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ADB:Sprenger, Balthasar (Forschungsreisender)

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Artikel „Sprenger, Balthasar“ von Friedrich Ratzel in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 35 (1893), S. 301–302, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Sprenger,_Balthasar_(Forschungsreisender)&oldid=- (Version vom 23. Dezember 2024, 12:36 Uhr UTC)
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Sprenger: Balthasar S., von Fylß, gehört zu den Vertretern der Augsburger Handelshäuser (Fugger, Welser, Hochstetter, Hyrßvogel, Imhof u. a.), welche im Beginn des 16. Jahrhunderts von König Emanuel von Portugal die Befugniß erhalten hatten, in den neu entdeckten Ländern Afrikas und Asiens Handel zu treiben. Anfang 1505 wurden von ihnen in Antwerpen drei Schiffe (S. Raphael, Hieronymus und Leonhard) ausgerüstet und bewaffnet, deren Reise um Afrika nach Indien S. in einer kleinen, mit großen Holzschnitten ausgestatteten Schrift von 14 Textseiten beschrieben hat: „Die Merfart vun erfarung nüwer Schiffung vnd Wege zu viln onerkanten Inseln vnd Künigreichen von dem großmechtigen Portugalischen Kunig Emanuel erforscht, funden, bestritten und ingenomen etc. Gedruckt Anno MDIX.“ Eine kürzere Ausgabe ist mit Holzschnitten von Burckmair geschmückt. Sie gingen über Lissabon und Rostal an den Canarien vorbei nach den Bissagos (Bissegitz), wo sie mit anderen portugiesischen Fahrzeugen zusammentrafen. Durch einen Schiffsunfall gezwungen, sich von diesen zu trennen, machten die Schiffe der Deutschen allein ihren Weg vom Grünen Vorgebirge bis zum Vorgebirge der Guten Hoffnung. Im Juli erreichten sie Kiloa, welches mit 8 Schiffen eingenommen und geplündert wurde, da der König keinen Tribut geben wollte, im August trafen sie, 10 Schiffe stark, vor Mombas ein, dessen trefflicher Hafen mit Verständniß gerühmt wird. Auch hier mußte die Veste über dem Hafen und später die Stadt mit bewaffneter Hand genommen werden, wobei, ebenso wie in Kiloa, reiche Beute gemacht wurde. Bei der Ausfahrt verlor der „Leonhard“, auf dem S. fuhr, sein Steuer, wodurch die Abfahrt der jetzt außer den 3 Schiffen der Deutschen, aus drei portugiesischen und 4 oder 5 Schiffen „der kaufleut vß lombardia“ bestehenden Flotte verzögert ward. Ueber Melinde, dessen Oberhaupt friedlich gesinnt war, ging die Fahrt nach Indien, wo auf dem menschenleeren Eiland Ansediff ein Fort gebaut, dann in Ammor mit Erfolg gekämpft und in Cotschin ebenso erfolgreich gehandelt wurde, so daß 4 Schiffe mit Pfeffer beladen werden konnten, die voraus nach Cananor gingen, wo auch S. am Christabend 1505 ankam. Nachdem noch einige Schiffe mit Pfeffer und Gewürzen beladen waren, wurde über Ansediff und S. Christoval die Rückreise angetreten, welche im März 1506 nach Mosambik führte, wo ein beschädigtes Schiff entladen und wiederhergestellt wurde. Der Weg um das Cap der guten Hoffnung erwies sich ungemein schwierig, mehrmals mußte vor Gegenwind zurückgelaufen und in einem Hafen der Küste [302] (Bahia de las Rocas) Anker geworfen werden. Auch die Bai De la Goa wurde angelaufen, später Ascension und St. Helena gesehen und im Hafen von St. Jago gelandet und verweilt. Im November 1506 kamen die Schiffe vor Lissabon an, nachdem sie noch schwere Krankheiten durchgemacht hatten, die 123 Mann wegrafften. An die Schilderung dieser Reise schließen sich einige beschreibende Bemerkungen über die portugiesischen Gebiete in Afrika und Asien an. Ueber diese Reise gibt auch Lucas Rem’s Tagebuch einige Auskunft (herausg. von B. Greiff 1861). Vgl. ferner F. Kunstmann, „Die Fahrt der ersten Deutschen nach dem portugiesischen Indien“ 1861 und Zeitschr. des histor. Vereins für Schwaben etc. 1875.