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ADB:Tschirch, Wilhelm

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Artikel „Tschirch, Wilhelm“ von Robert Eitner in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 38 (1894), S. 721–722, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Tschirch,_Wilhelm&oldid=- (Version vom 25. Dezember 2024, 06:54 Uhr UTC)
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Tschirch: Wilhelm T., ein Componist vorzugsweise für Männergesang, geboren am 8. Juni 1818 zu Lichtenau in Schlesien, † den 6. Januar 1892 in Gera, auch unter dem Pseudonym Alex. Czersky als Claviercomponist bekannt. Er ist der dritte der sechs Brüder, die sich als Musiker ausgezeichnet haben. Wilhelm erreichte durch seine Männerchöre den weitgehendsten Ruf und wurde von den Gesangvereinen in einer Weise gefeiert, wie sie in der Art eben nur der Männergesangvereine liegt. Der Vater Tschirch’s, selbst ein tüchtiger Musiker, ließ sich die Erziehung seiner Söhne sehr angelegen sein. Wilhelm erhielt eine Seminarbildung in Bunzlau, besuchte dann das königliche Institut für Kirchenmusik in Berlin, darauf als besonders Begabter die Abtheilung für Musik der königlichen Akademie der Künste und erhielt zugleich den Unterricht von A. B. Marx. 1843 wurde er zum städtischen Musikdirector in Liegnitz gewählt und 1852 folgte er einem Rufe nach Gera, wo er auch zeitlebens verblieb. Er bekleidete daselbst die Aemter eines fürstlichen Capellmeisters, eines Cantors und Musikdirectors und bildete den Mittelpunkt alles musikalischen Treibens. Sein erstes Werk, welches die Aufmerksamkeit des Publicums auf ihn zog, war eine von der königlichen Akademie der Künste zu Berlin preisgekrönte Cantate für Männerchor mit Orchester: „Eine Nacht auf dem Meere“. Dichtung von E. Stiller. (Berlin, Bote & Bock, Partitur und Clavierauszug.) Dieser Glückswurf bestimmte ihn, sich vorzugsweise dem Männergesange zu widmen. Er schrieb zum Behufe dessen eine Anzahl größerer Werke, wie „Die Harmonie“, eine Hymne (Breslau, Leuckart); „Die Zeit“, op. 38 (Magdeburg, Heinrichshofen); „Gott, Vaterland, Liebe“, eine Hymne, op. 42 (Breslau, Leuckart); „Das Turnier“, eine dramatische Scene, op. 43 (Berlin, Bote & Bock), sämmtlich für Männerchor und Orchester, die von den Gesangvereinen mit Begeisterung aufgenommen wurden und seinen Namen nicht nur in Deutschlands Gauen, sondern übers Meer bis nach Amerika trugen, so daß er zu dem Sängerfeste [722] in Baltimore 1869 eingeladen wurde, und hier wie in New-York, Philadelphia, Washington und anderen amerikanischen Städten die größten Triumphe feierte. In seine Stellung in Gera zurückgekehrt, wurde er der Mittelpunkt aller Männergesangsfeste in Deutschland, und jeder Verein beeilte sich, ihn zum Ehrenmitgliede zu machen. Außer diesen kleinen und größeren Männergesängen mit und ohne Begleitung, schrieb er aber auch Einiges für gemischten Chor, für Orgel und sehr viele oberflächliche Salonstücke für Clavier, die er nicht einmal seines Namens würdigte, sondern mit dem oben bereits erwähnten Pseudonym in die Welt schickte. Aus innerem Drange hat wol er wenig wie andere unserer Duodezcomponisten die Welt mit seinen Machwerken beglückt, sondern nur aus Speculation auf schnellen Erwerb. Erhielt doch Gustav Lange für vier Seiten in Notenformat, die er in kaum einer Stunde mit seinen elenden Schmierereien füllte, ein Honorar von 120 Mark! Solche Erfolge haben schon Manchen von der Künstlerbahn abgezogen.

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