension veranlaßte die deutsch geschriebene, ebenfalls 1786 gedruckte „Vertheidigung der Vulgata paraphrastica wider den Wirzburgischen Anzeiger, von dem Verfasser derselben“. Als durch das Hofdecret vom 26. August 1788 (vgl. Zschokke a. a. O., S. 62) der Vortrag der Dogmatik auf einen Lehrer beschränkt wurde, wurde W. am Ende des Sommersemesters 1788 in den Ruhestand versetzt. Eine epileptische Krankheit, an der er seit dem gleichen Jahre litt, führte das frühzeitige Ende seines Lebens herbei. Er hinterließ im Manuscript noch mehrere Schriften, die Klüpfel erwähnt, die aber nicht gedruckt worden sind.

Engelbert Klüpfel, Necrologium sodalium et amicorum litterariorum (1809), S. 67–74. – H. Schreiber, Geschichte der Alb.-Ludw.–Univ. zu Freiburg i. B., III. Theil (1860), S. 154 f. – J. König im Freiburger Diöcesan-Archiv, Bd. IX (1875), S. 290–296; Bd. X (1876), S. 291.