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ADB:Vonderweid, Franz Peter Felix

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Artikel „Vonderweid, Franz Peter Felix“ von Albert Büchi in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 54 (1908), S. 775–776, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Vonderweid,_Franz_Peter_Felix&oldid=- (Version vom 5. November 2024, 04:17 Uhr UTC)
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Vonderweid: Franz Peter Felix V., General, stammte aus patricischer Familie zu Freiburg i/Ue. und wurde daselbst geboren am 31. Mai 1766. Er begann die militärische Laufbahn in französischen Diensten im Regiment Waldner und trat 1789 mit Lieutenantsgrad in das Regiment Vigier über. Nachdem er 1790 an der Unterdrückung der Meuterei in Nancy theilgenommen und als Anerkennung der dabei bewiesenen Tapferkeit das Kreuz des hl. Ludwig erhalten, ließ er sich nach Auflösung seiner Regimenter (October 1792) für die Nationalgarde von Toul in Lothringen anwerben. Dort lernte er die Tochter des Platzcommandanten v. Maillot kennen und kehrte, als er sie geheirathet, in seine Heimath zurück (1794). Seine Mitbürger wählten ihn alsbald in den großen Rath der Zweihundert als ihren Vertreter. Hier bekannte er sich im Gegensatze zum städtischen Patriciate als eifriger Anhänger der französischen demokratischen Ideen und setzte sich mit General Brune in Verbindung, als dieser an der Spitze einer französischen Armee zur Befreiung des Waadtlandes in die Eidgenossenschaft einrückte. Seinem „Patriotismus“ verdankte er es vor allem, daß nach der Uebergabe von Freiburg (3. März 1798) die Verfügung, alle ehemaligen Rathsmitglieder auf ein Jahr von allen öffentlichen Aemtern auszuschließen, auf ihn keine Anwendung fand. Er wurde in die provisorische Regierung gewählt und mit der Bildung von zwei Bataillonen Freiwilliger beauftragt als Generalinspector der Freiburgischen Truppen. Durch Directorialbeschluß wurde er am 28. des gleichen Monats zum „Generaladjutanten der helvetischen Armee“ befördert und in dieser Eigenschaft machte er an der Seite des Generals Keller den Feldzug gegen die Oesterreicher und Russen und die Kämpfe um Zürich mit (Juni 1799). Darauf wurde er ins Wallis gesandt zur Unterstützung des französischen Generals Thureau bei seinen Angriffen gegen die österreichische Division Strauch (August 1799). Vom ersten Consul Bonaparte erhielt er im November dieses Jahres den Auftrag, den Uebergang über den großen St. Bernhard zu erforschen; durch seinen Bericht ließ jener sich bestimmen, diesen Paß für seine oberitalische Armee zu wählen. Er betheiligte sich ebenfalls an diesem Feldzuge, überstieg den Simplon mit einer Abtheilung und wurde bei der Belagerung von Arona verwendet. Am 5. November 1801 rückte er vor zum commandirenden Obersten des Infanterie-Linienbataillons und wurde eine Hauptstütze der Centralistenpartei in der Schweiz. Zur Dämpfung von Unruhen wurde er am 25. August 1802 mit sechs Compagnien nach Zürich geschickt, wo er durch sein vorsichtiges Verfahren bald der Bewegung Herr wurde. Von da gegen die Unterwaldener nach Luzern gesandt, wurde er infolge eines Waffenstillstandes dort überflüssig, kehrte mit den Truppen des Generals Andermatt am 10. September nach Zürich zurück, wo er als [776] Bataillonschef bei der Beschießung der Stadt theilnahm. Dann erhielt er Auftrag, in aller Eile die Milizen von Freiburg und Waadt zu organisiren im Auftrage der nach Lausanne geflüchteten helvetischen Regierung, der nur noch diese Districte gehorchten. Unter dem Befehle von General Andermatt mußte er am 26. September die Vertheidigung des Wistenlachs (Vully) gegen die unter Bachmann und Aufdermauer heranrückenden Truppen der verbündeten Orte übernehmen, gewann mit seiner Brigade die Brücke von Salavaux und trieb seine Gegner (26. u. 27. September) aus Murten und dem Wistenlache zurück. V. forderte im Auftrage Andermatt’s von der Stadt eine Kriegscontribution von 40 000 Schweizer Franken, nachdem die Truppen mannichfache Excesse verübt hatten. Schon am folgenden Tage mußten sie jedoch Murten von neuem räumen und concentrirten sich bei Pfauen, Greng und auf den Höhen des Wistenlachs. Der Lausanner Vollziehungsrath, von den Leistungen General Andermatts gar nicht befriedigt und nicht bloß an seiner Geschicklichkeit, sondern auch an seiner Treue zweifelnd, entzog ihm am 3. October den Oberbefehl und übertrug ihn V. Doch war diese Maßregel zu spät erfolgt, da am gleichen Tage das Heer geschlagen und in voller Auflösung begriffen war, ehe der Wechsel im Commando den Betheiligten zur Kenntniß kam. Es blieb V. nichts anderes übrig, als die Reste der versprengten Scharen, die sich unaufhaltsam gegen Lausanne zurückzogen, dort zu sammeln, bis durch das Eintreffen des französischen Generals Rapp, als Abgesandten des ersten Consuls, den Feindseligkeiten Halt geboten wurde. V., der noch insgesammt über 2170 Mann verfügte, wobei eine Abtheilung Deutschschweizer durchaus unzuverlässig schien, schloß am 6. October einen Waffenstillstand mit den Generälen der verbündeten Orte, wonach Freiburg und das Waadtland südlich von Moudon einstweilen von seinen Truppen besetzt blieben. Damit hatte der Bürgerkrieg thatsächlich ein Ende gefunden. Durch Abschluß der Mediation wurden die helvetischen Linientruppen nach Frankreich übergeführt und in andere Corps vertheilt. V. wurde am 17. Mai 1803 zum Brigadegeneral in der französischen Armee ernannt, erhielt, nachdem ihm schon vorher das Ritterkreuz verliehen war, am 14. Juni 1804 das Kreuz eines Commandeurs der Ehrenlegion. Im Armeecorps von Baraguay-d’Hilliers machte er sodann den Feldzug in Baiern mit, erhielt nach der Einnahme Tirols von Ney das Platzcommando von Innsbruck, machte darauf im 7. Armeecorps den Krieg gegen Preußen mit und wurde am 25. December 1806 bei Pultusk verwundet. Hernach zum Divisionsgeneral befördert und zum baron de l’empire ernannt, wurde er mit einer Dotation in Westfalen bedacht. Bei der Belagerung von Danzig (1807) verwundet, ging er am 9. October 1808 zur Armee in Spanien über und starb an einem ansteckenden Fieber am 23. October 1810 in der Kriegsgefangenschaft zu Cartagena. Sein Tod wurde in Freiburg am 11. Januar 1811 durch Glockengeläute öffentlich bekannt gemacht.

H. de Schaller, Histoire des troupes Suisses au service de France sous le règne de Napoléon Ier, 2e édition revue, augmentée et illustrée. Lausanne 1883, S. 231/33. – Albert Maag, Gesch. der Schweizertruppen im Kriege Napoleon’s I. in Spanien u. Portugal (1807–14), Biel 1893, S. 521.