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ADB:Snyders, Franz

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Artikel „Snyders, Franz“ von Joseph Eduard Wessely in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 34 (1892), S. 527–528, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Snyders,_Franz&oldid=- (Version vom 5. November 2024, 04:22 Uhr UTC)
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Snyders: Franz S., berühmter Thiermaler und der todten Natur, geb. in Antwerpen 1579 (getauft am 11. November). In der Kunst hat ihn zuerst P. Brueghel jun. erzogen und seit 1593 war er Schüler von Hendr. van Balen. Im J. 1602 wurde er in die Lucasgilde aufgenommen. Er unternahm eine Studienreise nach Italien, doch hielt er sich daselbst nicht lange auf; im J. 1608 ist sein Aufenthalt daselbst beglaubigt, doch konnte er, wie zuweilen behauptet wird, kein Schüler des B. Castiglione gewesen sein, da dieser 1616 das Licht der Welt erblickte und S. bereits 1609 in seine Vaterstadt zurückgekehrt war, wo er sich mit geringer Unterbrechung beständig aufhielt und als vollendeter Meister thätig war. Der Erzherzog Albrecht hat ihn nämlich zu seinem Hofmaler ernannt, und in dessen Dienst hat er sich vorübergehend in Brüssel aufgehalten, wo ihm vom Erzherzog und dann vom König Philipp III. von Spanien viele und umfassende Aufträge gegeben waren. Als Thiermaler hat er mit Vorliebe Jagdscenen gemalt, und so ist es erklärlich, daß die Großen ihn zur Ausschmückung ihrer Jagdschlösser in Anspruch nahmen. Er hatte die Jagdstücke in sehr großem Formate ausgeführt, in großem historischen Styl, und liebte dabei wilde, großartige Scenen. Die großen Bilder, deren er sehr viele malte, gingen gleich in den Besitz der fürstlichen Auftraggeber über und sind, da sie heutzutage fast durchweg in festem Besitze sind, selten im Handel. Nur selten hat er kleine Cabinetstücke, die sehr gesucht werden, ausgeführt. In Antwerpen war er ein Zeitgenosse und man kann sagen ein Mitarbeiter des großen Rubens gewesen, dessen gewaltige Kraft ihn stark beeinflußt haben mag. Mit seinen Thierstücken vervollständigt S. den Kreis der Darstellungen in der Schule des Rubens. In der Auffassung und trefflichster Wiedergabe der Thiernatur und ihres Charakters offenbart S. die größte Genialität und besonders die wilde Natur, den Kampf des gehetzten Wildes weiß er meisterhaft und wahr zu betonen. Unter seinen Jagden kommen als Jagdwild meist Sauen, Hirsche, Bären vor, doch auch Löwen, Füchse und Schwäne. Besonders meisterhaft sind die Jagdhunde charakterisirt, mögen sie nun in wilder Hast und Wuth das Wild verfolgen oder von in Todesangst ergriffenem Thiere verwundet sich auf [528] der Erde krümmen. Die Personen, die zuweilen die wilde Scene beleben, hat Rubens gemalt wie auch S. umgekehrt in Bilder des Rubens Thiere oder Gegenstände des Stilllebens anbrachte, wie van Dyck oder Wildens und van Uden als Mitarbeiter dem großen Meister zur Seite standen. Houbraken hat den Meister sehr gut charakterisirt, wenn er über ihn schreibt: „Er lieh seine Hand oft dem Rubens und dieser wieder ihm, und die Werke, in welchen diese beiden Meister vereint sind, werden zumeist geschätzt. Denn war der eine zur Darstellung mächtiger Begierden und Leidenschaften der Menschen geschickt, so schien der Pinsel des anderen wie geschaffen, um die Thiere in ihrer größten Leidenschaftlichkeit darzustellen. Ja, es ist zu bewundern, wie er bei so mannigfaltigen Veränderungen, Krümmungen und Windungen die Körperbewegung und das Dehnen und Biegen der Muskeln an den Thieren richtig wahrgenommen hat. Sieht man seine Jagdhunde dem Wilde nacheilen, so scheinen sie auch dem Auge vorbeizuschwirren; und greifen sie es mit ihren spitzen Zähnen an, so sprüht ihnen das Feuer aus den Augen, und die, so verstümmelt oder gebissen dargestellt sind, drücken den Schmerz ihrer Wunden durch den gekrümmten Rücken, krampfhafte Bewegung und weit aufgesperrte Mäuler so natürlich aus, daß man Mitleid mit ihnen haben könnte.“ Neben lebenden Thieren in wilder Thätigkeit hat S. auch das todte, erlegte Wild zum Stoff für seine Darstellung gewählt. Er legte sich das Wild auf einem Tisch zurecht, wie es nach Form und Farbe gut zusammenstimmte und erzielte in der Composition eine ebenso lebendige als angenehme Zusammenstellung; beim Malen vereinte er das höchste Licht auf einer Stelle, während er das Uebrige in tieferen oder milderen Schatten stellte und damit eine wohlthuende malerische Harmonie gewann. Neben dem Wildpret hatte S. auch eigentliches Stillleben zum Stoff für seine Kunst gewählt und Blumen, Obst oder Gewürze ebenso künstlerisch behandelt.

Alle größeren Museen besitzen Werke unseres Meisters. Sauhetzen findet man in München, Dresden, Braunschweig, Paris, Prag; Hirschjagden im Louvre, Haag; eine Bärenjagd in Berlin, Madrid (Bären kämpfen mit Löwen); ebenda auch eine Fuchsjagd, die im Auftrag König Philipp’s III. gemalt ist. Kämpfende Hähne sind in Prag und dieselben in kleinerer Wiederholung in Berlin, vom J. 1615. In Amsterdam ist eine Jagd auf das Nilpferd. Bekanntlich hat auch Rubens einen gleichen Vorwurf behandelt. Bilder mit todtem Wild findet man in Brüssel, München (dabei der Koch, den Rubens gemalt hat), Dresden, im Haag (dabei ein Jäger von Rubens, gestochen von Bemme), in Amsterdam (mit Früchten). Stillleben mit Früchten findet man in Prag, Berlin und St. Petersburg. Auch Wien und Antwerpen besitzen Bilder von seiner Hand. Es kommen in verschiedenen Sammlungen auch Zeichnungen vor, die der Künstler hinterlassen hat, und die meist mit Tusche oder Röthel, weiß gehöht, ausgeführt sind. Auch wird ihm eine kleine Radirung mit dem Fuchs, den Hunde verfolgen, jedoch wohl mit Unrecht zugeschrieben, eher dürfte ein kleines Blatt mit Wolf- und Fuchskopf Anspruch auf Originalität haben. Sein Bildniß hat van Dyck als Familienbild gemalt (jetzt in der Eremitage) und dann auch für die Ikonographie radirt. Nach seinen Compositionen ist ziemlich viel gestochen worden; zu den besten Arbeiten gehören die sogenannten vier Märkte, Schabkunstblätter von Rich. Earlom, der dieselben ausführte, als sich die Bilder noch in England in der Galerie Hougthon befanden, die jetzt in Rußland sind. Dann hat Conr. Lauwers Jagden gestochen, A. v. Bartsch eine Eberjagd (nach dem Original im Wiener Museum), J. Schmutzer, Adler auf der Jagd der Wölfe und Schlangen, ein brillant gestochenes Blatt, J. Zaal radirte eine große Eberjagd u. a. m. Der Meister starb in seiner Vaterstadt am 19. August 1657.

S. Houbraken. – Immerzeel. – Kramm. – Kataloge.