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ADB:Weigel, Johann August Gottlob

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Artikel „Weigel, Joh. Aug. Gottlob“ von Karl Friedrich Pfau in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 41 (1896), S. 469–471, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Weigel,_Johann_August_Gottlob&oldid=- (Version vom 3. November 2024, 21:53 Uhr UTC)
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Weigel: Joh. Aug. Gottlob W., Buchhändler und Kunstkenner in Leipzig und Begründer der Buchhändlerfamilie Weigel in Leipzig. Geboren am 23. Februar 1773 zu Leipzig, erlernte er in seiner Vaterstadt das Buchhändlergewerbe und übernahm, der Lehre kaum entwachsen, im J. 1793 die Leitung [470] der ehemaligen, daselbst bestehenden, Müller’schen Buchhandlung. Neben dieser geschäftlich selbständigen Stellung gründete er bereits im J. 1795, in welchem Jahre ihm auch das Amt eines Universitätsauctionators übertragen worden war, ein eigenes Geschäft, das sich vorzugsweise mit dem Verkaufe antiquarischer Bücher beschäftigte.

Das neu begründete Geschäft gelangte rasch zu Ansehen und Ruf, wofür die von ihm herausgegebenen Werke: „Apparatus litterarius“ (Leipzig 1807, letzte Auflage 1834), sowie der „Index librorum bibliophili Weigelii“ (ebenda 1838) ein treffliches Zeugniß ablegen. Gleichzeitig verband er mit seinem Geschäfte ein sogenanntes Auctionsinstitut, das als erstes Institut dieser Art in Deutschland in kurzer Zeit zu einer sehr großen Blüthe gelangte, besonders unterstützt durch die damalige Säcularisirung der Klöster, wodurch eine ganze Reihe werthvollster litterarischer Erzeugnisse zum öffentlichen Verkaufe gelangten. Neben alle dem fand W. noch Zeit genug sich dem Verlage zu widmen, und es zeigt von einer entschiedenen geistigen Ueberlegenheit, daß er in allen seinen geschäftlichen Obligenheiten nur das Beste und Gediegenste zu schaffen wußte. Besonders widmete er sich als Verleger der Herausgabe von Werken auf dem Gebiete der classischen Philologie, wofür die Leipziger Hochschule ihm die größte Anregung und den weitesten Stoff zu bieten vermochte. Thatsächlich vereinigten sich um ihn auch die meisten Gelehrten und Anhänger dieser Disciplin, denen W. durch sein energisches und intelligentes Wesen den fruchtbarsten Stoff zu bieten vermochte. Die Früchte dieser Thätigkeit traten bald zu Tage.

Werke wie „Longinus“, herausgegeben von Weiske, „Euripides“ von Matthäi, „Plato“ von Stallbaum und andere mehr verdanken jener Periode ihr Entstehen. Nebenbei bethätigte er einen, damals nahezu unbekannten, Sammlergeist, der in einer vorzüglichen und, in seiner Art fast einzig dastehenden, Sammlung von Originalhandzeichnungen, Gemälden, Kupferstichen, Radirungen und xylographischen Schöpfungen zum Ausdruck gelangte. Auf allen diesen Gebieten ist W. nahezu vorbildlich für spätere Generationen geworden, und in der Herausgabe eines Werkes: „Aehrenlese auf dem Felde der Kunst“ (3 Abtheilungen, Leipzig 1836–1845) übergab gewissermaßen der unermüdlich thätige Mann das Facit seiner Arbeit der Nachwelt, denn schon im nächsten Jahre – 1846 – verschied W.

Schon seit 1839 hatte sich W. von der rein geschäftlichen Thätigkeit zurückgezogen und seinem jüngsten Sohne – Theodor Oswald W. – geboren am 5. August 1812, die Führung des Geschäftes übertragen, das dieser unter seinem Namen T. O. Weigel weiter fortführte. Er bestrebte sich mit ebenso viel Fleiß wie Sachkenntniß den Spuren des Vaters weiter zu folgen, und seiner aufopfernden Thätigkeit gelang es, das Geschäft zu neuer Blüthe und zu größerem Umfange zu bringen. Insbesondere pflegte er das Verlags- und Commissionsgeschäft und der Specialrichtung seines Vaters – classische Philologie – fügte er noch Kunstwissenschaft, Geschichte, Theologie und Naturwissenschaften hinzu.

Aus der Periode seiner Thätigkeit sei nur hervorgehoben das sich inhaltlich wie künstlerisch auszeichnende Werk: „Foerster’s Denkmale deutscher Baukunst, Bildnerei und Malerei“ (12 Bde., 1855–1868, mit ca. 600 Tafeln). Indessen hierauf beschränkte sich die Thätigkeit T. O. Weigel’s noch nicht. In Verbindung mit A. Zestermann versuchte er die Schätze seiner Bibliothek durch Herausgabe des Werkes: „Die Anfänge der Druckerkunst in Bild und Schrift“ (12 Bde., Leipzig 1866 mit 145 facsimilirten Tafeln) den weitesten Kreisen zugänglich zu machen. Ebenso war das bedeutsame Werk: „Autographen-Prachtalbum“ (Leipzig 1848/49) lediglich das Resultat seines Sammlergeistes.

[471] T. O. Weigel’s Thätigkeit gelang es, seiner Handlung einen Weltruf zu verschaffen, und als er am 2. Juli 1881 – in Hosterwitz bei Pillnitz – verschied, durfte er mit Genugthuung auf die Erfolge seines arbeitsvollen Lebens blicken, denn seine Arbeit war nicht nur für die Gegenwart bestimmt, sondern sollte fruchtbringend in der Zukunft weiterwirken. Nach seinem Tode übernahm sein Sohn, Felix Oswald W. – geboren am 9. September 1848 – das Antiquariats- und Auctionsgeschäft und führte dieses unter seinem Namen: „Oswald Weigel“ weiter fort. Die übrigen Geschäftszweige blieben zunächst Eigenthum der Erben T. O. Weigel’s, bis im J. 1888 das Commissionsgeschäft der Firma an Fr. Volckmar und das Verlagsgeschäft an Chr. Herm. Tauchnitz käuflich übergingen, durch welche Theilung bedauerlicher Weise das ehemals berühmte und angesehene Geschäft seiner theilweisen Auflösung entgegenging und jetzt in anderem Besitze und unter getheiltem Umfange weiter fortbesteht.

Rudolf W. – geboren am 19. April 1804 –, der älteste Sohn Joh. Aug. Gottlob Weigel’s, begründete gleichfalls – 1831 – in Leipzig eine Kunsthandlung, deren Aufgabe lediglich in der Pflege der künstlerischen Beziehungen bestand. Der von ihm in den Jahren 1833 bis 1867 herausgegebene Kunstlagerkatalog – Abthlg. 1–35 – liefert ein untrügliches Zeugniß von dem Fleiß und der Emsigkeit, mit welcher W. sich seinen Berufspflichten widmete. Neben seiner geschäftlichen Thätigkeit bethätigte er sich auch litterarisch in weitestem Umfange. So entstammt die Litteratur zu Rumohr’s Holbein und die Supplemente zu Bartsch’s Peintre graveur seiner Feder. Ebenso gab er das Sammelwerk: „Holzschnitte berühmter Meister“ (Leipzig 1851–1854) heraus, das auf 74 Tafeln (Facsimiles) und mit begleitendem Text, ein schönes Zeugniß von der ästhetischen Durchbildung Weigel’s lieferte. Nach dem Tode Rudolf Weigel’s theilte sich das bisher so umfangreiche Geschäftshaus: ein Theil des Verlages ging an die Verlagsfirmen Hermann Vogel und Joh. Ambrosius Barth über. Seine eigenen Unternehmungen trugen durchaus den Stempel eigener Thätigkeit, und eine ganze Reihe von Zusätzen und kunsthistorischen Beiträgen zu den Werken seines Verlages können als vollgültiger Beweis für die ausdauernde ersprießliche Thätigkeit Rud. Weigel’s gelten.