ADB:Schmidt, Oscar
Ehrenberg und Johannes v. Müller wurde er nämlich in so hohem Grade begeistert, daß er sich der Zoologie vorwiegend zu widmen beschloß. Im Januar 1846 erwarb er auf Grund seiner Dissertation: „De scarabaeo sacro“, welche jedoch nicht veröffentlicht ist, den Doctorgrad in Halle und bestand kurze Zeit darauf sein Staatsexamen in Berlin. Damit ihm das Lehramt an höheren Schulen nicht verschlossen wurde, absolvirte er sein Probejahr an einem Realgymnasium in Berlin, habilitirte sich dann jedoch 1847 in Jena als Privatdocent. Im folgenden Jahre veröffentlichte er sein erstes bedeutendes Werk: „Die rhabdocölen Strudelwürmer des süßen Wassers“, welches seinen Ruf begründete. Noch in demselben Jahre wurde er zum außerordentlichen Professor ernannt. Im J. 1849 erschien sein „Handbuch der vergleichenden Anatomie“, welches eine Reihe von Auflagen erlebte und auch ins Holländische übersetzt wurde. Infolge einer zweiten Reise nach den Faröer und dem Nordcap, wo er schon früher Studien über die Würmer gemacht hatte, veröffentlichte er seine, durch treffliche Naturschilderungen ausgezeichneten „Bilder aus dem Norden“ (1851). In demselben Jahre wurde er zum Director des Museums ernannt. Aus dieser Periode ist noch sein „Lehrbuch der Zoologie“ (1853) und „Die Entwicklung der vergleichenden Anatomie“ (1855), in welchem zum ersten Male eine Uebersicht über den Entwickelungsgang dieser Wissenschaft gegeben wird, zu erwähnen. Im J. 1855 folgte S. einem Rufe als ordentlicher Professor nach Krakau. Hier setzte er seine Studien über die rhabdocölen Strudelwürmer fort und veröffentlichte dieselben später in einem längeren Aufsatze in den Denkschriften der math.-naturw. Cl. d. kaiserl. Ak. der Wissenschaften. Jedoch schon nach zwei Jahren verließ er Krakau, da er sich mit den dortigen Verhältnissen nicht befreunden konnte, und folgte einem Rufe nach Graz. Hier wurden seine Studien in ganz andere Bahnen gelenkt. Verschiedene Reisen nach Dalmatien veranlaßten ihn, sich mit der Fauna des adriatischen Meeres zu beschäftigen und namentlich zogen ihn die damals noch ziemlich unbekannten Schwämme an. Nach sorgsamen Studien veröffentlichte er 1862 das Werk „Die Spongien des adriatischen Meeres“, welches mit den Supplementen ein grundlegendes Werk für die folgenden Arbeiten über diese Thierclasse bildet. Auch praktisch suchte S. seine Studien über die Schwämme zu verwerthen, indem er im Auftrage der Regierung Schwammzucht-Anstalten anlegte. Dieselben scheiterten allerdings an der Ungunst der Verhältnisse, lieferten jedoch den Beweis, daß eine Schwammzucht nicht zu den Unmöglichkeiten gehört. Im J. 1872 folgte S. einem Rufe nach Straßburg. Dort veröffentlichte er „Descendenzlehre und Darwinismus“ (1873), [12] worin er sich als eifriger Verfechter der Darwin’schen Lehre zeigte. Ein sehr verdienstvolles Werk war: „Die naturwissenschaftlichen Grundlagen der Philosophie des Unbewußten“ (1877), in welchem er dieses damals noch viel beachtete Werk vom naturwissenschaftlichen Standpunkt aus einer scharfen, aber wohlverdienten Kritik unterzog. Seine letzten Lebensjahre widmete er der Bearbeitung der niederen Thiere in Brehm’s Thierleben, ließ dabei aber seine Schwammstudien nicht außer acht, wie seine beiden letzten Werke: „Die Spongien des Meerbusens von Mexico“ und die „Entstehung neuer Arten durch Verfall und Schwund älterer Merkmale“ (1883) beweisen. S. starb am 17. Januar 1886 infolge eines Schlaganfalles. – S. war einer der kenntnißreichsten und thätigsten Zoologen seiner Zeit und seine zahlreichen trefflichen Arbeiten sichern ihm für alle Zeiten einen ehrenvollen Platz in der Geschichte der Zoologie.
Schmidt: Eduard Oscar S. wurde am 21. Februar 1823 in Torgau geboren. Sein Vater war daselbst Garnisonprediger, erhielt aber bald darauf die Pfarre zu Axien an der Elbe. Nachdem S. seinen ersten Unterricht in Weißenfels an der Saale erhalten hatte, besuchte er vom Jahre 1836 an das Gymnasium zu Schulpforta. 1842 bezog er die Universität Halle, um Mathematik und Naturwissenschaften zu studiren. Schon im folgenden Jahre siedelte er jedoch nach Berlin über, was für sein ganzes Leben entscheidend war. Durch die Vorträge von