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ADB:Wedell, Heinrich von

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Artikel „Wedell, Heinrich von“ von Bernhard von Poten in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 41 (1896), S. 408–409, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Wedell,_Heinrich_von&oldid=- (Version vom 25. Dezember 2024, 06:51 Uhr UTC)
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Wedell: Leopold Heinrich v. W. (Wedel), königl. preußischer General der Cavallerie, am 26. Mai 1784 zu Magdeburg geboren, trat 1796 beim Infanterieregimente Prinz Ludwig Ferdinand von Preußen (Nr. 20) in den Dienst, ward am 6. Januar 1800 zum Secondlieutenant befördert, kam während des Krieges von 1806/7 in Beziehungen zu Schill, zu dessen Husaren er am 28. November 1807 versetzt wurde, war dann inactiv und schloß sich, als Schill am 28. April 1809 von Berlin aufgebrochen war, diesem an. In dem am 15. Mai bei Dodendorf gelieferten Gefechte befehligte er die an dem letzteren theilnehmende Infanterie, 64 Mann stark, schlecht bewaffnet und ausgerüstet. Vergeblich suchte er mit diesen Dodendorf zu nehmen; sein Angriff mißlang und verwundet fiel er in Feindes Hand. Er wurde nun durch eine Reihe von Gefängnissen nach Frankreich und, nachdem er vierzehn Monate in Sedan eingekerkert gewesen war, in das Bagno, zuerst nach Toulon, dann nach Cherbourg gebracht. Acht Monate verlebte er hier unter den Galeerensclaven, bis es den Bemühungen des preußischen Gesandten zu Paris, General v. Krusemark, gelang, seine Rückversetzung in das Gefängniß zu Sedan zu bewirken (G. Bärsch, Ferdinand v. Schill’s Zug und Tod im Jahre 1809, S. 287. Leipzig 1860). Erst als Preußen Truppen zum Kriege gegen Rußland stellte, willigte Napoleon in Wedell’s Auslieferung, worauf dieser am 17. Juli 1812 als aggregirter Premierlieutenant zum Schlesischen Schützenbataillon, aber schon nach kurzer Zeit zur Garde-Ulanenescadron kam. Als der Krieg von 1813 ausbrach, wurde er Rittmeister bei der 1. Garde-Volontär-Jägerescadron, am 1. October Commandeur der Gardekosakenescadron und nach der Rückkehr aus dem Felde Major beim Garde-Ulanenregimente, nach Beendigung des Feldzuges von 1815 aber, an dem die Garde keinen Antheil hatte, am 5. August etatsmäßiger Stabsofficier des 7. Ulanenregiments, welches zunächst den in Frankreich verbleibenden Besatzungstruppen angehörte und dessen Garnison später Bonn wurde. 1827 erfolgte seine Beförderung zum Commandeur des 5. Ulanenregiments in Düsseldorf, am 18. August 1837 die zum Commandeur der 10. Cavalleriebrigade in Posen, am 30. October 1844 die zum Commandeur der 4. Division in Bromberg. Am 22. März 1845 wurde er Generallieutenant, am 4. März 1852 unter Ernennung zum Generaladjutanten Gouverneur der Festung Luxemburg, im J. 1855 General der Cavallerie.

Während des Aufenthalts in Luxemburg wurde dem hochstehenden General eine glänzende Genugthuung für die dem jungen Lieutenant dermaleinst in Frankreich widerfahrene übele Behandlung und zugefügte Unbill. Friedrich Wilhelm IV. [409] hielt es, wie die an W. gerichtete Cabinetsordre sagt, für militärisch und politisch wichtig, daß dieser den Revuen in den Lagern von Saint-Omer, Beverloo und Utrecht beiwohne und sandte ihn zum Napoleonstage nach Paris, um sich aus jenem Anlasse beim Kaiser zu melden. Napoleon III. empfing ihn mit großer Auszeichnung und erwies ihm mancherlei Aufmerksamkeiten. Den Orden der Ehrenlegion erhielt W. nicht, der Grund aber, aus welchem die Verleihung unterblieb, war – nach des Generals eigener Auffassung – nicht, wie vielfach behauptet wird, der, daß der Orden dem ehemaligen Sträfling vorenthalten werden müsse, sondern es stand der Umstand entgegen, daß kurz vorher ein bei einer ähnlichen Gelegenheit in Preußen befindlich gewesener Officier hatte abreisen müssen, ohne einen solchen erhalten zu haben. Dagegen verehrte der Kaiser dem General, als ein Zeichen seiner persönlichen Werthschätzung und um ihm ein Andenken an seinen Aufenthalt in Paris zu bieten, ein Paar sehr schöne Pistolen. Mit dem T. F. (travaux forcés) der Galeerensclaven ist Lieutenant v. W. nicht gebrandmarkt worden (Mittheilungen der Adoptivtochter des Generals, Frau M. v. Natzmer).

Am 1. Juli 1860 in den Ruhestand getreten, starb General v. W. am 22. Januar 1861 zu Berlin.