ADB:Seemiller, Andreas
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Seemiller: Andreas, mit seinem Ordensnamen Sebastian S., katholischer Theologe, geboren am 17. October 1752 zu Velden in Niederbaiern, † am 22. April 1798 zu Forstenried bei München. Er besuchte die Schulen der Jesuiten zu Landshut und München, legte am 7. October 1770 als regulirter Chorherr zu Polling in Oberbaiern die Gelübde ab, studirte dann in diesem Kloster und zu Ingolstadt, wurde hier im J. 1776 Doctor der Theologie und der Philosophie und in demselben Jahre zum Priester geweiht. Nachdem er 1778–80 in seinem Kloster docirt hatte, wurde er 1781 Professor der h. Schrift und der morgenländischen Sprachen zu Ingolstadt, zugleich Oberbibliothekar. 1791 war er Rector der Universität. 1794 wurde er nach Polling zurückberufen und dort Bibliothekar. Im Mai 1797 übernahm er die Landpfarrei Forstenried. S. hat mehrere kleine exegetische Schriften in lateinischer Sprache veröffentlicht: eine biblische Hermeneutik mit einer Abhandlung über die Nothwendigkeit des Studiums des Hebräischen für den Theologen, 1779; eine Uebersetzung der Briefe des Jakobus und Judas mit Anmerkungen, 1783, des 119. Psalms (1779), der sieben Bußpsalmen (1790) und der fünfzehn Gradualpsalmen (1791) aus dem Hebräischen mit Anmerkungen, zwei Programme über die griechischen Uebersetzungen des Alten Testamentes, 1787, 88, und eines über die Complutensische Polyglotte, 1785. Am verdienstlichsten sind seine bibliothekarischen Arbeiten: „Biblothecae academicae Ingolstadiensis Incunabula typographica“, vier Fascikel 1787–92; „Notitia de antiquissimo codice Ingolstad., latinam quatuor evangeliorum versionem complectente“ 1785; „De latinorum Bibliorum cum nota anni 1462 impressa duplici editione Moguntina“ 1785. S. war auch ein fleißiger Mitarbeiter der Oberdeutschen Literaturzeitung. In den letzten Jahren arbeitete er an einer „Bibliotheca scriptorum Ordinis Canonicorum regularium S, Augustini“.
- J. N. Daisenberger, Monumentum gratitudinis erga S. Seemiller. 1798. – Allg. Lit. Anzeiger 1800, 1991. – Baader, Lexikon I, 2, 230. – E. Klüpfel, Necrologium S. 196. – Prantl, Gesch. der Ludwig-Maximilians-Universität I, 665, 691; II, 513.