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ADB:Tzschirner, Samuel Erdmann

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Artikel „Tzschirner, Samuel Erdmann“ von Franz Schnorr von Carolsfeld in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 39 (1895), S. 66, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Tzschirner,_Samuel_Erdmann&oldid=- (Version vom 5. November 2024, 04:24 Uhr UTC)
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Tzschirner: Samuel Erdmann T., Führer der sächsischen äußersten Linken in den Revolutionsjahren 1848 und 1849, geboren 1812 (oder richtiger 1814?) in Bautzen, † am 17. Februar 1870 in Leipzig, studirte 1831 bis 1834 und übte von 1840 an in seiner Vaterstadt die advocatorische Praxis aus. Auf dem Felde der Politik hatte er als Mitglied des sächsischen Landtags und der Frankfurter Nationalversammlung eine hervorragende Thätigkeit in demokratischem Sinne entfaltet, als der Dresdner Maiaufstand ausbrach und Veranlassung ward, daß er neben zwei gemäßigteren Politikern: Heubner und Todt zum Mitgliede einer revolutionären provisorischen Regierung erwählt wurde. Der Vorwurf, der den leitenden Personen jenes Aufstandes zu machen ist, daß sie in heuchlerischer Weise die Anerkennung der Reichsverfassung von 1849 als Zweck der Erhebung ausgaben, obschon diese Verfassung ihrer demokratischen Staatsidee keineswegs entsprach und obgleich sich die äußerste Linke in der sächsischen zweiten Kammer noch am 14. April gegen ihre Annahme erklärt hatte, trifft T. in erster Linie, rechtfertigt sich auch besonders dadurch, daß er in seiner Dictatorstellung dem professionellen internationalen Revolutionär Michael Bakunin entscheidenden Einfluß auf den Gang der Ereignisse einräumte. Nach Niederschlagung des Dresdner Aufstandes hatten T. und Heubner noch in Tharand zusammen gewirkt; dann entzog sich jener der siegreichen Staatsgewalt durch die Flucht in einem Zeitpunkte, wo letzterer mit Bestimmtheit darauf rechnete, auch noch in dem nahen Freiberg mit ihm zusammenzutreffen. Die Amnestie vom 27. Mai 1865 ermöglichte ihm, in die Heimath zurückzukehren. Sein bald nach der Rückkehr erfolgter Tod war die Folge einer Erkrankung, derentwegen er am selben Tage, an dem er starb, in das Leipziger Jakobshospital gebracht worden war.

Carl Krause, Der Aufruhr in Dresden. Dresden 1849, S. 19 f., 23 f., 39 f. u. s. w. – Otto Heubner, Selbstvertheidigung. Zwickau 1850, S. 136. – Richard Frhr. v. Friesen, Erinnerung aus meinem Leben. 2. Auflage, Bd. 1 Dresden 1882, S. 85, 101, 108, 115 f. – Karl Biedermann, Dreißig Jahre deutscher Geschichte, Bd. 1. Breslau o. J., S. 443 f., 450. – Einem mir mitgetheilten Auszuge aus den Acten des Leipziger Jakobshospitals zufolge starb T. 56 Jahre alt, wonach er nicht 1812 geboren sein könnte.