ADB:Schläfli, Alexander
[1], † zu Bagdad am 5. October 1863. Frühe der Eltern beraubt, im Waisenhause seiner Vaterstadt erzogen, sollte S. einem bürgerlichen Berufe zugeführt werden; er wurde aber durch den Einfluß des verdienten Entomologen Meyer-Dürr mit einer Liebe zu den Naturwissenschaften erfüllt, die ihn die Medicin als Berufsstudium wählen ließ, weil sie in die naturgeschichtlichen Disciplinen einführt und das Mittel bietet, auf eigene Kräfte gestützt die Fahrt in die weite Welt zu wagen. Im Herbst 1854 beendigte S. seine Studien in Paris und knüpfte Verbindungen mit der türkischen Gesandtschaft an, welche ihn 1855 nach Constantinopel führten. Nach langem Warten unter schwierigen äußeren Verhältnissen erhielt der arme, junge Arzt eine Stelle im tunesischen Contingent, das er zunächst nach Türkisch-Armenien begleitete. Er lag in Batum und machte einen kurzen Kriegszug nach Imeretien mit. Nach dem Frieden ging er als Regimentsarzt nach Jannina, wo er vielleicht seine glücklichsten Jahre verlebt hat. Er gewann das Vertrauen Riffaat Pascha’s, dessen Leibarzt er wurde und sammelte wissenschaftliches Material der verschiedensten Art auf seinen Ausflügen nach Albanien und Epirus. Sein „Versuch einer Klimatologie des Thales von Jannina“ und die im Ausland 1859 erschienenen „Reiseskizzen aus Epirus“ fallen in diese Zeit. Doch gefiel es ihm auf die Dauer nicht in der wissenschaftlichen Vereinsamung, der orientalischen Verweichlichung, der türkischen Mißwirthschaft. Er nahm seine Entlassung und ließ sich als Arzt in Bagdad nieder, wohin er zu Lande über Aleppo und Diarbekr den Weg nahm. Seine Pläne reichten aber weiter. Er wollte nach Maskat, den Bahreininseln und endlich nach Sansibar gehen, um bei günstiger Gelegenheit von hier aus in’s Innere Afrika’s vorzudringen. Zwar meinte er bescheiden, nicht in die Fußtapfen eines Speke oder Heuglin treten zu können, aber er hatte nicht aufgehört, zu beobachten und besaß manche der Eigenschaften, die einen tüchtigen wissenschaftlichen Reisenden machen. Würde er seinen Plan, als Arzt in Sansibar sich niederzulassen, ausgeführt haben, so hätte er ähnlich wie später G. A. Fischer, der von gleicher Grundlage ausging, der Erforschung Ostafrika’s wichtige Dienste leisten können. Die Unterstützung seiner Freunde in der Heimath und kleine Zuschüsse schweizerischer Behörden gestatteten ihm, wenigstens einen Anfang zu machen. Er quittirte 1862 den türkischen Dienst und fuhr auf einem arabischen Schiffe nach Bombay, um von hier über Mauritius Madagaskar oder die ostafrikanische Küste zu gewinnen. In Mauritius durch den Mangel an Schiffsgelegenheit aufgehalten, entmuthigt, erkrankt, brach er die Reise ab, kehrte nach Bombay, wo eine Leberentzündung [327] ihn an den Rand des Grabes brachte, und nach Bagdad in der Hoffnung zurück, in einer Quarantänestellung in den kurdischen Gebirgen zu genesen. Er hatte erst wenige Tage in Bagdad zugebracht, als dieselbe Krankheit, die in Mauritius ihn befallen, die tropische Dysenterie, ihn am 5. October 1863 wegraffte. Treffliche Eigenschaften des Charakters rühmten seine Freunde ihm nach und seine Werke, von denen leider keines den Stempel der letzten Vollendung trägt, lassen in ihm einen scharfen und vielseitigen Beobachter erkennen. Hauptwerk: „Reisen in dem Orient“. Winterthur 1864 (in den Mittheilungen schweizerischer Reisender).
Schläfli: Alexander S., Orientreisender, geboren zu Burgdorf (Kanton Bern)- Nekrolog von Egli im Globus V.
[Zusätze und Berichtigungen]
- ↑ S. 326. Z. 17 ff. v. o.: Der Geburtstag Schläfli’s ist der 30. October 1831. Nach Vollendung der Erziehung im Waisenhause seiner Vaterstadt besuchte er die obere Industrieschule und die Hochschule in Zürich. Nach Bagdad ging er 1861 als Militärarzt, wurde in demselben Jahre nach Samava versetzt. Der Nekrolog von A. Mousson in den Verh. der schweizerischen naturforschenden Gesellschaft 1864 (Zürich) enthält interessante Mittheilungen aus den Briefen des Reisenden. Unter seinen Arbeiten verdient noch die „Klimatologie von Jannina“ im 20. Band der Denkschriften der schweizerischen naturforschenden Gesellschaft genannt zu werden. [Bd. 33, S. 799]