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ADB:Schulze, Benjamin Wilhelm Daniel

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Artikel „Schulze, Benjamin Wilhelm Daniel“ von Carl Gustav Adolf Siegfried in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 32 (1891), S. 761–762, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Schulze,_Benjamin_Wilhelm_Daniel&oldid=- (Version vom 5. November 2024, 09:33 Uhr UTC)
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Schulze: Benjamin Wilhelm Daniel S., geboren am 17. Januar 1715 zu Berlin, ordentlicher Lehrer, später Professor am Joachimsthal’schen Gymnasium daselbst, † am 17. März 1790 (Winer, Hdb. der theol. Lit. Bd. 2, S. 770). Von ihm sind einige Arbeiten zur Textkritik des Alten Testaments bekannt geworden. 1766 veröffentlichte er eine „vollständige Kritik über die gewöhnlichen Ausgaben der hebr. Bibel“ etc. (s. den vollständigen Titel bei Winer a. a. O. Bd. 1 S. 97). Ein Theil dieser Schrift war schon 1764 selbständig erschienen. Hier bildet er den ersten Abschnitt. Der Verfasser zeigt darin die mannigfaltigen Fehler der damals gebräuchlichen Ausgaben des hebräischen Alten Testaments, welche fast alle Abdrücke der Ausgabe des Jacob ben Chajim seien und beseitigt bei dieser Gelegenheit verbreitete Irrthümer über die Geschichte des hebräischen Textes, insbesondere die Meinung, als habe J. b. Chajim den ersten hebräischen Druck veranstaltet. Auch hat er bereits ermittelt, daß das Handexemplar der Gerson’schen hebräischen Bibel (Brescia 1494), dessen Luther sich bei seiner Uebersetzung bediente, sich auf der kgl. Bibliothek zu Berlin befindet. Er ist also in dieser Beziehung der Vorgänger von Franz Delitzsch, welcher in der Allgemeinen lutherischen Kirchenzeitung vom 10. Nov. 1883 Sp. 7. 8, vgl. auch desselben Jahrgangs Nr. 51, dieselbe Entdeckung mitgetheilt hat. Im 2. Abschnitt seiner Schrift zeigt S., daß eben diese Gerson’sche Ausgabe der Chajim’schen bei weitem vorzuziehen sei. Er gibt ein langes Verzeichniß von Varianten der Gerson’schen Ausgabe, welche die offenbar bessere Lesart enthalten und fügt damit zusammenstimmende Angaben aus einer Handschrift der kgl. Bibliothek zu Berlin hinzu. Er bekämpft sehr häufig das Kethib und hält das Qeri im allgemeinen [762] für die vorzuziehende Lesart. In einem Nachtrage betitelt Additamenta variantium lectionum e Gersoniana S. codicis editione collectarum in der biblioth. Hagana Class. I Fasc. 2. 1768 gab er noch weitere Belege für die oben entwickelten Ansichten (vgl. überhaupt Rosenmüller, Hdb. f. d. Lit. der bibl. Krit. II, S. 55. 56). – In der erstgenannten Schrift hatte S. auch die haarsträubende Behauptung aufgestellt, man müsse die Vokalpunkte des Qeri mit den Kethibconsonanten verbinden; dies war von Ernesti in der neuen theol. Biblioth. VII, S. 118 mit Recht bestritten. Dagegen wandte sich S. in einer dissertatio apologetica (s. den vollst. Titel b. Rosenmüller a. a. O. I, S. 607), worauf wieder Ernesti a. a. O. IX, S. 750 ff. antwortete. Ueber den Vorzug des Qeri oder Kethib gerieth S. auch mit Simonis in Streit, vgl. Hezel, Versuch einer Gesch. der bibl. Kritik des Alten Testaments etc. 1780, S. 28 und Eichhorn, Einl. in das Alte Testament, I, S. 429. Ein Streit, der heutzutage völlig bedeutungslos geworden ist. – Bei Winer a. a. O. I, S. 140 ist noch eine historisch-kritische Schrift unseres Verfassers zur Geschichte der Sadduzäer angeführt.