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ADB:Stockfleth, Heinrich Arnold

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Artikel „Stockfleth, Heinrich Arnold“ von Max von Waldberg in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 36 (1893), S. 286, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Stockfleth,_Heinrich_Arnold&oldid=- (Version vom 5. November 2024, 04:21 Uhr UTC)
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Stockfleth: Heinrich Arnold St., deutscher Dichter des 17. Jahrhunderts, wurde am 17. April 1643 zu Alefeld bei Hildesheim im Hannöverschen geboren, gelangte nach Absolvirung seiner Studien in Altdorf, durch die Vermittlung des ihm geneigten Baireuthischen Generalsuperintendenten Caspar Lilien zu einer Pfarrstelle in Equarhofen. Von hier kam er 1668 als Prediger und Decan nach Bayersdorf, vertauschte diese Stelle 1679 mit der eines Superintendenten in Neustadt an der Aisch, und folgte endlich einem Rufe als Oberhofprediger und Generalsuperintendent in Baireuth mit den Nebenämtern des Directorats des Baireuther Gymnasiums und der Specialsuperintendentur in Mönchsberg, wo er am 8. August 1708 starb.

Stockfleth’s litterarisches Schaffen war nicht das Ergebniß eines inneren dichterischen Triebes, sondern eine oberflächliche geistige Bethätigung, wie sie bei den nach äußeren dichterischen Ehren strebenden Pastoren jener Zeit üblich war. Predigtsammlungen, geistliche Lieder und einige weltliche „Lyrika“ hatte im 17. Jahrhundert fast jeder geistig rege protestantische Geistliche veröffentlicht, und in gleichen Grenzen bewegt sich auch Stockfleth’s geistiges Schaffen. Das einzige von diesem Schema abweichende Werk, sein 1669 erschienener Roman „Die Kunst- und Tugendgezierte Macarie“, ist nur zur Hälfte sein geistiges Eigenthum, da der zweite Theil, der unter dem Titel „Der bekehrte Schäfer“ 1673 erschien, seine Gattin zur Verfasserin hat. Die „Macarie“ ist übrigens ein höchst dürftiges Werk, in welchem nach Art der damaligen „Schäfereien“ die kümmerliche Handlung in einem Wust von allegorischen und emblematischen Spielereien und anderen poetischen Nichtigkeiten, in der Manier der Pegnitzschäfer, denen St. unter dem Namen „Dorus“ angehörte, ganz erstickt wird. Von seinen geistlichen Liedern sind nur zwei bekannt, das eine noch heute nicht ganz vergessene „Wunderanfang herrlich’s Ende“, das 1691 in Müller’s „geistlichen Erquickstunden“ und das andere „Nun, so geh’ ich hin zu schlafen“, das 1718 im Gesauer Gesangsbuch abgedruckt wurde. Sein Interesse für das Kirchenlied bekundet er hauptsächlich durch das 1690 herausgegebene Reformgesangbuch, in dem er die Kernlieder der evangelischen Kirche nach den metrischen und sprachlichen Sonderbarkeiten der Pegnitzschäfer umzumodeln versuchte. Der Erfolg war jedoch so ungünstig, daß er von jedem weiteren Versuche ablassen mußte. Von seinen übrigen Schriften ist neben einer Dissertation „De sacrificio Caini et Abelis“, mit der er 1679 die Licentiatenwürde in Tübingen erlangte, seinen einzeln gedruckten Casualreden und den in Sulzbach 1677 erschienenen „Sonntäglichen Andachten“ nur noch sein 1686 zu Mönchsberg veröffentlichtes „Curiöses Reisegeschenke“ zu nennen, das nach Wetzel’s Aeußerung bezeugt, daß St. „wohl gereiset habe“. Im Curiösen Reisegeschenk handelt er auch über eine damals viel erörterte Toilettenfrage „über die aufgedeckte Brüste des Frauenzimmers, welche heut zu Tage, auch sogar bei Priesters Töchtern, grand mode werden wollen“. Seine 1690 in Plauen erschienenen „Orationes synodales“, die ganz unbekannt geblieben sind, haben ihm von einem lobbereiten Zeitgenossen den Ehrenbeinamen des „Chrysostomus alter“ verschafft.

J. C. Wetzel, Historische Lebensbeschreibung der berühmtesten Lieder-Dichter III, 263 f.