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ADB:Tilisch, Eleasar

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Artikel „Tilisch, Eleasar“ von Gustav Roethe in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 38 (1894), S. 301–302, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Tilisch,_Eleasar&oldid=- (Version vom 24. Dezember 2024, 18:14 Uhr UTC)
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Tilisch: Eleasar T., auch Tilesius von Tilenau, schlesischer Dichter und Historiker, war der zweite Sohn des Strehlener Theologen Balthasar Tilisch, der Bruder des Brieger Rectors und Philosophen Melchior Tilisch und des Superintendenten und gekrönten Poeten Nathanael Tilisch zu Militsch, stammte also aus einer hochangesehenen schlesischen Gelehrtenfamilie. Geboren wurde er am 27. August 1560 zu Hirschberg. Ein geschätzter Rechtsgelehrter, trat er in herzoglich Teschen’sche Dienste und war bei der Erziehung des jungen Herzogs Adam Wentzel betheiligt. Als dieser zu weiterer Ausbildung 1587 an den kurfürstlich sächsischen Hof gesendet wurde, blieb T. als Secretarius in Teschen zurück. 1594/5 stand er in gleicher Eigenschaft bei dem Herzog zu Liegnitz und Brieg. Anfang 1596 kaufte er sich, in Erwartung anderweitiger Beförderung, in Jägerndorf an, in der Hoffnung, von der dortigen markgräflichen Regierung unterstützt zu werden. Im März 1599 ist er bereits in Troppau; als er sich 1607 mit Veronica, der Wittwe des Florian Götz, vermählte, war er Rath Johann’s v. Würben, jedenfalls des Landeshauptmanns von Troppau. Er starb am 4. (6.?) August 1612 zu Brieg.

Ein treuer Diener der schlesischen Fürsten war T., wie im praktischen Leben, so als Schriftsteller. Es spricht eine aufrichtige tiefe Trauer, eine düstere Sorge vor der Zukunft, aus dem „Threnus Silesiae“ (Breslau 1594), in dem er den Tod der Herzogin Sophie zu Liegnitz und Brieg (24. August 1594) zum Anlaß nimmt, um darüber zu klagen, wie furchtbar der Tod unter den edelsten Bäumen des schlesischen Gartens aufgeräumt habe. Aber sein dichterisches Können ist der elegischen Aufgabe nicht gewachsen; wenn er dem Tod nachsagt: „Er kan gar eilend subtrahirn Aus Fünffzehn Häusern machen vier“, so wirkt das auf uns ebenso komisch, wie es ernst gemeint ist, und die trocknen, prosaischen mit Fremdwörtern gespickten, silbenzählenden und arrhythmischen Reimpaare, die mit verschwindenden Ausnahmen stumpf schließen, verderben jede lyrische Stimmung. Besser am Platze sind sie in einer älteren Dichtung Tilisch’s „Ein Lobspruch des deudschen Fürsten und Adelstands“ (Freiberg in Meißen 1588). Der überzeugte Adelsverehrer, der der Meinung ist: „Nobilis a rustico non loco et opibus, sed genere distinguitur“, trägt hier in seinen nüchternen Reimen die Märchen von Entstehung des Adels- und Fürstenstandes, die Bedeutung der Wappenthiere (zumal des Adlers) und -farben etwa in der Weise vor, wie Rüxner das in seinem berüchtigten Turnierbuche zurecht gemacht hatte: die 12 Turnierregeln z. B. stimmen bei Rüxner und T. überein; in den Geschichtsfabeln, [302] die verwendet werden, hat T. manches Abweichende. Halsbrecherische Etymologien, eingelegte lateinische Testimonia schmücken die Darlegung, die den Adel als den natürlichen „Mitler und Scheidsman zwischen dem Keyser und gmeinem Man“ feiert, aber von dem Adligen zugleich verlangt, daß er sich der Krämerei und Finanzerei enthalte und seinen Stand durch Studiren hebe: nur „Aus Thugent her, Kompt Adels Ehr“ predigt ein angehängter Meistersang mit bekanntem Gemeinplatz. T. hält etwa die Mitte zwischen den Wappendichtern des 16. und den schlesischen Hofpoeten des 17. Jahrhunderts, deren elegante und reiche Technik in Stil und Vers ihm allerdings vollkommen abgeht. Mit dem eben erwähnten „Lobspruch“ zusammen gedruckt, erschien eine „Kurtze Vorzeichnus, Bericht vnd Auszug, von dem Stamling vnd Ankunfft der Hertzoge zu Teschen vnd Groß Glogaw“ u. s. w., eine ganz knappe Geschichte des Fürstenhauses von der gläubig hingenommenen polnischen Leschek- und Popielsage bis auf Adam Wentzel. Die im trockensten und dürftigsten annalistischen Zuschnitt gehaltene Arbeit ist ohne jedes schriftstellerische Verdienst: als historische Quelle für die Geschichte der Dynastie scheint sie indessen trotz allen Lücken, Ungenauigkeiten und kritischen Mängeln auf den ersten Blick einigen Werth zu haben, da viel urkundliches Material in sie verarbeitet ist. Aber sie geht gerade darin in allem Wesentlichen zurück auf die 1580 abgeschlossene, ausführlichere fleißige Schrift des Dr. jur. Zacharias Stark aus Teschen: „Kurtz Verzeichnus von dem Stamlingk und Herkommen der Hertzoge zu Teschen und Großen Glogau, so viel man dessen aus alten Privilegien, Confirmationen und andern, briefflichen Uhrkunden, finden mögen“ (handschriftlich im Bresl. Staatsarchiv E 110). Mit der naiven Ungenirtheit, die im 16. Jahrhundert üblich war, schreibt T. seinen Vorgänger, ohne ihn zu nennen, nicht nur „fast wörtlich“ aus, selbst im Titel, sondern rühmt sich gar noch der archivalischen und chronikalischen Studien, die doch er nur zum allerkleinsten Theile gemacht; freilich hält er den uns gleichgültigsten Theil seiner Schrift, die älteste Geschichte des Geschlechtes, für die Hauptsache. Wie er so die lange und vornehme Ahnenreihe der Herzöge von Teschen geschildert hat, so erwies er auch seinen späteren Landes- und Brotherren den gleichen Dienst: Joh. Sinapius konnte für seine Olsnographia (Lips. 1707), eine handschriftlich in Oels aufbewahrte „Genealogie und Ankunfft der Hertzoge in Schlesien zur Lignitz und Brieg, wie dieselbe aus dem Uhralten Stamme der Könige zu Pohlen so wohl auch vom Käyser Carolo Magno und der heiligen Hedwig ersprossen und herkommen, biß auff diese Zeit des 1595. Jahres und die anitzo lebende Fürstl. Personen vollzogen“ benutzen, die er nach den Buchstaben E. T. S. gewiß mit Recht dem Eleasar Tilisch Secretarius zuschreibt.

Joh. Caspari Eberti Cervimontium literatum centuria I, p. 90 f. Bresl. 1726. – Biermann, Geschichte des Herzogtums Teschen, S. 136. – Grünhagen und Markgraf, Besitz- und Lehensurkunden Schlesiens II, 562 (Publikationen aus den königlich preußischen Staatsarchiven XVI). – Mittheilungen des Herrn Stadtbibliothekar Dr. Markgraf und des Herrn Archivrath Dr. Pfotenhauer in Breslau. – Tilisch’s Kurtze Verzeichnus etc. ist neugedruckt in v. Sommersberg’s Scriptores rerum Silesiarum I, 723 ff.