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ADB:Wibmer, Karl August

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Artikel „Wibmer, Karl August“ von Julius Pagel in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 42 (1897), S. 303–304, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Wibmer,_Karl_August&oldid=- (Version vom 24. Dezember 2024, 18:26 Uhr UTC)
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Wibmer: Karl August W., Arzt und Medicinalbeamter, geboren am 27. October 1803 in München und daselbst am 30. August 1885 verstorben, studirte seit 1823 in Landshut die Heilkunde und erlangte 1826 mit der Inauguralabhandlung „Tractatus de morbo“ die Doctorwürde. Dann begab er sich auf eine längere wissenschaftliche Reise nach Wien, Berlin und Paris und ließ sich 1828 als Arzt in seiner Vaterstadt nieder. 1829 habilitirte er sich auf Grund seiner Abhandlung „Commentatio med. de effectu generali remediorum ac venenorum in organismo animali“ ebendaselbst als Universitätsdocent für Arzneimittellehre und Toxicologie. 1832 folgte er einem Rufe als erster Leibarzt des Königs Otto von Griechenland, sowie als Chef des gesammten Medicinalwesens dieses neu gebildeten Königreiches nach Athen, wo er bis 1839 eine rege Wirksamkeit entfaltete, um dann aus Gesundheitsrücksichten (infolge wiederholter Wechselfieberanfälle) diesen Ort zu verlassen und in seiner Heimath die frühere Thätigkeit als Arzt und Docent wieder aufzunehmen. 1841 wurde er hier zum Assessor am Medicinal-Comité und 1854 zum Kreis-Medicinalrath für Oberbaiern ernannt. W. hat sich sowohl durch seine wissenschaftlichen wie namentlich durch seine amtlichen Leistungen in Griechenland und in seiner Heimath einen geachteten Namen gemacht. In ersterer Beziehung sind seine toxicologischen Arbeiten bemerkenswerth. Auf Grund einer Reihe kleinerer, in J. A. Buchner’s Repertorium für die Pharmacie publicirter Detailstudien schuf er in den Jahren 1831–42 ein fünfbändiges Werk, betitelt: „Die Wirkung der Arzneimittel und Gifte im gesunden thierischen Körper“, das sowohl durch die Fülle der historischen und litterarischen Angaben wie durch neuere Untersuchungen zum Nachweis des Bleis und anderer Metallpräparate im thierischen Körper bleibenden Werth besitzt. Außerdem schrieb W. noch eine [304] populäre Anweisung zu passendem Verhalten während einer Choleraepidemie (aus Anlaß der bekannten Cholerainvasion von 1831), ferner eine „Medizinische Topographie und Ethnographie der k. Haupt- und Residenzstadt München“ (München 1863) und „Beiträge zur med. Statistik der Stadt München“ (Bayr. ärztl. Intelligenzblatt 1870 Nr. 19). In den letztgenannten Arbeiten lieferte W. die Resultate seiner während der langjährigen Medicinalbeamtenthätigkeit mit einem reichhaltigen Material speciell der Darstellung der Krankheits- und Sterblichkeitsverhältnisse der Stadt München, sowie den Volkskrankheiten überhaupt zugewendeten Studien. Auch um die Reformation der Medicinalverhältnisse Griechenlands hat sich W. ein großes Verdienst erworben. Er sorgte für die Heranziehung von Aerzten, an denen es in Griechenland mangelte, widmete seine Aufmerksamkeit der Bekämpfung der grassirenden Epidemieen von Typhus, Malaria und Pest. Aus Anlaß der 1837 auf der Insel Poros aufgetretenen Pest, der letzten europäischen, publicirte er in griechischer Sprache eine Abhandlung darüber (Athen 1837). Seinen großen Wohlthätigkeitssinn bekundete W. durch Gründung einer Heilanstalt für kranke Kinder aus eigenen Mitteln (1831), eines Vereins zur Einrichtung von sogen. „Kinderkrippen“ (Bewahranstalten), für die er namhafte Beiträge spendete.

Vgl. Seitz im Biogr. Lexicon hervorr. Aerzte VI, 261.