Zum Inhalt springen

ADB:Wagner, Andreas

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Wagner, Johann Andreas“ von Wilhelm Heß in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 41 (1896), S. 776–777, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Wagner,_Andreas&oldid=- (Version vom 25. Dezember 2024, 04:58 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Wagler, Johann Georg
Band 41 (1896), S. 776–777 (Quelle).
Johann Andreas Wagner bei Wikisource
Johann Andreas Wagner in der Wikipedia
Johann Andreas Wagner in Wikidata
GND-Nummer 104136308
Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|41|776|777|Wagner, Johann Andreas|Wilhelm Heß|ADB:Wagner, Andreas}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=104136308}}    

Wagner **): Johann Andreas W. wurde am 21. März 1797 als Sohn eines einfachen Bürgers in Nürnberg geboren. Nach Absolvirung der Realschule seiner Vaterstadt studirte er anfangs auf der Universität Würzburg, später in Erlangen Naturwissenschaften und widmete sich hauptsächlich dem Studium der Zoologie. Nachdem er 1826 promovirt, unternahm er eine Reise nach Paris, um die dort von Cuvier aufgespeicherten zoologischen Schätze kennen zu lernen. Nach seiner Rückkehr wurde er Privatdocent an der Universität Erlangen. Bald darauf veröffentlichte er sein erstes bedeutenderes Werk, die Beschreibung der von Spix und Martius in Brasilien gesammelten Süßwasserconchylien, „Testacea fluviatilia“ Monachii (1828). Darauf schrieb er die erste Hälfte des zwölften Bandes zu dem berühmten Conchylienwerke von Chemnitz [777] und Martini (1829). Da jedoch das Material, welches ihm in den Conchyliensammlungen Deutschlands zur Verfügung stand im Verhältniß zu denen des Auslandes nicht ausreichend war, so gab er die Fortsetzung dieses Werkes auf. Bald darauf erschien ein „Handbuch der Naturgeschichte “ (Kempten 1830), welches Anerkennung fand. Auch wagte es der junge Gelehrte in einer geognostischen Abhandlung über den Dolomit von Muggendorf (Isis 1831) gegen Leopold v. Buch aufzutreten, indem er dessen Hypothese von der Entstehung des Dolomits durch Sublimation der Magnesia bekämpfte. Am 22. October 1832 wurde W. als Professor und Adjunct des zoologischen Cabinets nach München berufen. Jetzt wandte er sich dem Gebiete zu, auf welchem er sich besonders große und bleibende Verdienste erworben hat, der Säugethierkunde und Ornithologie. Zunächst brachte er die von Schreber begonnene und von Goldfuß fortgeführte Naturgeschichte der Säugethiere zum Abschluß, indem er den schon vorhandenen 4 Bänden noch drei weitere folgen ließ und als Ergänzung, welche die Fortschritte der Wissenschaft erforderten, noch 5 Supplementbände hinzufügte. Ein wesentlicher Fortschritt gegen die ersten Bände lag darin, daß nach Cuvier’s Vorgange auf die Skelettbildung Rücksicht genommen wurde. Dieses Werk zeugt von umfassender Kenntniß der Litteratur und außerordentlicher Gründlichkeit. Durch eine Reihe von kleineren monographischen Arbeiten hat W. die zoologische Systematik nicht unwesentlich gefördert. Dahin gehören namentlich: „Critische Revision der von Spix beschriebenen Affen“ (Isis 1833); „Gruppirung der Gattungen der Nager“ (Archiv für Naturgeschichte 1841); „Diagnose neuer brasilianischer Säugethiere“ (Archiv für Naturgeschichte 1842); „Ueber die Stellung des Didus ineptus (Bull. Akad., München 1847); „Beiträge zur Kenntniß der Säugethiere Amerikas“ (Abhandlungen der bairischen Akademie 1847, 1848); „Die Faulthierarten“ (Bull. Akad., München 1850). Ferner hat W. auch bei der Bearbeitung der Säugethiere in Agassiz’s Nomenclator zoologicus mitgewirkt und über die neuen Entdeckungen auf dem Gebiete der Säugethierkunde und Ornithologie in Troschel’s Archiv für Naturgeschichte von 1839–1855 Bericht erstattet. Auch noch auf anderem Gebiete hat sich W. ausgezeichnet. Zu dem ihm unterstellten zoologischen Cabinet gehörte auch die paläontologische Sammlung. Hierdurch wurde er zum Studium der vorweltlichen Thiere geführt. Mit regem Eifer hat er selbst Ausgrabungen veranstaltet und in einer Reihe von Abhandlungen die vorweltlichen Thiere Baierns beschrieben und dadurch eine Grundlage für die bairische Paläontologie geschaffen. Ein größeres Werk auf diesem Gebiete ist „Die Geschichte der Urwelt“ (Leipzig 1841). Im Anschluß hieran sind seine Untersuchungen über die geognostische Verbreitung der Thiere zu erwähnen, welche er in den Abhandlungen der bairischen Akademie, Band XIX, 1846 niedergelegt hat. Den Standpunkt des wissenschaftlichen Forschers wußte W. mit dem eines streng gläubigen Christen zu vereinigen und trat namentlich gegen Burmeister und Karl Vogt auf: „Abweisung der vom Herrn Professor Burmeister zu Gunsten des geologisch vulkanischen Fortschrittes und zu Ungunsten der mosaischen Schöpfungsurkunden vorgebrachten Behauptungen“ (Leipzig 1845) und „Naturwissenschaft und Bibel im Gegensatze zu dem Köhlerglauben des Herrn Karl Vogt“ (Stuttgart 1855). Ein großes Verdienst erwarb sich W. auch durch die Vervollständigung und Nutzbarmachung der ihm untergestellten Sammlungen, die er mit unablässigem Eifer bis zu seinem Tode betrieb. Er starb am 17. December 1861.


[776] **) Zu Bd. XL, S. 519.