ADB:Strnad, Anton
Stepling (s. A. D. B. XXXVI, 102) bildete er sich in seinen Lieblingsfächern weiter aus, wurde 1774 Adjunct der Prager Sternwarte, 1778 außerordentlicher Professor der mathematischen und physikalischen Geographie, endlich 1781 Ordinarius und Director des Observatoriums. Aeußere Ehren fehlten ihm nicht; er wurde zum Decan, zum Rector und zum Repräsentanten beim Studiencongresse gewählt und empfing von Kaiser Franz II. eine goldene Ehrenmünze. Als Lehrer und Schriftsteller ließ er die praktische Seite der Wissenschaft in den Vordergrund treten; hierher gehören nachstehende Schriften: „Physikalischer Witterungskalender“ (Prag 1788); „Physikalisches Taschenbuch auf das Jahr 1789“ (ebenda 1789); „Chronologisches Verzeichniß der Naturbegebenheiten in Böhmen von 633 bis 1700“ (ebenda 1790). Wirkliches Verdienst erwarb sich St. um die Organisirung des meteorologischen Beobachtungsdienstes; über die Witterung und verwandte Gegenstände hat er viel in den Prager Denkschriften, in den Mannheimer „Ephemeriden“, in J. Mayer’s[WS 1] „Sammlung physikalischer Aufsätze“ und anderweit veröffentlicht. Es interessirte ihn namentlich die damals viel umstrittene Frage, ob, wie das Meer, so auch die Atmosphäre eine Gezeitenbewegung besitze. Auch astronomische Beobachtungen stellte er fleißig an und benutzte die Sonnenfinsterniß vom 4. Juni 1788, um die bis dahin noch immer nicht genau genug bekannte geographische Länge von Prag mit größerer Schärfe zu ermitteln. Von seinem Talente für praktische Mechanik legt die Wiederherstellung der astronomischen Uhr am Altstädter Rathhause Zeugniß ab, die ihm im Bunde mit dem Uhrmacher Landesberger gelang; er beschrieb die Arbeiten in einer besonderen Schrift (Dresden 1791). St. ruht zu Chrzirn bei Welwarn, wo ihm seine Gattin einen Denkstein mit lateinischer und czechischer Aufschrift errichten ließ.
Strnad: Anton St., Astronom, geboren am 14. August 1746 (oder 10. August 1747) zu Nachod, † am 23. September 1799 zu Sazena bei Welwarn in Böhmen. Sohn eines Nachoder Stadtrathes, genoß der junge St. seine Ausbildung in Königgrätz, wo sein Oheim als Domherr lebte, und trat 1763 in den Orden Jesu ein; der damals sehr geschätzte Pater Tessanek war sein Lehrer in der Mathematik. Eigentlich Profeß scheint St. jedoch nicht gethan zu haben, denn als 1773 sein Orden aufgehoben wurde, trat er nicht bloß in den weltlichen Stand zurück, sondern verheirathete sich auch (1784) mit Katharina v. Marsano. Unter- [601] Allgemeiner litterarischer Anzeiger, 1800, S. 759 ff. – De Backer, Bibliothèque des écrivains de la compagnie de Jésus, VI. série, Lüttich 1861, S. 684. – v. Wurzbach, Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich, 40. Theil, Wien 1880, S. 49 ff.
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Druckfehler in der Vorlage: Der Herausgeber der Sammlung ist Johann Mayer, nicht Tobias Mayer.