ADB:Schlör, Simon
Wintterlin, Die Grabdenkmale Herzog Christoph’s u. s. w. in der Festschrift der königl. öffentl. Bibliothek zu Stuttgart zur vierten Säcularfeier der Eberh. Karls-Universität zu Tübingen, 1877, S. 41, Anm. 3) noch eine weitere Anzahl entdeckt worden; sicher aber ist die Liste derselben noch weit nicht vollständig. Neben den Arbeiten, welche S. ungefähr von 1555 an für adelige Familien in verschiedenen Gegenden Württembergs fertigte, kommen vorzugsweise die Aufträge in Betracht, welche er von württembergischen Fürsten, ohne eigentlich in deren Dienst zu treten, übernahm und in der freien Reichsstadt Hall ausführte. Herzog Christoph übertrug ihm den Grabstein seiner Mutter, Sabina von Baiern († 1564), für den Chor der Stiftskirche zu Tübingen; für Herzog Ludwig’s Mutter und Vormünderin, Anna Maria von [531] Brandenburg-Ansbach, machte er die Allianzwappentafel über dem Hauptportal des alten Schlosses in Stuttgart (1570) und den Altar in der Capelle desselben Schlosses mit 12 je auf einen Glaubensartikel hinweisenden Relieftafeln in Stein (um 1573); für Ludwig selbst die 11 Wandstandbilder der württembergischen Grafen im Chor der Stiftskirche (1574 bis gegen 1586). Außerdem sind mehrere Arbeiten Schlör’s für das von Herzog Ludwig erbaute Neue Lusthaus (1580–93) und dessen Umgebung aus den Acten ermittelt, aber nicht mehr erhalten oder wenigstens noch nicht aufgefunden. Zu seinen schönsten Werken gehört das in hohenlohischem Auftrag geschaffene Freigrabmal des bei der Hochzeit von Herzog Ludwig im Turnier verwundeten und am 16. Novbr. 1575 verstorbenen Grafen Albrecht von Hohenlohe in der Stiftskirche zu Stuttgart (1577). Schlör’s Gestalten sind immer flott gestellt oder gut gelegt und manchmal recht keck ausgehauen; im Zierbeiwerk entwickelt er viel Phantasie und Geschmack; er repräsentirt für jene Zeit mit seinen Werken in Württemberg mehr den fränkischen Kunstcharakter neben seinen schwäbischen Genossen Jos. Schmid in Urach, Jak. Woller in Schw.-Gmünd und Leonhard Baumhauer in Tübingen.
Schlör: Simon (Semm, Semme) S. (Schleer, Schleher), Bildhauer, geboren zu „Lautebach“, vermuthlich dem fränkisch-württembergischen Dorfe Laudenbach, OA. Mergentheim, in der ersten Hälfte des 16. Jahrh., † Ende 1597 oder anfangs 1598, wahrscheinlich zu Schwäbisch-Hall, gehört zu den tüchtigsten Meistern der süddeutschen Renaissance. Wie sein Geburtsjahr und seine Eltern, so sind auch seine Lehr- und Wanderjahre gänzlich im Dunkeln. Wir wissen nur, daß er Bürger in Schw.-Hall wurde und dort dreimal verheirathet war. Von seinen Werken ist seit der ersten Zusammenstellung (bei- Vgl. Klemm, Württemb. Baumeister und Bildhauer bis ums Jahr 1750 in den Württemb. Vierteljahrsheften für Landesgeschichte, Jahrg. 1882 (auch bes. gedruckt).