ADB:Wackernagel, Wilhelm (Stenograph)
Stolze) zu Berlin, zu dessen Schriftführer er später ernannt wurde, entwickelte er eine lebhafte und unermüdliche Thätigkeit in Vorträgen, Referaten und Anregungen aller Art. Für stenographische Fachblätter, insbesondere das Archiv für Stenographie war seine Feder stets bereit. Als Nachfolger von K. F. Witte (s. d.) leitete W. von 1859 bis 1862 die Redaction des „Archivs f. St.“, dessen Gesichtskreis er, vermöge seiner genauen Bekanntschaft auch mit dem Gabelsbergerschen System, in Kritik und Berichterstattung wesentlich erweiterte. Von Bedeutung wurden auch seine „Grundzüge zu einer lateinischen Stenographie nach Stolzeschen Principien“ (Berlin 1858). Sie gaben nicht nur den Anstoß zu weitern Uebertragungen der Stolzeschen Stenographie auf fremde, bes. romanische Sprachen, sondern wirkten auch zurück auf das deutsche System, indem die von W. angewandte Vocalisation der Nebensilben bei der Reform von 1872 in das deutsche System eingeführt wurde. Unter den der Stolzeschen Stenographie kundigen Philologen zählt Wackernagel’s lateinische Kurzschrift noch jetzt manche Kenner und Verwender; eine besondere Monatsschrift nach seiner Uebertragung erschien 1873–1874 unter dem Titel „Notarius“. Im J. 1862 verließ W. Berlin und seine stenographische Thätigkeit und nahm die Redaction der „Barmer Zeitung“ an, kehrte aber schon Anfang 1864 nach Berlin in die Redaction der „National-Zeitung“ zurück, der er dann bis zu seinem Tode angehörte. Sein specielles Gebiet war dort die Verfolgung der Entwicklung Berlins, und die Berichte hierüber trugen ihm manche kleine städtische Ehrenämter ein. Das letzte Jahr seines Lebens mußte W. wegen Krankheit beurlaubt in Unthätigkeit zubringen.
Wackernagel: Wilhelm W., Stenograph und Journalist, geboren in Berlin am 1. September 1833, † ebd. am 27. März 1881. Nach Absolvirung des Gymnasiums studirte W. Philologie, beschäftigte sich aber auch viel mit Statistik, Politik und Geographie und widmete sich daher der Journalistik, bei der ihm seine Kenntniß der Stenographie sehr zu statten kam. Er wirkte zuerst als Stenograph in der zweiten Kammer zu Berlin, zeitweilig auch im Landtage zu Weimar und zeichnete sich dabei durch vorzügliche Leistungen aus. Als Mitglied des Stenographischen Vereins (nach- National-Zeitung 1881, Nr. 148. – Archiv für Stenographie 1881, Nr. 388. – A. Dreinhöfer, Geschichte des Stenographischen Vereins zu [460] Berlin I, S. 43 f., 47, 52, 62. – F. W. Käding, Stolze-Bibliothek, Bd. 2, 9, 14.