ADB:Uhlich, Gottfried
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Shakespeare entlehnt zu haben, er entschuldigt dies, da das Originaldrama, in dem diese Scene enthalten (König Johann), nie auf die Bühne kommen werde. Wie hier der Christ dem unabwendbaren Tode entgegengeht, so fällt in der „Sicilianischen Vesper“ (1775) eine Familie durch drei Acte als Opfer der Bartholomäusnacht, selbst daß der Sohn eines der Führer mit der Tochter des Hauses verlobt ist, belebt die Handlung nicht. Diesem Uebelstande suchte U. in einer Neubearbeitung (1794) aufzuhelfen, indem er beide Parteien mit Fiescoartigen Verschwörungsscenen einführt und die Väter über den Leichen der Kinder, ganz nach Muster von Romeo und Julie, versöhnt. Dieses Drama wurde von der Censur nicht zur Aufführung zugelassen.
Uhlich: Gottfried U., Dramatiker und Schriftsteller, geboren am 16. Januar 1743 zu Sanct Pölten, † zu Lemberg am 13. oder 30. Januar 1794. Er trat sechzehnjährig in den Piaristenorden, wurde Lehrer für Geschichte in Wiener-Neustadt und Wien, später ging er als Professor der Numismatik an die Universität Lemberg. Seine zahlreichen, heute fast ganz verschollenen Schriften spiegeln den Polyhistor wieder. Er gab 1767 einen Auszug aus der Bibliothek der schönen Wissenschaften, arbeitete am österreichischen Patrioten mit, edirte die Wochenschrift: „Unterhaltungen für Freunde des guten Geschmacks“ (Linz 1769) und ein „Wochenblatt für die innerösterreichischen Staaten“ (1776). Ferner publicirte er historische Compendien, werthvoller sollen seine Darstellungen der Wiener Türkenbelagerungen und seine numismatischen Schriften sein. Als Dichter versuchte er sich in Dichtungen wie dem Leben der heiligen Agatha, einem Heldengedichte „aus Prosa und Vers abwechselnd“ (1775), dem Epos „Die Trojanerinnen“ (1771) in Prosa, auf Schlegel und Seneca fußend, Schäferspielen u. A. Für die studirende Jugend schrieb er das Trauerspiel „Chrysanth und Daria oder der unerschütterliche Christ“, das 1772 aufgeführt, aber erst 1776 verbessert gedruckt wurde. Er will darin, trotz großer Kunstrichter, die den Christen als untheatralischen Charakter betrachten, den Sieg des Christenthums über Liebe und Natur zeigen. Von der ersten Scene ab geht Chrysanth in den Tod, er bekehrt auch Frau und Kind zum echten Glauben, das Gegenspiel führt ein früherer Liebhaber der Frau Klaudius und der Praetor, eine an Pontius Pilatus angelehnte Figur. Nicht uninteressant, wie der Stoff durch Sturm und Drang Motive aufgeschwellt ist: Klaudius erkennt Chrysanth als seinen Bruder, der Praetor beide als seine Kinder, und wird so zum Brutus. Auch der Stil entstammt deutlich der Genieperiode. Eine Scene des dritten Actes, in der das Kind geblendet werden soll, gesteht er, aus- Wurzbach XLVIII, 243–245. – Kratter, Briefe über Galizien, S. 44. – Goedeke IV2, 81; V2, 316.