ADB:Wagner, Friedrich (Kupferstecher)
A. Reindel, wo er ebenso im Zeichnen, wie im Radiren und Stechen die beste Leitung genoß, so daß W. schon um 1824 mit eigenen Grabstichelarbeiten (darunter eine Copie nach Desnoyer’s „Belisar“) sich hervorthat. Ueber München wagte sich der junge Künstler, obwol ohne Mittel und nur auf den momentanen Ertrag seiner Hand angewiesen, zur weiteren Ausbildung nach Paris, wo er 1827 auf 1828 verweilte und im Umgang mit den großen Meistern seines Faches und durch fortgesetztes Zeichnen nach den Modellen sich weiter förderte. Neben kleineren Stichen begann W. auch eine größere Platte nach Ary Scheffer, die aber bei mehrmaliger Unterbrechung nicht zur Vollendung kam. Zurückgekehrt nach Nürnberg lieferte er viele kleine Stiche für das „Taschenbuch zum geselligen Vergnügen“, für das damals vielbeliebte, zur Entwicklungsgeschichte der neueren Kunst heute noch lehrreiche „Frauentaschenbuch“ und sechs Blätter nach Schuhmacher zu Ernst Schulze’s „Bezauberten Rose“. Dann übertrug ihm der Albrecht-Dürer-Verein den Stich von Guido Reni’s „Johannes“ und infolge dieser Arbeit bestellte das Bibliographische Institut eine Copie nach Rafael Morghen’s großem Stiche des Lionardo’schen Abendmahlbildes. W. wählte, gleichsam als Vorstudie, nur die einzelne Christusfigur, welche als eigenes Blatt erschien, worauf nach sechsjährigem Mühen das ganze Werk erfolgte und zwar nicht als sklavische Copie nach Morghen, sondern durch Benutzung anderer Mittel, als eine ganz selbstständige Leistung, welche die weiteste Verbreitung, insbesondere nach England, fand. Auf einer Reise nach Italien zeichnete W. im Dogenpalast zu Venedig ein nach Albrecht Dürer benanntes „Ecce homo–Bild“, und lieferte dann rasch [497] mehrere große Platten, welche den gereiften Stecher und feinfühligen Künstler bekunden, darunter im Auftrag des Albrecht-Dürer-Vereins das äußerst populär gewordene Bild Oppenheim’s „Noah und seine Familie aus der Arche schauend, begrüßen die Friedenstaube“ (1842), den „hl. Sebastian“ nach Carlo Dolce (in der Galerie zu Pommersfelden), ferner als besondere Leistung das so berühmt gewordene Bildniß des Hieronymus Holzschuher von A. Dürer (mit der Dedication an den Kronprinz Maximilian von Baiern). Im Gegensatze dazu versuchte sich W. auch im Farbenstich und zwar mit dem „hl. Sebastian“ nach Carlo Dolce und Riedel’s „Sakontala“, wofür er von dem König von Württemberg mit der goldenen Medaille ausgezeichnet wurde. Zu einem für die Kunstgeschichte sehr bedeutsamen Werke „Nürnberger Bildhauerwerke des Mittelalters“ (Nürnberg bei J. A. Stein 1847) lieferte W. die sechsunddreißig Blätter. Dazu kam die Darstellung des „Hochaltares in Blaubeuren“ (nach Heideloff’s Zeichnung, gestochen mit Walther) und eine meisterliche Reproduction von Sandrart’s „Friedensfeier 1649“, wofür W. von den Königen von Preußen und Schweden und dem Großherzog von Weimar goldene Medaillen erhielt. Zu diesen höchst achtenswerthen Leistungen kamen infolge einer nach Belgien, Holland und England 1848 unternommenen Reise, neue Bestellungen. In Antwerpen, wo der Vater seinen talentvollen Sohn Edmund (vgl. über denselben den Schluß dieses Artikels) zur weiteren Ausbildung zurückließ, schloß W. Freundschaft mit dem Director Baron G. Wappers; er zeichnete zwei Bilder desselben („Christoph Columbus“ und „Die den Ausgang eines Gefechtes erwartenden belgischen Frauen“), ebenso ein im Besitze des Kaufmann Wuyts befindliches, angeblich Raphael benanntes „Madonnenbild“. Auch in London erhielt W. neue Aufträge für „The Art-Journal“, wofür er schon früher eine „Kirschenverkäuferin“ nach C. Kreul gestochen hatte. Im J. 1849 begann W. den Stich der berühmten „Kreuzabnahme“ nach Rubens (Galerie zu Antwerpen), welcher ihn mehrere Jahre vollauf beschäftigte und zu seinen besten Leistungen zählte. Das Blatt hatte auch später noch besonderen Erfolg: Im J. 1876 überließ der Künstler eine Anzahl Exemplare dem evangelischen Waisenhause zu München, welches dadurch eine Summe von 6000 Mark vereinnahmte! – Im J. 1852 übersiedelte W. nach dem Ableben seiner Gattin von Nürnberg nach Stuttgart, wo er für die „Schwäbischen Kunstdenkmale des Mittelalters“ und den „Bilderatlas“ zu Kugler’s Kunstgeschichte arbeitete. Von 1855 verlegte W. seinen Aufenthalt bleibend nach München. Bis 1863 hatte dieser fleißige Künstler schon 260 Platten gestochen, dazu kamen noch die „Madonna della Tenda“ und „Della casa Tempi“ und der Kopf der „hl. Cäcilia“ nach Raphael, eine „Albanesin“ nach de Keyser, Dürer’s eigenes Bildniß (Münchener Pinakothek), „Rubens und Elisabeth Brant“, Wieland’s Porträt nach Jagemann und eine Menge kleinerer Blätter nach älteren Meistern für den Manz’schen Verlag zu Regensburg, welche sich alle durch die Energie der Behandlung, classische Strichmanier bei malerischer Wirkung rühmlichst auszeichneten. Hochbetagt und in Ehren, auch durch Schließung einer zweiten Ehe beglückt, mehrere Jahre als Schriftführer der Münchener Künstlergenossenschaft thätig, erreichte W., unermüdlich in seiner Kunst, ein neidenswerthes Alter, bis er am 27. April 1876 aus dem Leben schied.
Wagner: Friedrich W., Kupferstecher, geboren am 24. Mai 1803 zu Nürnberg, war nach dem Wunsche seines Vaters, des k. Stadtgerichtssecretärs W., anfänglich zur juridischen Laufbahn bestimmt, doch zog ihn seine Neigung zur Kunst; da der Knabe neben den Schulpreisen auch im Zeichnen alljährlich sich hervorthat, kam derselbe zu dem trefflichen DirectorDen einzigen wunden Punkt bildete der plötzliche Tod seines talentvollen Sohnes Edmund W. Geboren am 6. November 1830 zu Nürnberg, lernte derselbe schon frühzeitig an der Lateinschule, dem Hang zur Beobachtung [498] der Thierwelt folgend, zeichnen und malen, besuchte nach dem Wunsche des Vaters durch anderthalb Jahre die Akademie zu Antwerpen und ging dann nach England zum Studium von Landseer’s Werken. Nach dem Tode seiner Mutter 1851 folgte er dem Vater nach Stuttgart und 1855 nach München. Er malte meist Jagdthiere und Hunde und gewann viele Anerkennung mit seinen durch Naturwahrheit wirkenden Gemälden. Am liebsten in Feld und Wald, gab er auch seinen Bildern vorherrschend die Empfindung und Stimmung, welche er in der Natur liebte. Als Gast seines Freundes, des Gutsherrn auf Bentenried (bei Gauting), ging W. am Morgen des 3. October 1859 nach gewohnter Weise zum Studienmalen, glitt am Saume des Waldes aus und sein losgehendes Gewehr gab ihm, die Kugel durch das Auge in das Gehirn sendend, einen schnellen Tod.
- Vgl. Nr. 282 Allgemeine Zeitung vom 9. Oct. 1859. – Kunstvereins-Bericht f. 1859, S. 53.