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ADB:Wilberg, Christian

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Artikel „Wilberg, Christian“ von Hermann Arthur Lier in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 42 (1897), S. 472–473, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Wilberg,_Christian&oldid=- (Version vom 15. November 2024, 04:15 Uhr UTC)
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Wilberg: Christian W., Maler, wurde am 20. November 1839 zu Havelberg in der Mark geboren. Zum Stubenmaler ausgebildet, lebte er bis zum Jahre 1861 in seiner Vaterstadt. In dem genannten Jahre aber siedelte er nach Berlin über, um sich in dem Atelier des Landschaftsmalers Eduard Pape als Kunstmaler auszubilden. Nachdem er bei Pape anderthalb Jahre gearbeitet hatte, trat er auf dessen Rath in das Atelier des Decorationsmalers Paul Gropius ein, wo er sich schöne Kenntnisse in der Perspective und in der Architekturmalerei erwarb. Seine Ausbildung vollendete er seit dem Jahre 1870 unter der Leitung Oswald Achenbach’s in Düsseldorf. Hierauf folgten Studienreisen in Norddeutschland und ein zweijähriger Aufenthalt in Italien, wo sich W. namentlich durch Venedig fesseln ließ. Nach Deutschland heimgekehrt, nahm er seinen Wohnsitz in Berlin, von wo aus er wiederholt Italien besuchte. Sein Lieblingsfeld wurde das italienische Architekturbild. Am besten gelang ihm die [473] Wiedergabe prachtvoller Innenräume von Kirchen und Domen, deren magische Beleuchtung durch einfallendes Sonnenlicht er überaus glänzend zu veranschaulichen wußte, wie er sich auch auf die Darstellung des verschiedenartigsten Materials von Gold, Marmor und Holz verstand. Zu seinen bedeutendsten Schöpfungen in dieser Art gehören einige Innenansichten der Marcuskirche in Venedig und der Capella Palatina in Palermo. Für die Berliner Fischereiausstellung im J. 1880 malte er ein Panorama des Golfes von Neapel, das seinen Namen zum ersten Male in weiteren Kreisen bekannt machte. Im J. 1879 begleitete er den Director der Berliner Antikensammlung Professor Conze auf einer Reise nach Pergamon. Die Frucht derselben war eine Reihe von Skizzen nach der dortigen Akropolis, die er zum Theil für Gemälde verwerthete. Er hatte sich ein umfassendes Wissen in der antiken Baukunst angeeignet und verwandte es zu selbsterdachten Reconstructionen römischer Bauwerke, unter denen die für das Café Bauer in Berlin angefertigten idealen Wandgemälde jedermann bequem zugänglich sind. Weniger leicht ist das der Fall bei den Freskobildern im Hofe des Palais Thiele-Winkler und des Pringsheim’schen Hauses in Berlin. Für die Ausschmückung der Aula in der königl. technischen Hochschule zu Charlottenburg entwarf er im J. 1881 die Skizzen zu fünf großen Lünettenbildern, in denen er die hervorragendsten Bauwerke der verschiedenen Stilperioden in landschaftlicher Umgebung zu schildern bestrebt war. Seine letzte größere Arbeit war das große Panorama der Thermen des Caracalla, das er für die Berliner Hygieneausstellung des Jahres 1882 zu malen unternahm. Fast vollendet, wurde es durch das in der Ausstellung am 12. Mai ausgebrochene Feuer ein Raub der Flammen. W. hatte nur noch Zeit, die Skizzen und Zeichnungen in Sicherheit zu bringen. Einige Tage nach dem Brande unternahm er in Begleitung von Anton von Werner und Ludwig Pietsch eine Reise nach Frankreich, um die Gegend von Sedan kennen zu lernen, die er für das Panorama der Schlacht bei Sedan darstellen sollte. Zunächst jedoch besuchte er Paris, wo ihn der Tod nach nur zweitägigem Krankenlager am 3. Juni 1882 ereilte. Im October und November desselben Jahres veranstaltete die Direction der Nationalgalerie in Berlin eine Sonderausstellung von Werken Wilberg’s, die nicht weniger als 677 seiner Arbeiten umfaßte. Aus ihr ging ein Oelbild: Villa Mondagrone und eine Anzahl Oelskizzenstudien in Wasserfarben und Bleistiftzeichnungen in den Besitz der Nationalgalerie über, welche auch die Entwürfe für die Charlottenburger Lünettenbilder bewahrt. Der Dresdener Galerie wurde im J. 1883 ein Bild Wilberg’s „Memento Mori“, Motiv aus dem Sabinergebirge, als Geschenk überwiesen. W. hat sich auch als Lehrer bedeutende Verdienste erworben. Vom 1. März 1877 an vertrat er Albert Hertel als Leiter des Landschaftsateliers an der Berliner Akademie der bildenden Künste, und am 1. April 1878 wurde ihm die Leitung dieser Classe der Akademie definitiv übertragen.

Vgl. Der Bär, Illustrirte Wochenschrift. VIII, 542, 543. Berlin 1882. – Beiblatt zur Zeitschrift für bildende Kunst. XVII, 543–546, 560, 561. Leipzig 1882; XVIII, 1–5. Leipzig 1882. – A. Rosenberg, Geschichte der modernen Kunst. III, 261, 262. Leipzig 1889. – A. von Werner, 1896. Ansprachen und Reden. Berlin. S. 237, 238.