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ADB:Sigfrid der Dörfer

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Artikel „Sigfrid der Dörfer“ von Gustav Roethe in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 34 (1892), S. 262, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Sigfrid_der_D%C3%B6rfer&oldid=- (Version vom 25. Dezember 2024, 06:53 Uhr UTC)
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Sigfrid der Dörfer in Wikidata
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Sigfried: S. der Dörfer, Dichter eines gereimten Büchleins, ‚Frauentrost‘ genannt, war zweifellos mitteldeutscher Herkunft; Reime und Wortschatz weisen seine Legende in die Gegend und Zeit, in der das Passional entstand: der ‚Frauentrost‘ wird um 1300 oder wenig früher in der Wetterau (oder in Preußen?) verfaßt sein. Der Dichter war vom Lande und rühmt das Dorfleben gegenüber den Städten, ohne doch die bösartige dorpekeit einer Hauptperson seiner Novelle zu bemänteln: eine behagliche, glaubenssichere Lehrhaftigkeit, die mehr von Mutterwitz als von Predigt hat, rückt im Bunde mit der vortrefflichen Verstechnik und der maßvoll realistischen Schilderung seine kleine Dichtung in die erste Reihe der mhd. Legenden. Allerdings erleichterte das treffliche Thema die lebensvolle Darstellung: Eine unglückliche Ehe droht durch die Rohheit des Mannes und das Ungeschick der Frau zu tragischem Ende zu führen; da greift Maria mit einem guten Rath ein, der Alles ins Gleis bringt und den Mann zu Liebe und Treue bekehrt. Die Geschichte ist von den beliebten weltlichen Ehenovellen, wie etwa dem Bloch, im Grunde lediglich durch den ernsteren Ton unterschieden. Das Legendarische, die Wunder sind nur äußerlich aufgeleimt: die typische Nachbarin oder Gevatterin hätte der armen Frau ungefähr dieselben Dienste leisten können wie Maria. Möglicherweise hat S. sich die Legende selbst zurechtgemacht; ihre Quelle ist unbekannt, und zu den verbreiteten Marienwundern gehört sie jedenfalls nicht. Einen entfernt vergleichbaren Stoff scheint meines Wissens höchstens die 44. Mariendichtung des Volpertus zu behandeln, in der Maria gleichfalls eine durch die Untreue des Mannes gefährdete Ehe festigt (Mussafia, Studien zu den mittelalterlichen Marienlegenden, III, 18).

Ausgaben des ‚Frauentrostes‘ von v. d. Hagen, Gesammtabenteuer Nr. LXXII, und von Pfeiffer, Zeitschrift für deutsches Alterthum, 7, 109.