ADB:Schwerin, Otto Magnus von
Geßler’s Führung, durch eine Lücke der eigenen Infanterielinie vorbrechend, 20 österreichische Bataillone über den Haufen ritt, 2500 Gefangene machte und 66 Fahnen, sowie 5 Geschütze erbeutete. S. führte dabei persönlich die eine Hälfte seines Regiments, 5 Escadrons. „Schwerin, eine solche That wie die Eurige am heutigen Tage, findet man nicht in der ganzen römischen Geschichte“, sagte ihm der Große Friedrich nach der Schlacht. Und nicht nur mit Worten dankte er diese dem Regimente. S. für seine Person wurde zum Generalmajor befördert und durch Verleihung des Ordens pour le mérite ausgezeichnet, später erhielt er noch die Amtshauptmannschaften zu Stettin und zu Fischhausen, deren jede jährlich 500 Thaler werth war. Die letzteren Zuwendungen galten wohl seinen in manchen Beziehungen vorzüglichen [426] Friedensleistungen, mit denen der König freilich nicht in allen Stücken zufrieden sein konnte, denn S. war ein Zechbruder, liebte lustige Gelage mit seinen Officieren und sonst in Kreisen seiner Standesgenossen und wiederholt ermahnte ihn sein Kriegsherr sammt seinem Regiment „vom Saufen abzulassen“. Die Warnungen waren wirkungslos und gelegentlich der 1755 bei Stargard abgehaltenen Herbstrevue gab der König S. beim Exerciren seine Unzufriedenheit in solcher Weise zu erkennen, daß dieser den Pallasch in die Scheide stieß und sagte: „Ein Hundsfott, der ihn noch einmal zieht“. Der König schwieg dazu, S. ging auf seine Güter nach Pommern, bat um den Abschied, aber erhielt ihn nicht. So blieb es ein Jahr. Der Siebenjährige Krieg stand bevor. Der König berief S. nach Potsdam und forderte ihn auf, das Commando seines Regiments wieder zu übernehmen. Er entschuldigte sich, er dürfe den Pallasch nicht ziehen. Da sagte der König: „Ein S. kann auch ohne Degen seine Soldaten zum Siege führen.“ Und so geschah es. Sein Pallasch blieb in der Scheide, an Stelle desselben führte er eine Reitgerte. Zum Generallieutenant befördert zog er mit in den Krieg und benahm sich bei Lowositz am 1. October 1756 geschickt und tapfer, Verdrießlichkeiten aber, in welche ihn die von seinen Dragonern bei den Werbungen verübten Ausschreitungen verwickelt hatten, veranlaßten ihn von neuem um seinen Abschied zu bitten, welcher ihm am 18. Februar 1757 bewilligt wurde. S. ging nun auf seine Güter nach Pommern und starb auf einem derselben, Busow im Kreise Anclam, am 14. August 1777. S. war im übrigen ein frommer und gebildeter Mann, welcher mit Vorliebe philosophische und theologische Studien trieb.
Schwerin: Otto Magnus v. S., königl. preußischer Generallieutenant, Sohn des Oberst Johann Georg v. S., wurde am 21. Juni 1701 zu Halberstadt, wo sein Vater in Garnison stand, geboren, trat schon 1714 als Cornet bei dem Regiment zu Pferd Kronprinz (Kürassiere) in den Heeresdienst, war bei Beginn des ersten Schlesischen Krieges Oberstlieutenant und Commandeur des „Markgräflich Baireuthschen Dragonerregiments“, jetzt Kürassierregiment Königin (Pommersches) Nr. 2, nahm in dieser Eigenschaft an der Schlacht bei Mollwitz am 10. April 1741 und an der infolge ihres Verhaltens in der Schlacht über die Cavallerie verhängten königlichen Ungnade theil, erntete auch in der zweiten Schlacht, welche er mitmachte, der am 17. Mai 1742 bei Chotusitz (Czaslau) gelieferten, keine Lorbeeren, indem sein Regiment, bevor es zum Aufmarsche kam, von feindlicher Cavallerie angegriffen und geworfen wurde, und gerieth bei dieser Gelegenheit schwer verwundet in österreichische Gefangenschaft. Nach Friedensschluß in seine Garnison Pasewalk zurückgekehrt, widmete er sich mit großem Eifer und Erfolge der Aufgabe, sein Regiment für den nächsten Feldzug besser vorzubereiten. Wie sehr es ihm gelang, sollte der zweite Schlesische Krieg beweisen. Daß seine Friedensleistungen schon vorher den König in hohem Grade befriedigt hatten, zeigt eine nach der Frühjahrsrevue von 1743 an S. gerichtete Cabinetsordre, sowie der Befehl an die Commandeure der drei ostpreußischen Dragonerregimenter, sich sofort nach Pasewalk zu begeben, um von S. zu lernen. In jenem Kriege war es der Tag von Hohenfriedberg, der 4. Juni 1745, welcher Schwerin’s Namen unsterblich gemacht hat, denn das von ihm befehligte Regiment Baireuth-Dragoner war es, welches unter- Geschichte des Geschlechtes von Schwerin von Dr. L. Gollmert und den Grafen L. und W. von Schwerin, 2. Bd., Berlin 1878. – Historische Darstellung der wichtigsten Ereignisse des 2. Kürassierregiments von H. Ravenstein, Berlin 1827.