ADB:Vruchter, Heinrich
Johannes Murmellius, wurde 1521 der Nachfolger seines Landsmannes Sibäus im Conrectorate der Domschule zu Osnabrück, 1523 Rector an der Collegiatschule [375] zum hl. Martin in Münster. Später als Conrector an die münsterische Domschule berufen, leitete er diese nach Johann von Elen’s Tode († 1548 oder 1549), bis 1550 Hermann v. Kerssenbroick das Rectorat übernahm. Nachdem er auch unter diesem seine Lehrthätigkeit noch eine Zeit lang ausgeübt, errichtete er für Münster und Umgegend eine Briefbestellungsanstalt: „se dedit officio, quod a ferendis literis Monasterii nomen habet“. Hamelmann rühmt V., der noch 1564 in Münster gelebt haben soll, als Philosophen und Dichter. Im J. 1530 widmete er seinem Rector von Elen eine dessen Kenntnisse preisende Elegie und er veranlaßte auch eine durch Scholien erläuterte Ausgabe von Sentenzen aus des Diogenes Laertius’ Werke von den Philosophen, die dem Osnabrücker Kanonikus Johann Gottiken zugeeignet ist und bei Quentel in Köln erschien; drei Jahre später wurde in Münster sein heroisches Gedicht über die unbefleckte Empfängniß der Jungfrau Maria und die wunderbare Allmacht ihres Sohnes gedruckt. Ungefähr derselben Zeit müssen Vruchter’s Scheltbriefe und Epigramme gegen Joh. Glandorp angehören, da dieser erste evangelische Schullehrer in Münster nach seiner Vertreibung durch die Wiedertäufer (1534) nicht nochmals in seine Vaterstadt zurückkehrte.
Vruchter: Heinrich V. aus Olfen, ein Schüler von Timann Kemner und- Hamelmann, Opera genealogico-historica, S. 170 ff., 222 u. 1187. – J. C. Strodtmann in den Hannoverischen gelehrten Anzeigen v. J. 1751, S. 822 und im Progr. des Rathsgymnas. zu Osnabrück 1869, S. 14. – C. F. Krabbe, Geschichtl. Nachrichten über die höh. Lehranstalten in Münster. Münster 1852, S. 89 f. – E. Raßmann im Realsch.-Progr. Münster 1862, S. 21 und Berlage im Realsch.-Progr. Osnabrück 1876, S. 26.