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ADB:Thoman, Moriz

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Artikel „Thoman, Moriz“ von Paul Beck in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 38 (1894), S. 66–67, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Thoman,_Moriz&oldid=- (Version vom 5. November 2024, 12:31 Uhr UTC)
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Thoman: Moriz Th., katholischer Missionar, geboren am 19. April 1722 zu Langenargen am Bodensee, einer damaligen gräflich Montfort’schen Nebenresidenz, † am 19. December 1805 in Bozen, studirte zu Bozen und Innsbruck die Arzneiwissenschaft, konnte aber seine Studien armuthshalber nicht ganz vollenden und wanderte in solcher Noth im Winter 1747 als Pilger verkleidet nach Rom, woselbst er das hl. Geistspital unter dem berühmten Dr. Camillo de Camillis besuchte. Hier erwachte in dem begabten und strebsamen, aber mittellosen Candidaten der Heilkunde die Idee, dem Seelenheile der Heiden und Wilden seine Kräfte zu widmen. In Ausführung dieses Entschlusses trat er zu Rom Ende des Jahres 1750 in die Gesellschaft Jesu ein, promovirte im Auftrage und auf Kosten des Ordens auf der Hochschule von Macerata zum Doctor der Medicin und Philosophie, legte zwei Jahre darauf in Lissabon die feierlichen Ordensgelübde ab und erhielt im Herbst 1755 im Collegium von Goa in Ostindien die Priesterweihe. Hier widmete er sich mit größtem Eifer der Seelsorge, [67] wurde indeß schon bald zu Anfang des Jahres 1757 nach dem portugiesischen Afrika als Missionär zu den noch in die tiefste Wildheit versunkenen Völkern an der Ostküste von Südafrika, der Insel Madagaskar gegenüber, abberufen. Auf äußerst schwierigem Posten wirkte er hier mit größter Aufopferung und machte auch seine ärztlichen Kenntnisse sehr nutzbar, bis er mit andern Ordensgenossen im Herbst 1759 plötzlich und ganz unerwartet von den Portugiesen ins Gefängniß und im Sommer 1761 nach Portugal abgeführt wurde. Alle Jesuiten wurden nämlich damals in diesem Lande sowie in dessen Colonieen infolge der bekannten Ereignisse daselbst und der durch den Minister Pombal über den Orden verhängten Proscription als Staatsgefangene eingezogen. Nach einer schrecklichen Seereise wurde Th. nebst einem Theile seiner Leidensgefährten, darunter 12 deutschen Jesuiten, in der auf dem rechten Ufer des Tajoflusses gelegenen bekannten Festung S. Juliao, da wo derselbe sich in das atlantische Meer ergießt, drei Stunden westlich von Lissabon, in einem unterirdischen dunkeln Gelasse 16 Jahre ohne Verhör, Untersuchung und Urtheil und ohne allen Verkehr mit der Welt unschuldig eingekerkert. Im feuchten und brüchigen Gemäuer blieb jeder Fingerdruck sichtbar; das modernde Holzwerk hielt kaum mehr zusammen und die dumpfe mephitische Luft erschwerte das Athemholen. Sein starker Geist, sein gutes Gewissen und Gottvertrauen sowie seine feste Gesundheit überwanden jedoch alle diese unsäglichen körperlichen und seelischen Qualen. Endlich i. J. 1777 nach dem Ableben des Königs Jos. Emanuel von Portugal schlug ihm die Befreiungsstunde und am 18. Juli des genannten Jahres verließ er dieses Land. Seine Landesherrin, die Kaiserin Maria Theresia von Oesterreich, warf ihm einen anständigen Ruhegehalt aus, den er in der Stadt Bozen, welcher er von seiner Studienzeit her immer eine große Anhänglichkeit bewahrte, in stiller Zufriedenheit und wegen seiner hohen Tugenden allgemein verehrt, mit einem hohen Alter begnadet, genoß. Seine merkwürdigen Lebensschicksale hat er in einer ethnographisch interessanten Autobiographie: „Mauriz Thomans, ehemal. Jesuiten und Missionars in Asien und Afrika Reise- und Lebensbeschreibung. Von ihm selbst verfaßet. Augsburg bei Matthäus Riegers sel. Söhnen. 1788“ aufgezeichnet, welche in der Folge in zwei Ausgaben (nur mit modernisirter Sprache) neu aufgelegt wurde: 1) Ein Exjesuit. Selbstbiographie des etc. Neu herausgegeben von J. B. Kempf. Regensburg 1867; 2) M. Thoman’s Reise u. s. w. Neu herausgegeben und mit erläuternden Anmerkungen von einem Priester der Diöcese Rottenburg. Lindau 1869.

Vgl. die biogr. Skizze in Staffler’s „Tirol u. Vorarlberg“ II, 881–883 und des Jesuitenlaienbruders u. Apothekers Jak. Müller Erlebnisse u. Leiden in der Mission Goa in der Monatsschrift „Die Missionen“, Jahrg. 1891, Nr. 7–12. Freiburg.