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ADB:Weingärtner, Johann Christoph

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Artikel „Weingärtner, Johann Christoph“ von Moritz Cantor in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 41 (1896), S. 503–504, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Weing%C3%A4rtner,_Johann_Christoph&oldid=- (Version vom 4. November 2024, 21:44 Uhr UTC)
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Weingärtner: Johann Christoph W., Theologe und Mathematiker, geboren am 3. October 1771 zu Erfurt, † ebenda am 19. Februar 1833. Die Familie Weingärtner war eine Erfurter Prediger- und Lehrerfamilie. Urgroßvater, Großvater und Vater hatten diesem Stande angehört, und so war es nur natürlich, daß auch Johann Christoph W. für denselben erzogen wurde. In der Stadtschule, dann in dem evangelischen Rathsgymnasium und durch besonderen Unterricht des Vaters vorgebildet, wurde er schon im Herbst 1787 an der Universität Erfurt als Theologe immatriculirt, hörte aber auch mathematische Vorlesungen, da er bereits auf dem Gymnasium eine vorherrschende Neigung zu dieser Wissenschaft an den Tag gelegt hatte. Von 1789 bis 1791 setzte er seine Studien in Jena fort und kehrte dann nach Erfurt zurück, wo sein Vater eben zum Pastor an St. Michael ernannt worden war. Er unterstützte als Candidat seinen Vater im Predigeramte, bis dieser 1793 starb, dem 22jährigen Sohne als ganzes Erbtheil die Fürsorge für zwei jüngere Geschwister hinterlassend. W. suchte zunächst durch Privatunterricht den gemeinsamen Unterhalt zu bestreiten, dann seit 1794 als Conrector an der Predigerschule und Hülfsprediger. Daneben ertheilte er seit 1796 am Trommsdorff’schen pharmaceutischen Institute (s. A. D. B. XXXVIII, 641–644) mathematischen Unterricht und war mit Trommsdorff an der Herausgabe der „Monatsschrift zur Aufklärung für den Bürger und Landmann“ betheiligt. Fügen wir hinzu, daß W. 1801 doctorirte, so mag man entnehmen, daß er seinem schwächlichen Körper viel zumuthete. Er stand im Begriffe sich an der heimathlichen Universität als Mathematiker zu versuchen, als ihm 1801 in dem Dorfe Schwerborn eine Pfarrei angetragen wurde, deren bescheidene aber gesicherte Stellung er vorzog, trotzdem schon im vorausgegangenen Jahre 1800 sein zweibändiges „Lehrbuch der combinatorischen Analysis nach der Theorie des Herrn Professor Hindenburg“ erschienen war, welches ihm bei dem damals unbestrittenen Uebergewichte der Combinatoriker an deutschen Hochschulen die akademische Laufbahn zu ebnen sehr geeignet war. Auch von Schwerborn aus war W. in ähnlicher Richtung thätig und gab 1802 in den Schriften der Erfurter Akademie eine „Darstellung der Grundlage der Derivationsrechnung von Lagrange und Arbogast“ heraus. In der Mitte des Jahres 1805 wurde W. zum Pfarrer in Egstedt gewählt. Dort entstanden zwei Bände „Deutliche und gründliche Anleitung zur Rechenkunst und Meßkunst und zu der gemeinnützigsten Anwendung derselben“. Dort verheirathete sich auch W. mit einer Kaufmannstochter aus Erfurt. Diese neu [504] angeknüpften Beziehungen verhalfen ihm wol mit dazu, daß er 1812 von der Kaufmannsgemeinde in Erfurt zum Diakonus gewählt und in festlicher Weise dorthin abgeholt wurde. Er trat wieder als Lehrer in das Trommsdorff’sche Institut ein, wurde Professor in der philosophischen Facultät, später Professor der Theologie. Seit 1815 bis zu seinem Tode war er Pfarrer, 1820 Oberlehrer für den mathematischen Unterricht am neuen Erfurter Gymnasium, später Oberaufseher über die städtischen Lehranstalten. Der Erfurter Zeit gehören noch einige mathematische Programme an. Alle seine Schriften weisen W. eine ehrenvolle Stellung unter den Combinatorikern an.

Mensing, Weingärtner’s Lebensbeschreibung, 1834. – Neuer Nekrolog d. Deutschen XI, 130–134.