ADB:Wandalbert
K. Pippin gestiftet, war damals sehr angesehen und wurde 833 zum Aufbewahrungsort des jungen Karl (des Kahlen) ausersehen, Kaiser Lothar beschloß hier 855 als Mönch sein Leben. Mit den westfränkischen Kirchen und Schulen war man hier in lebhafter Verbindung, und wenn auch in Prüm selbst die Wissenschaft geschätzt wurde, so wird doch W. auch andere Schulen besucht haben, was auch bei Mönchen damals nicht selten war. Er hat sich eine ganz ungewöhnliche Sicherheit und Gewandtheit im lateinischen Ausdruck erworben, namentlich auch im metrischen, und wußte die verschiedenen schwierigen Versformen, welche er bei Prudentius vorfand, mit großer Geschicklichkeit anzuwenden. Gedichte populärer Art, mit denen er nach der Gunst der Menge gestrebt habe, erwähnt er selbst, aber wir haben nichts davon. Im J. 829 gab ihm sein Abt Markward, ein einsichtiger Kenner und Förderer höherer Bildung, den Auftrag, das Leben des h. Goar neu zu bearbeiten, denn die von diesem gestiftete Zelle gehörte dem Kl. Prüm. Er hat es stilistisch aufgeputzt sammt den darin berichteten Wundern, und dazu die seit 765 neu berichteten hinzugefügt, gut geschrieben und nicht ohne geschichtlichen Werth; namentlich auch in dem Schlußwort über die Erwerbung von St. Goar und die Behauptung des bestrittenen Besitzes durch einen Spruch Karl’s des Großen. Eine größere Aufgabe stellte ihm, als er sich in Köln befand, der oben erwähnte Otrich, nämlich ein Martyrologium in Versen, wol ohne Zweifel, um die Namen der Heiligen und ihre Folge dem Gedächtniß leichter einzuprägen; das fertige Werk sandte er 848 an Otrich und fügte auch eine poetische Widmung an Kaiser Lothar hinzu. Als Dichtwerk ist das Martyrologium kaum genießbar, unter den verschiedenen Beigaben aber zeichnet sich eine über die 12 Monate durch sehr gelungene [139] Schilderungen aus dem Landbau und der Jagd aus. Leider ist sonst nichts über diese merkwürdige Persönlichkeit bekannt.
Wandalbert, Mönch im Kl. Prüm, wurde 813 geboren, wir wissen nicht wo, aber er bezeichnet sich als aus der Ferne stammend, rühmt den Diakonus Otrich, augenscheinlich einen angesehenen Mann, weil er sich seiner, des Fremdlings, angenommen habe. In seinen Versen über den Landbau hat er, wie er sagt, das gallische Land zum Vorbild genommen, und da er auch zu dem berühmten Subdiakonus Florus in Lyon nähere Beziehungen hatte, so mag er wol aus dem Westreich gekommen sein, wenn auch das Rheinland gelegentlich Gallien genannt wird. Dafür scheint auch die Stelle der Mir. S. Goaris zu sprechen, worin er den wüthenden Haß eines vornehmen Deutschen gegen alle Romanae nationis ac linguae homines erwähnt. – Das Kloster Prüm, von- Ausg. der V. S. Goaris bei Mabillon, Act. II, 298 (Migne 121). Vorrede und die Miracula von Holder-Egger, Mon. Germ. SS. XV, 361 bis 373. – Einzige krit. Ausg. des Martyrol. von Dümmler, Poetae lat. aevi Carol. II, 567–622. Vgl. dens. N. Archiv IV, 305–312. – Ebert, Allg. Geschichte d. Litteratur des Mittelalters II, 185–191.