Zum Inhalt springen

ADB:Schiller, Julius

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Schiller, Julius“ von Siegmund Günther in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 31 (1890), S. 249–250, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Schiller,_Julius&oldid=- (Version vom 24. Dezember 2024, 18:15 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Schiller, Johann
Band 31 (1890), S. 249–250 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Julius Schiller in der Wikipedia
Julius Schiller in Wikidata
GND-Nummer 12869968X
Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|31|249|250|Schiller, Julius|Siegmund Günther|ADB:Schiller, Julius}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=12869968X}}    

Schiller: Julius S., Astronom, geboren gegen Ende des 16. Jahrhunderts zu Augsburg, † ebenda (näheres unbekannt) 1627. Die Lebensumstände dieses Mannes sind wenig geklärt; bis vor kurzem wußte man bloß, daß er einer Augsburger Geschlechterfamilie angehörte, und Poggendorff hat ihn, im Anschlusse an Weidler, sogar zum Augustinermönch gemacht. Etwas genauere Kunde erhielt man erst, nachdem Rudolf Wolf auf der Bibliothek der Züricher Sternwarte ein Exemplar des gleich nachher zu besprechenden Werkes auffand, welches dem Elias S., vermuthlich einem Sohne des Julius, angehört hatte, und ein Schreiben beigebunden enthält, worin Jakob Bartsch, der Schwiegersohn Kepler’s, sein Beileid über den kurz vorher erfolgten Tod des Autors ausspricht. Letzterer wird darin als Rechtsgelehrter, Gerichtsbeisitzer und städtischer Scholarch bezeichnet, er scheint somit eben den Lebensgang gemacht zu haben, welcher für die patricischen Bürger deutscher Reichsstädte damals ein sehr gewöhnlicher war. Das Werk nun, welches Schiller’s Namen auf die Nachwelt gebracht hat, war sein „Coelum stellatum christianum“, welches, von den Kupferstechern Kager und Kilian prächtig ausgestattet, in seinem Todesjahre zu Augsburg [250] herauskam. Große Originalität war die Stärke dieses Sternatlasses allerdings nicht, denn der Verfasser hatte sich darauf beschränkt, jeweils an die Stelle eines der antiken Mythologie entlehnten Sternbildes ein „christliches“ zu setzen: der Erzengel Michael sollte den kleinen Bären, St. Mathias die Fische, das heilige Ehepaar Joachim-Anna den Walfisch verdrängen u. s. w. Allerdings suchte S. den Werth seines Werkes dadurch zu steigern, daß er dessen Eigenschaft als Neuausgabe der „Uranometria nova“ seines Freundes Bayer hervorhob, allein gerade von der hochwichtigen Neuerung dieser letzteren, daß nämlich jeder Fixstern durch einen besonderen griechischen oder lateinischen Buchstaben gekennzeichnet ward, macht der „christliche Himmel“ keinen Gebrauch. Schulebildend hat S. zum Glücke nicht gewirkt, obwohl auch einige andere Gelehrte, so z. B. Harsdörffer in Nürnberg, für die sonderbare Idee Propaganda zu machen suchten.

Wolf, Geschichte der Astronomie, München 1877, S. 425 ff. – Kästner, Geschichte der Mathematik, 4. Band, Göttingen 1800, S. 94 ff. – Poggendorff, Biographisch-litterarisches Handbuch zur Geschichte der exakten Wissenschaften, 2. Band, Leipzig 1863, Sp. 797.