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ADB:Weenix, Giovanni Battista

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Artikel „Weenix, Giovanni Battista“ von Hermann Arthur Lier in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 41 (1896), S. 417–419, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Weenix,_Giovanni_Battista&oldid=- (Version vom 24. Dezember 2024, 17:40 Uhr UTC)
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Weenix: Giovanni Battista W., Maler, wurde nach der Angabe Houbraken’s, der uns ziemlich eingehend über ihn berichtet, im J. 1621 zu Amsterdam geboren. Er sollte Buchhändler werden, zeigte aber ebensowenig für diesen Beruf wie für den eines Leinwandhändlers, den er später vorübergehend ergriff, Neigung, sondern ruhte nicht, bis er bei einem Maler in die Lehre kam und sein künstlerisches Talent ausbilden durfte. Als sein erster Lehrer wird Jan Milker genannt, ein Maler, von dem wir nicht viel wissen. Dann bekam Abraham Bloemaert und namentlich Nicolas Moyart großen Einfluß auf ihn. Im J. 1639, also erst achtzehn alt, heirathete er Josina, die Tochter des Landschaftsmalers Gillis Hondecoeter, die ihm im J. 1640 in Amsterdam einen Sohn, den später berühmt gewordenen Maler Jan W., gebar. In den Jahren 1643 bis 1647 weilte er in Italien, wo er Mitglied der niederländischen „Schilderbent“ war und als solcher den Beinamen „Ratel“ erhielt. Er lebte damals in glänzenden Verhältnissen, da der Kardinal Giovanni Battista Pamfili, der spätere Papst Innocenz X., sich seiner auf das lebhafteste annahm, ihm einen Jahresgehalt auswarf und ihn zum Bleiben in Italien zu bestimmen [418] suchte. W. kehrte jedoch auf das Drängen seiner Frau nach Holland zurück, ließ sich in Amsterdam nieder, siedelte aber bald nach Utrecht über, wo wir ihn im J. 1649 unter den Vorstandsmitgliedern der Lucasgilde verzeichnet finden. Dann bezog er das Adelsschloß ter Meij, zwei Stunden von Utrecht, und starb hier bereits im J. 1660. – W. war ein äußerst vielseitiger Meister, der mit gleicher Meisterschaft die Reize der italienischen Natur und das italienische Volksleben, wie Stillleben im nordischen Geschmack, Hühnerhofdarstellungen und Interieurs wiederzugeben verstand. Am liebsten entnahm er seine Stoffe dem Volksleben seiner Zeit, stattete seine Gemälde mit Säulenruinen und Prachtbauten aus und verlegte sie in die Nähe des belebten Seestrandes. Seine Bilder sind in den europäischen Sammlungen häufig zu finden. Am besten ist er in dem Antwerpener Museum, im Louvre zu Paris, in der Eremitage und in der Akademie zu St. Petersburg, im Stockholmer Museum, in der Kunsthalle zu Karlsruhe, in der Akademie und der Liechtenstein-Galerie zu Wien, sowie in den Sammlungen des Stafford House und des Herford House zu London vertreten. Das in Dresden aufbewahrte Hühnerhofbild läßt deutlich erkennen, wie es möglich war, daß er der Lehrer seines Sohnes Jan und seines Neffen, des berühmten Hühnerhofmalers Melchior d’Hondecoeter, werden konnte.

Jan W. wurde im December 1640 in Amsterdam geboren und kam dann mit seinen Eltern nach Utrecht, wo er den Unterricht seines Vaters genoß. Er erscheint hier in den Jahren 1664 bis 1668 als Mitglied der Lucasgilde. Hierauf siedelte er nach Utrecht über, wo wir ihn in den Jahren 1679, 1680 und 1688 als Einwohner angeführt finden, und lebte dann eine Zeit lang am Hofe des Kurfürsten Johann Wilhelm von der Pfalz zu Düsseldorf, für dessen Schloß Bensberg bei Köln er in den Jahren von 1702 bis 1712 eine Reihe seiner besten Bilder schuf, die heute zum größten Theil in der alten Pinakothek zu München, sowie in den Galerien zu Augsburg und Schleisheim aufbewahrt werden. Ebenso decorirte er eine Anzahl Häuser von Amsterdam mit auserlesenem Geschmack, doch hat sich in keinem davon dieser künstlerische Schmuck erhalten. W. starb in seiner Vaterstadt Amsterdam am 20. September 1719. In seinen frühesten Bildern erweist er sich als der Nachahmer seines Vaters und seines Onkels Gijsbert d’Hondecoeter, doch scheinen auch Meister wie Elias Vonck und Matthijs Bloem Einfluß auf ihn gewonnen zu haben. Jedenfalls sind die Seehafenbilder von seiner Hand, auf denen die Staffage dem bunten Volkstreiben des Südens entlehnt ist, den Darstellungen seines Vaters so ähnlich, daß sie diesem vielfach zugeschrieben wurden, weshalb hier nur die Chronologie entscheiden kann. Später malte er mehrere tüchtige Porträts, darunter das 1697 entstandene Bildniß der Herzogin Elisabeth Charlotte, der Gemahlin Philipp’s von Orleans, im Berliner Museum. Seine Hauptleistungen aber wurden die Stillleben, bei denen er das Hauptgewicht auf die Wiedergabe des todten Wildes legte, das er auf einem ausgedehnten landschaftlichen, meist parkartigen Hintergrunde anzuordnen und mit todtem Geflügel, Früchten und Blumen, wol auch mit Jagdgeräthen zu umgeben liebte. Bilder dieser Art besitzen fast alle größeren Sammlungen. Am besten ist er in München, Schleisheim und Wien vertreten, doch dürfen auch seine Gemälde im Rijksmuseum zu Amsterdam und in den Sammlungen in Haarlem und im Haag nicht übersehen werden. Seine wenigen Radirungen gehören wie diejenigen seines Vaters zu den größten Seltenheiten.

Vgl. A. Houbraken, De groote schouburgh. 2. Druck. In’s Gravenhage 1753. II, 77–83. – R. Dohme, Kunst und Künstler des Mittelalters und der Neuzeit I, 2. Nr. 32–35. S. 96–99. Leipzig 1878. – [419] Julius Meyer, Königl. Museum zu Berlin. Beschreibendes Verzeichniß der Gemälde. 2. Aufl. Berlin 1883, S. 520–523. – A. Woltmann und K. Woermann, Geschichte der Malerei III, 571–574. – (Bredius et Hofsteede de Groot), Musée royale de La Haye (Mauritshuis), Catalogue raisonné des tableaux et des sculptures 1895. La Haye. S. 473, 474.