ADB:Walther von Breisach
Schulmeisters von Eßlingen lehrhafte und minnigliche Poesien seines ganz anders gearteten Amtsgenossen nachgetragen. W. ist gelehrt ohne doch mit Wissen zu prunken, lehrhaft, fromm; in seiner ganzen Haltung wie gelegentlich in seiner Strophenbildung erinnert er an den Marner. Wortaufnahme und Wortspielerei bilden sein beliebtestes Kunstmittel. Der erste Ton preist Gott und die (dem Teufel besonders verhaßte) Treue; der zweite ist ein Tagelied: wie der Marner beschränkt sich W. darauf, Wächter und Frau sprechen zu lassen, bringt aber durch Steigerung in der Rede des Wächters dramatische Spannung in den Stoff; der dritte bringt ein formel- und reimreiches Marienlob. Wir erkennen einen typischen Vertreter jener braven Schulmeisterpoesie, die in Hug von Trimberg ihren Abschluß findet.
Walther von Breisach, bürgerlicher Minnesinger der Verfallzeit. Er ist 1256–66 als Schulmeister in Breisach nachgewiesen; man hat vermuthet, daß er mit einem 1271–94 zu Freiburg auftretenden Schulmeister Walther dieselbe Person sei. – In die große Heidelberger Handschrift sind als Anhang zu den Dichtungen des- Text: v. d. Hagen, Minnesinger 2, 140. – Biographisches: Bauer, Germ. 18, 213, Grimme ebd. 33, 50. – Litterarhistorisches: Burdach, Reinmar und Walther Anm. 52, zum Tagelied de Gruyter, Das deutsche Tagelied S. 15. Roethe, Anz. f. d. A. 16, 96.