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ADB:Schulz-Briesen, Eduard

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Artikel „Schulz-Briesen, Eduard“ von Max Georg Zimmermann in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 32 (1891), S. 753–754, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Schulz-Briesen,_Eduard&oldid=- (Version vom 15. November 2024, 04:20 Uhr UTC)
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Schulz: Eduard S.-Briesen, Porträt- und Genremaler, geboren am 11. Mai 1831 in dem Hause Amstel in der Nähe der Abtei Knechtsstädten. Von seinem Vater zur militärischen Laufbahn bestimmt, kam er früh auf die Cadettenanstalt zu Bensberg. Die strenge Erziehung sagte jedoch seinem phantasiereichen Gemüth nicht zu, und es gelang ihm, von seinen Eltern die Erlaubniß zu erwirken, seinem Hange für die Kunst zu folgen und Maler zu werden. Schon als Knabe hatte er viel gezeichnet und hübsche Proben seines Talentes abgelegt. Im J. 1849 bezog er die Akademie zu Düsseldorf, wo Karl Sohn und Hildebrandt seine Lehrer waren. Nach 2 Jahren (Ende 1859) zog ihn der Zauber, den damals die belgische Coloristenschule auf die Welt ausübte, nach Antwerpen, bei der dortigen Akademie wurde er Schüler von Dykmans und Wappers. Sein Streben nach den höchsten Zielen der Kunst führte ihn weiter nach Paris, um sich mit den Werken und der Technik der dortigen Meister vertraut zu machen. Haben seine Studien in Antwerpen und Paris auch viel zu seiner Ausbildung beigetragen, so ist der Künstler doch nicht bloß in seinem innersten Wesen, sondern auch in seiner äußern Auffassung ganz deutsch und in seiner correcten Zeichnung und maßvollen Farbe der Zögling der Düsseldorfer Malerschule geblieben. Anfang der 50er Jahre war sein Vater an die Steuerkasse in Elberfeld versetzt worden. Nachdem S. in den Jahren 1854/55 seiner Militärpflicht in Köln genügt hatte, begab er sich nach Berlin und darauf nach Westfalen, wo er sich auf den Schlössern und in den Städten als Porträtmaler beschäftigte, bis er sich als solcher in Barmen niederließ. Eine Zeitlang leitete er hier auch ein photographisches Atelier und lieferte an Buchhändler poetisch empfundene und scharf gezeichnete Illustrationen. Aus dieser ersten Zeit stammen ein Porträt seines Vaters und des Dichters Hoffmann v. Fallersleben, die sich durch klare Zeichnung und scharfe Charakteristik auszeichnen, beide im Besitz seiner Wittwe. Erst nach 1870, nachdem S. wieder nach Düsseldorf übergesiedelt war und in lebhaftere Wechselbeziehung mit anderen Künstlern trat, entwickelte sich sein Talent zur vollen Reife. Jetzt begann er Genrebilder zu malen. Sein erstes derartiges Werk, welches Aufsehn erregte, war das Bild „Die verlorene Ehre“. Ein junger Mann mit durchgeistigtem Kopf, einer höheren Gesellschaftsklasse entstammend, ist als Wilddieb verhaftet und wird mit gemeinen Dieben zusammen eingesperrt, während die ehrsamen Honoratioren des Dorfes das Ereigniß besprechen. Gleich mit diesem ersten Bilde tritt S. in die für ihn charakteristische Auffassung ein. Die Scene ist von ihrer sittenbildlichen Seite genommen und hält im Ganzen wie in den einzelnen Figuren die glückliche Mitte zwischen typischer und individueller [754] Darstellung. Dieses Bild verschaffte ihm seine Stellung unter den ersten Genremalern Düsseldorfs, es befindet sich jetzt in Privatbesitz in Eisenach. Das nächste größere Bild ist vom Kunstverein in Barmen gekauft und heißt „Im Herrenstübchen“. Dasselbe charakterisirt in treffender Weise das deutsche Kleinstädterthum von seiner gemüthlichen zufriedenen und behäbigen Seite. „Der Gang zur Untersuchung“ befindet sich in der städtischen Galerie zu Düsseldorf. Es ist eine ergreifende Scene, wie im Hofe des alterthümlichen Gerichtsgebäudes der rothhaarige in Ketten geschlossene Angeklagte von seiner Frau und seinem Kinde Abschied nimmt. „Der Feinschmecker“ stellt einen geistlichen Herrn bei den Freuden der Tafel dar. Auch hier sind der Held und seine Umgebung in liebenswürdigster Weise geschildert. Andere Bilder behandeln einen „Streit auf dem Tanzboden“ (von großer dramatischer Wirkung), einen „Arzt am Krankenbett“, letzteres nach Wien verkauft. „Jugenderinnerungen“ hat der Künstler ein Bild genannt, auf dem in altmodischem Zimmer zwei alte Jungfrauen beim Kaffee ihre Erlebnisse austauschen, auch hier ist jede Spur von Satire vermieden und der Gegenstand in gemüthvoller Weise behandelt, das Bild befindet sich in Privatbesitz in Crefeld. Die poetische Empfindung des Künstlers hat ihren Ausdruck gefunden in dem Bilde „Gottesdienst auf dem Lande“. In einem elsasser Dorfe sitzen an einem heißen Tage im Schatten der Kirche hübsche Dorfmädchen, ein älteres Paar ruht der Kirche gegenüber auf einem Grabsteine aus, eine gebrechliche Alte hinkt aus dem Hintergrunde heran. Voller Andacht ist das Ganze, voller Poesie namentlich die reizende Landschaft, die Dorfgärten, die sich an den Hügelhängen hinaufziehen. Ebenso poetisch ist auch ein kleineres Bild, welches ein Liebespaar am Brunnen darstellt. Ein Meister wie S. war besonders geeignet zur Wiedergabe des Kinderlebens. Ein frühes Bild von ihm hat einen „Kindercarneval“ zum Vorwurfe, die Kleinen halten vor einem großen Spiegel Costümprobe. Zwei andere Kinder an einem Maurerkübel sind in Knaus’ Weise empfunden. Das letzte größere Genrebild sind „Die eingebrachten Zigeuner“. Durch das gewölbte Thor eines kleinen mittelalterlich gebauten Städtchens ziehen sie herein und die Bevölkerung läuft staunend zusammen. Wie in einer Novelle ist in der kleinen Ecke am Thor das Leben des Städtchens geschildert. Die Oertlichkeit ist aus Rothenburg ob der Tauber, von dorther stammt des Künstlers Gattin, und die malerischen Motive dieser alten Stadt hat der Künstler häufig benutzt. Alle diese Bilder sind in fein empfundener aber gehaltener Farbe, in harmonischem Gesammtton und vortrefflicher Zeichnung. In den ersten zehn Jahren seines Düsseldorfer Aufenthaltes hatte S. das Bildniß fast vollständig vernachlässigt. Durch einen Kunstsammler angeregt, machte er 1880 mit demselben eine Reise durch Holland. Die Porträtwerke in Amsterdam, Haarlem und im Haag ergriffen ihn so, daß er aussprach, sein wahrer Beruf sei doch die Porträtmalerei. Zurückgekehrt malte er seinen Reisegefährten. Das Bild wurde 1881 ausgestellt. Die Wahrheit und Natürlichkeit, der warme leuchtende Fleischton, die breite Behandlung, die scharfe treffende Charakteristik errangen ihm reiche Anerkennung, und Auftrag folgte auf Auftrag. Eine große Zahl von Damen und Herren, ganze Familiengruppen hat er seitdem gemalt, dieselben zählen zum besten der neueren Bildnißmalerei. Großes Bedauern empfand die ganze Kunstwelt, als der liebenswürdige feingebildete Künstler ihr und seiner Familie im 60ten Lebensjahre in voller Thätigkeit und auf der Höhe seines Schaffens entrissen wurde. Er starb zu Düsseldorf am 21. Februar 1891. – Seine früheren Bilder sind mit Ed. Schulz, die der letzten 10 Jahre mit Ed. Schulz-Briesen gezeichnet.