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ADB:Slatius, Heinrich

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Artikel „Slatius, Heinrich“ von Jacob Cornelis van Slee in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 34 (1892), S. 451–452, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Slatius,_Heinrich&oldid=- (Version vom 5. November 2024, 04:23 Uhr UTC)
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Slatius: Heinrich S., remonstrantischer Prediger, ein höchst unruhiger und ungestümer Geist im vielbewegten ersten Viertel des 17. Jahrhunderts. Um 1580 im Dorfe Oosterland in Zeeland geboren, folgte er 1615 dem Episcopius als Prediger zu Bleiswyk bei Rotterdam, nachdem er schon zuvor eine Pfarre in der Provinz Utrecht bekleidet hatte. Schon war er vier Mal des Socinianismus verdächtigt worden, als er 1617 als heftiger Kämpfer für den Remonstrantismus auftrat. Damals fingen die sogenannten calvinistischen Scheunenprediger zur Erbauung ihrer Glaubensgenossen zu Rotterdam zu predigen an. Mit aller Macht schleuderte er die Blitze seines Unwillens wider sie in einem Pamphlet: Bewys dat de Scheuerpredikanten zyn vrieden en toestaanders van dese leere, dat Godt onmondighe jonge kinderkens, die in hare onbejaertheyt sterven, selfs der gheloovigen, van eeuwigheyt heeft verworpen ende in tyden verdoemt, Rott. 1617 in 4°. Im selben Jahre hatte er am 30. September zu Bleiswyk ein leidenschaftliches Streitgespräch mit dem dort für die Contra-Remonstranten predigenden Johann Cloppenburg. Dies ungestüme Auftreten war auch seinen eigenen Glaubensgenossen so anstößig, daß Grotius dem Magistrat zu Rotterdam, welcher die Predigerstelle zu Bleiswyk zu verleihen hatte, seine Entlassung empfahl. Damals kam es zwar so weit noch nicht; 1618 aber [452] wurde er von der Delfter Synode entsetzt, und als er sich im folgenden Jahre weigerte, die Acte des „Stilstand“ zu unterzeichnen, traf ihn das Verbannungsurtheil. Wiewohl die am 17. August 1619 zu Waalwyk versammelten Remonstranten ihm die materielle Unterstützung nicht versagten, schien es ihnen doch nicht gerathen, sich seiner Dienste als Prediger zu bedienen. Nur die Correcturen der remonstrantischen Vertheidigungsschriften wurden ihm anvertraut. Er konnte aber auch dabei seinen leidenschaftlichen Charakter nicht verleugnen und erlaubte sich, die von Arnold Neomagus verfaßte Schrift: „’t Hemelsch Synodus en ’t rechtmalig oordel gehouden tot Sion, teghen t’ aerdsche Synodus Nationael, gehouden tot Dordrecht“, in so derber und bitterer Weise zu ändern, daß er den Unwillen des Verfassers und der ganzen remonstrantischen Partei auf sich lud. Aus Aerger über die vermeinte Unterschätzung bei den Seinigen überschickte er den Directoren eine Bittschrift, damit sie ihn entweder völlig von seinem Verhältniß zur remonstrantischen Sache lösten, oder ihm den Dienst an einer Gemeinde zuwiesen. Keines von beiden geschah. Er erhielt aber eine neue finanzielle Unterstützung und zog dann, von seinen Gläubigern bedrängt, am 9. Juli 1622 von Antwerpen nach Delft. Umsonst rief er Episcopius und Uitenbogaert als Fürsprecher an und gerieth allmählich in eine mehr und mehr überspannte und verbitterte Geistesverfassung, besonders als er keinen Ersatz erhielt für die von ihm verfaßte aber unterdrückte Schrift „Vrymoedig onderzoek der placcaten“. Seine höchst gereizte Stimmung kam endlich in einem zu Gouda 1622 erschienenen Libell zum Ausbruch: „de klaar lichtende Fakkel“ genannt, in welchem er den Prinzen Moritz aufs schärfste angriff; bald folgte sogar seine Betheiligung am frevelhaften Mordanschlag des Herrn v. Stoutenburg gegen den Prinzen. Nach Mißlingen dieses Anschlags entkam er zwar nach Drenthe, wurde aber im Dorfe Rolde ergriffen und nach dem Haag geführt. Umsonst suchte er seine Richter für sich zu gewinnen durch die wider die Remonstranten gerichtete Schrift „Klaer Vertoogh“, welche erst drei Monate nach seinem Tode im Druck erschien, aber nach dem Zeugniß Grevinckhoven’s in seiner „Naemscherm der Remonstranten“ kurz vor seiner Hinrichtung von ihm widerrufen ist. Am 5. Mai 1623 endete sein unruhiges Leben auf dem Schaffot. Nebst obengenannten Schriften schreibt man ihm noch folgende Pamphlete zu: „de ghepredestineerde dief. Frederichst. 1619; Kristalyne Spieghel; Morgenwekher und Welbiddens-onderwys met eene Verklaring over ’t gebedt des Heeren, 1621“. Unzweifelhaft fehlte es ihm nicht an gewissen Geistesgaben; leider aber wendete er sie mehr an im Dienste einer widerlichen Leidenschaftlichkeit, als zur Förderung der Liebe und des Friedens.

Uper und Dermont II, bl. 271. – van der Aa, Biogr. Woordenb. – Glasius, Godgel. Nederl., und besonders Brandt, Historie der Reform. passim.