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ADB:Streit, Wilhelmine

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Artikel „Streit, Wilhelmine“ von Heinrich Welti in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 36 (1893), S. 566, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Streit,_Wilhelmine&oldid=- (Version vom 25. Dezember 2024, 07:12 Uhr UTC)
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Streit: Wilhelmine St. wurde am 16. September 1806 in Berlin geboren. Durch den Beruf ihrer Eltern, eines Schauspielerpaares Namens Schulz (Schulze), kam sie früh in Berührung mit der Bühne und erprobte in Karlsruhe schon als Kind ihr Darstellungstalent. Nachdem sie dann durch Madame Gervais, die hervorragende Primadonna der badischen Residenzbühne, in allen Fertigkeiten des Gesanges gründlich unterrichtet und auch von F. E. Fesca, der seit 1815 in Karlsruhe die Stelle des Concertmeisters bekleidete, tüchtig vorbereitet war, begann sie als Vitellia (Titus) mit großem Erfolge ihre Sängerlaufbahn. Die Suche nach einer passenden Anstellung führte sie zunächst auf Reisen und sie gastirte mit wechselndem Glücke in Darmstadt, Braunschweig, Kassel, Stuttgart, München und Hamburg. Ihre Gastrollen: Prinzessin (Johann von Paris), Emmeline (Schweizerfamilie), Julia (Vestalin), Agathe, Vitellia bezeugen die Vielseitigkeit ihrer gesanglichen Bildung, die kritischen Berichte über ihre Leistungen dagegen lassen erkennen, daß es der jungen Sängerin an Sicherheit und Reife noch fehlte. Ihre erste Anstellung fand Demoiselle Schulz im Februar 1823 zu Hannover, von wo sie indessen schon im Herbste desselben Jahres sich nach Frankfurt a. M. wandte. Zu größerer künstlerischer Bedeutung entwickelte sie sich aber erst in Leipzig, wo sie im Herbst 1825 ihre Thätigkeit als zweite Sopranistin begann und neben der italianisirten Demoiselle Canzi bald als Vertreterin deutscher Vortragsart Ansehen erlangte. Alma (Berggeist), Janthe (Die bezauberte Rose), Agathe, Euryanthe, Gräfin Armand (Wasserträger) galten damals als ihre besten Rollen. Im J. 1827 vermählte sich Wilhelmine Schulz mit dem Schauspieler Heinrich Streit und führte fortan dessen Namen auch als Künstlerin. Nachdem sie sich mehr und mehr dem heroischen Fache zugewandt, ward sie 1829 für das Hoftheater in Weimar verpflichtet, wo sie bis 1848 thätig war und in den groß angelegten Rollen der Iphigenia, Armida, Alceste, Medea, Vestalin, Donna Anna, Fidelio, Lady Macbeth (Chélard’s Macbeth) ihre letzten Triumphe feierte.[1]

[Zusätze und Berichtigungen]

  1. S. 566. Z. 1 v. u.: Wilhelmine Streit starb am 24. Juni 1870. Aus ihren Lebensschicksalen ist als ein interessantes Factum noch zu erwähnen, daß es ihr vergönnt war bei der feierlichen Bestattung Goethe’s mit ihrer Kunst dem verewigten Dichterfürsten das letzte Opfer darzubringen. [Bd. 45, S. 673]