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ADB:Schwabe, Hermann

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Artikel „Schwabe, Hermann“ von Karl Theodor von Inama-Sternegg in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 33 (1891), S. 161–162, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Schwabe,_Hermann&oldid=- (Version vom 24. Dezember 2024, 18:34 Uhr UTC)
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Schwabe: Hermann S., Statistiker, geboren am 4. April 1830 zu Buttstädt im Großherzogthum Sachsen-Weimar, † am 19. October 1874 zu Berlin. Am Gymnasium zu Weimar herangebildet, verließ S. im J. 1848 die Schule, um sich dem praktischen Berufe eines Geometers zu widmen. Doch vernachlässigte er auch hier die classischen Studien nicht, und bezog nach zweijähriger praktischer Wirksamkeit und abgelegter Reifeprüfung im J. 1850 die Universität Jena, um rechts- und staatswissenschaftliche Studien zu betreiben. Nach mehrjähriger juristischer Praxis bei dem Justizamt seiner Vaterstadt und bei einem Rechtsanwalt trat er, empfohlen vom großherzoglichen Ministerium im Frühjahr 1858 bei dem Königl. preußischen statistischen Bureau ein, um sich in der praktischen Statistik auszubilden. Im J. 1865 übernahm S. die provisorische Leitung des eben errichteten statistischen Bureaus der Stadt Berlin und wurde, als im J. 1872 dasselbe definitiv organisirt war, der erste Director desselben, in welcher Stellung er bis zu seinem frühzeitigen Tod verblieb. Kurz vor seinem Tode war ihm auch eine außerordentliche Professur an der Berliner Universität verliehen worden, die er jedoch nicht mehr antreten konnte. S. war ein ebenso reich veranlagter wie vielseitig und gründlich unterrichteter Mann von einer außerordentlichen Arbeitskraft und ungewöhnlichen organisatorischen Talenten. Schon kurz nach seinem Eintritte in das Königl. preußische Bureau legte S. einen Entwurf zur Errichtung eines gemeinschaftlichen statistischen Bureaus für die Thüringischen Staaten vor, welcher den Beifall Dieterici’s, des Chefs der amtlichen preußischen Statistik, fand. Die Organisation des statistischen Büreaus der Stadt Berlin ist im wesentlichen [162] sein Werk. Auch an der Gründung des Gewerbemuseums in Berlin hatte er hervorragenden Antheil.

Von seinen litterarischen Arbeiten sind die wichtigsten aus seiner amtlichen Thätigkeit hervorgegangen. Der „Berliner Stadt- und Gemeindekalender“ (das spätere städtische Jahrbuch) ist seit 1867 von ihm redigirt worden und zeichnete sich alsbald durch den Reichthum und die Uebersichtlichkeit seiner statistischen Mittheilungen, wie nicht minder durch die geistvolle Bearbeitung derselben aus; die beiden von S. bearbeiteten Volkszählungsberichte für 1867 und 1871 enthalten die Summe seiner amtlichen Thätigkeit. Neben den schweren statistischen Arbeiten liebte es S., auch die Statistik zu popularisiren durch Veröffentlichung verschiedener statistischer Essays über die Volksseele von Berlin, das Nomadenthum in der Berliner Bevölkerung, über das sociale Deficit u. a., welche in tief philosophischem Geiste concipirt, auch der Form nach zu den besten Leistungen statistischer Monographien zählen. Auch in anderer Richtung war S. litterarisch thätig; abgesehen von einer Jugendarbeit über deutsch-patriotische Politik hat er in der Schrift über „die Engländer und ihre Kohlenarbeiter“ (Zeitschrift für Völkerpsychologie 1862), sowie in dem Vortrag über die nachtheiligen Wirkungen der Arbeitstheilung (Arbeiterfreund 1864) sociale Probleme anziehend und gedankenreich behandelt, und in mehren Schriften über die Kunstindustrie den Zwecken des Berliner Gewerbemuseums wesentlichen Vorschub geleistet.

Berliner städtisches Jahrbuch für Volkswirthschaft und Statistik. Herausgegeben von Huppé. 2. Jahrgang 1875.