ADB:Spitzel, Anton von
Franz Xaver Huber (s. A. D. B. XIII, 229) eine vortreffliche Schule durch. Vermessungen, Massenaufnahmen, Stammanalysen und eigentliche Forsteinrichtungsarbeiten bildeten den Hauptgegenstand seiner Beschäftigung, wobei er eine solche Betriebsamkeit und Tüchtigkeit an den Tag legte, daß ihm von seiten seines Vorgesetzten das Zeugniß einer „vorzüglich geschickten“ Thätigkeit ertheilt wurde. Nachdem er hierauf das Staatsexamen mit der Note I bestanden hatte, wurde er am 25. Juli 1832 zum Forstgehülfen zu Lofer für das Revier Salachthal (einem der auf österreichischem Gebiete gelegenen drei bayerischen Saalforste) ernannt. Schon am 19. August 1835 rückte er zum Actuar bei dem Forstamte für die Saalforste zu Grubhof auf, in welcher Stellung er wegen seiner Geschicklichkeit in forsttaxatorischen Dingen vorzugsweise für Forsteinrichtungsarbeiten verwendet wurde. Er entfaltete hierbei, auf Grund gediegener Kenntnisse und eines außergewöhnlichen Scharfblickes, so rühmliche Leistungen, daß er bereits im folgenden Jahre (1836) als Hülfsarbeiter in das Ministerialforstbüreau nach München berufen wurde. Hier bot sich ihm, da man gerade mit umfassenden Waldstandsrevisionen und der Aufstellung von Wirthschaftsregeln beschäftigt war, ein seiner Begabung und vorwiegenden Richtung höchst angemessener Wirkungskreis, welchen er mit voller Kraft auszufüllen bestrebt war. Er hatte sich im Forstbüreau so unentbehrlich zu machen gewußt, daß er auch nach seiner 1839 erfolgten Beförderung zum Revierförster in Kirchel (im Bairischen Walde), ohne dieses Revier zu übernehmen, in seiner seitherigen Thätigkeit verblieb. Durch wiederholte Bereisungen mit dem Oberinspector und Ministerialrath Christian Albert Schultze (s. A. D. B. XXXII, 731) erwarb er sich auch eine sehr tüchtige praktische Ausbildung. Besonders thätig war v. S. bei der Betriebsregulirung für den Nürnberger Reichswald, bei Feststellung der Wirthschaftsgrundsätze für den Bairischen Wald, bei Herausgabe der bairischen „Forstwirthschaftlichen Mittheilungen“, in welche er namentlich Artikel über Forsteinrichtung lieferte, insbesondere aber bei den Vorarbeiten, sowie bei der Construirung und Drucklegung der rühmlichst bekannten bairischen Massentafeln. Diese erst in neuerer Zeit mehr zur Geltung gekommene Arbeit, bis zu den neuesten Publicationen der [221] deutschen forstlichen Versuchsanstalten die erste und umfassendste Leistung auf diesem wichtigen Gebiete, bestand in Formzahluntersuchungen an 40,220 liegenden Stämmen der wichtigsten Holzarten in sämmtlichen Waldungen Baierns und in der hierauf gegründeten Berechnung der durchschnittlichen Massengehalte der Stämme je nach Brusthöhenstärke und Totalhöhe. Durch ausgedehnte Versuche in verschiedenen Ländern hat sich die große Brauchbarkeit dieser Tafeln zur Bestandes-Massenschätzung immer mehr herausgestellt, sodaß die Umrechnung derselben in das preußische, österreichische und auch Metermaß zu einem dringenden Bedürfniß wurde. Er sammelte ferner die Daten und Behelfe zu der neuen Ausgabe der bei der bairischen Forstverwaltung eingeführten Däzel’schen Tafeln (s. A. D. B. IV, 688), welche er zu einem äußerst brauchbaren Handbuche umschuf. Unter ständiger Verwendung in dem Ministerial-Forstbüreau avancirte er 1843 zum Forstcommissär, 1847 zum Geheimen Secretär und 1849 zum Regierungs- und Forstrath. Die im Januar 1848 ihm angetragene Stellung als Director der Forstlehranstalt zu Aschaffenburg lehnte er hauptsächlich aus Gesundheitsrücksichten ab, aber auch wohl mit deshalb, um in der von ihm lieb gewonnenen Stellung als Forsteinrichtungsbeamter verbleiben zu können. Der betr. Forstlehranstalt war hiermit freilich kein Dienst geleistet, da v. S. sowohl durch seine vielseitigen Kenntnisse, als sein ganzes persönliches Auftreten und Verhalten zur Uebernahme eines solchen Postens im hohen Grade geeignet war. Auch dem naturwissenschaftlichen Gebiete nicht fremd, beschäftigte er sich schon von seinem Vorbereitungsdienste ab insbesondere mit botanischen Forschungen und Arbeiten. Er führte eine sehr ausgedehnte wissenschaftliche Correspondenz mit Botanikern, sammelte eine große Anzahl von Pflanzen (ausschließlich Phanerogamen) und entdeckte eine als neu erkannte Orchideen-Art, welche nach ihm die Bezeichnung „Orchis Spitzelii“ erhielt. Nach seinem an einem Herzschlage schon im 46. Lebensjahr erfolgten Tode ging seine äußerst reichhaltige botanische Sammlung durch Kauf an die Forstlehranstalt Aschaffenburg über. v. S. kann das Verdienst beanspruchen, einen hervorragenden Antheil an der wissenschaftlichen Begründung und Fortbildung der Forsteinrichtung überhaupt und an der Durchführung derselben in seinem engeren Vaterlande insbesondere genommen zu haben. Er war zudem das Muster eines Beamten und ein edler, aufrichtiger, wohlwollender Charakter von großer Bescheidenheit.
Spitzel: Anton v. S., Forstmann; geboren am 6. Novbr. 1807 zu Traunstein, † am 27. März 1853 zu München. Er war ein Sohn des bairischen Salinen-Forstmeisters zu Reichenhall, absolvirte im Herbste 1825 das humanistische Gymnasium zu München und bezog hierauf die Universität Landshut, später (nach deren Aufhebung) München, um sich gleichfalls zum Forstdienste in seinem Heimathlande vorzubereiten. Hier hörte er nicht nur naturwissenschaftliche und forstliche Fächer, sondern auch staatswirthschaftliche und juristische Vorlesungen mit großem Eifer und Erfolg bis zu Ende des Sommersemesters 1829. Am 14. August desselben Jahres trat er als Praktikant bei der Forstinspection Reichenhall ein und machte unter dem durch seine taxatorischen Arbeiten auch in weiteren Kreisen bekannten Salinen-Forstinspector- Allgemeine Forst- und Jagdzeitung 1853, S. 188 (Nekrolog). – Bernhardt, Geschichte des Waldeigenthums etc. III, S. 75, Bemerkung S. 58 und S. 293. – Privatmittheilungen. – Heß, Lebensbilder hervorragender Forstmänner etc. 1885, S. 354.