ADB:Trebra, Friedrich Wilhelm Heinrich von (1. Artikel)
[WS 1], ein bei seinen Zeitgenossen in hohem Ansehen stehender, in theoretischer wie praktischer Richtung ausgezeichneter Montanist, war am 5. April 1740 zu Altstadt im Thüringschen geboren und besuchte nach Beendigung des vorbereitenden Unterrichtes als einer der ersten Zuhörer die zu Ostern 1766 neu eröffnete Bergakademie in Freiberg behufs weiterer Ausbildung. Nachdem er hier seine montanistischen Studien zum Abschluß gebracht hatte, wurde T. schon 1767 als Bergmeister zur Betriebsleitung der Silberzeche Marienberg berufen, die er vor drohendem Verfall rettete und ihr neuen Aufschwung verschaffte. In Anerkennung seiner Verdienste wurde T. rasch zum Bergcommissionsrath (1769) und 1773 zum Viceberghauptmann befördert. In diese Zeit fällt seine erste schriftstellerische Thätigkeit mit der Abhandlung: „Nachrichten von einigen merkwürdigen Stufen aus dem Revier Marienberg“ 1776 (Beschäftig. d. naturf. Gesell. in Berlin II). T. trat dann 1780 in den hannöverschen Dienst, zuerst 1780 als Viceberghauptmann in Zellerfeld und dann 1791 als Berghauptmann in Clausthal zur Leitung verschiedener Bergwerke am Harz. Trotz vielfacher praktischer Thätigkeit beschäftigte sich T. auch eifrig mit wissenschaftlichen Arbeiten. Unter den Veröffentlichungen aus dieser Periode verdienen hervorgehoben zu werden: „Ueber kalkhaltiges, phosphorescirendes Steinmark“ (1784, Crell’s Ann.); „Erfahrungen aus dem Innern [551] des Gebirges“ (1788), eine ausgezeichnete Schrift, in welcher er namentlich die im Kleinen und gleichsam im Stillen unter dem Einfluß von Feuchtigkeit und Wärme in großartigem Maaßstabe vor sich gehenden Umänderungen der Gesteine nachwies und die Ausfüllung der die Felsmassen durchziehenden Klüfte und Spalten mit solchen Ausscheidungsstoffen andeutete, damit die Theorie der Lateralsecretion anbahnend. Diese Schrift ist namentlich durch gute landschaftliche Bilder und durch vorzügliche farbige Darstellungen von Erzgängen ganz besonders ausgezeichnet. 1789–1790 folgte ein zweibändiges Werk: „Bergbaukunde“, welches er gemeinschaftlich mit I. v. Born herausgab. Hierin findet sich alles Wissenswerthe des Bergfachs nach dem damaligen Stande der Wissenschaft und Erfahrung vortrefflich und eingehend erörtert. Aus dem Jahre 1790 stammt eine kleinere Arbeit: „Ueber den Harzer Spießglanz“ und 1795 eine genaue Beschreibung seines Mineraliencabinets. Als allseitig anerkannt ausgezeichneter Bergbeamte trat T. 1801 in die Stellung eines sächsischen Oberberghauptmanns in Freiberg an die Spitze des sächsischen Bergwesens, dem er bis zu seinem am 16. Juli 1819 erfolgten Tode in umfassender und erfolgreicher Thätigkeit vorstand. In Anerkennung seiner großen Verdienste erhielt T. das Comthurkreuz des k. sächs. Civilverdienstordens. Auch wissenschaftlich blieb T. thätig. 1802 erschien eine weitere Schrift: „Das Silberausbringen des chursächsischen Erzgebirges von 1762 bis 1801“, dann 1804 „Ueber einige chemische und geognostische Gegenstände“ (v. Zach, Monatl. Corresp. IX), 1808 „Einleitung zu der gewerkschaftlichen Salinen Peuditz-Kötschau Privilegien und Constitution“, 1810 „Bergmeisters Leben und Wirken in Marienberg“, eine Schilderung seines Lebens während des Aufenthaltes am bezeichneten Bergwerke, 1816 „Ueber die innere Temperatur der Erde“ (Geograph. Ephemer. 1816). Außerdem schrieb T. zahlreiche kleinere Aufsätze und Abhandlungen, welche im Teutschen Merkur, im Göttinger Magazin, in den Annalen der Soc. d. Forst- und Jagdkunde, der Allgemeinen Zeitung, in den Freyberger gemeinnützigen Nachrichten u. s. w. erschienen sind.
Trebra: Friedrich Wilhelm Heinrich v. T.- Meusel II. – Geschichte d. k. s. Bergakademie in Freiberg, 1866.
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Über diese Person existiert in Band 54 ein weiterer Artikel.