ADB:Tilo von Kulm
Luther von Braunschweig (er dichtete eine verloren gegangene Legende von der heiligen Barbara) verfaßt hatte. Unter den sieben Siegeln versteht er die verschiedenen Stufen des Erlösungswerkes: das erste ist die Menschwerdung Christi, das zweite seine Taufe, das dritte seine Passion, das vierte seine Auferstehung, das fünfte seine Himmelfahrt, das sechste die Ausgießung des heiligen Geistes, das siebente das jüngste Gericht. Doch geht dem eigentlichen Werke eine längere Einleitung voraus, welche den Sündenfall der ersten Menschen und den Entschluß Gottes, die Menschheit zu erlösen, behandelt. Auffallend ist die Uebereinstimmung des Einganges mit dem der Vorrede zu der poetischen Paraphrase des Buches Hiob. Dadurch mußte die Frage angeregt werden, ob letzteres Werk etwa auch von dem Dichter der Sieben Siegel herrührt. Untersuchungen von Walter Müller, welche demnächst an die Oeffentlichkeit treten sollen, lassen diese Frage in bejahendem Sinne beantworten. Die Paraphrase des Hiob, welche 15 568 Reimzeilen umfaßt und in zwei Handschriften (des Provinzialarchivs und der Universitätsbibliothek in Königsberg) erhalten ist, wurde unter dem Hochmeister Dietrich von Altenburg (1335–1341) im J. 1338 gedichtet.
Kulm: Tilo v. K., Dichter des 14. Jahrhunderts. Er bezeichnet sich selbst als Magister und vollendete im J. 1331 am 4. Mai seinen „Libellus septem sigillorum“, ein deutsches Gedicht von beträchtlichem Umfange, das er zu Ehren des Deutschordens und insbesondere des selbst dichterisch thätigen Hochmeisters- Vgl. Steffenhagen in den Neuen Preußischen Provinzialblättern 8 (1861), S. 216 ff. und in der Zeitschrift für deutsches Alterthum 13, 516 ff. W. Müller, Ueber die mitteldeutsche poetische Paraphrase des Buches Hiob. Halle 1883. 8.