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ADB:Scheuchzer, Wilhelm

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Artikel „Scheuchzer, Wilhelm“ von Hyacinth Holland in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 31 (1890), S. 141–142, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Scheuchzer,_Wilhelm&oldid=- (Version vom 15. November 2024, 04:17 Uhr UTC)
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Scheuchzer: Wilhelm S., Landschaftsmaler, geboren als der Sohn eines Pfarrers zu Hausen im Kanton Zürich am 24. März 1803, war erst zum Handwerk eines Zimmermalers bestimmt, wobei er durch gefährliche Einflüsse der Farbenbereitung in schweres Siechthum verfiel. Da inzwischen seine Neigung zu künstlerischen Beschäftigungen frühzeitig hervortrat, kam S. zu dem Landschaftsmaler Heinrich Maurer in Zürich (geb. 1744), dessen Unterricht den Knaben soweit förderte, daß er bei dem 1822 erfolgten Tode seines Lehrers schon kleine Prospecte für den Buch- und Kunsthändler Trachsler zu fertigen im Stande war. Schon im nächsten Jahre durchstreifte S. mit Mappe und Stift in Gesellschaft seines Freundes Reutlinger das reizende Berner Oberland, fleißig zeichnend und bedeutendere Versuche wagend; dann dehnte er seine Studien weiter aus, durchwanderte die welsche Schweiz und Oberitalien bis nach Mailand. Die Ausbeute dieser beiden Reisen war eine Reihe fleißig und mit ungewöhnlicher Delicatesse ausgeführter Aquarelle, welche ihm vom Kunsthändler Velten den Auftrag verschafften, das Fürstenberger Ländchen auf gleiche artistische Ausbeute zu durchziehen. Weitere Förderung wurde ihm durch den Fürsten von Fürstenberg, welcher mehrere Gegenden des Schwarzwaldes in Aquarell aufnehmen ließ, Blätter, welche durch S. auch auf Stein gezeichnet wurden. Außer der Lithographie versuchte sich S. in der Radirung und im Oelmalen und besaß hierdurch schon eine hübsche Routine, als derselbe 1829 nach München kam und Rottmann’s Bekanntschaft machte, dessen berühmte Arcadenfresken durch S. öfter in Aquarell copirt wurden. Auch mit eigenen Bildern hatte S. alsbald Glück, da selbe im Kunstverein nicht allein gerne gesehen, sondern auch gekauft wurden. Sie besaßen den großen Vorzug der Anspruchslosigkeit und Treue, wollten nichts sein, als die Erinnerungen an die Natur und ihre schönsten Stellen und sprachen darum immer an. Sein geschmackvoller Vortrag und seine Fertigkeit im Aquarelliren machte ihn als Lehrer für Dilettanten im Landschaftsfache gesucht und verschaffte ihm Zugang in den höchsten Kreisen der Gesellschaft. In Hohenschwangau malte S. 1836 als Erinnerung an die orientalische Reise des Kronprinzen sechs Landschaften (Smyrna, Troja u. s. w.) nach Zeichnungen von Michael Wittmer in Fresko zur vollen Zufriedenheit des hohen Auftraggebers. Nebst den Ansichten aus dem Schwarzwalde und aus Karlsruhe kamen noch viele Blätter für das von G. Franz herausgegebene „Malerische Baiern“ (gestochen von Poppel, Riegel und Kurz), ebenso „Erinnerungen an das bairische Hochland und das Allgäu“ (12 Blätter, gestochen von Poppel, bei G. Franz), andere Bilder Scheuchzer’s wurden von ihm selbst oder durch Borum und Würthle lithographirt; seine glücklichsten Leistungen bewegen sich im Gebiete der Gebirgslandschaft und Architektur. Dazu gehören eine (von [142] Gf. Raczynski gepriesene) Ansicht des Klosters Kappel; der Comersee, Aussicht von der Grindelalpe, St. Wolfgangsee, das Graubündtnerthal, Calvarienberg zu Botzen; die Schlösser Hohenschwangau, Tirol, Sigmundskron und Rapperswyl; Mals im Vintschgau mit dem Ortles, die alte Capelle bei Taufers, Partie aus dem Oberinnthal, eine Sensenschmiede im Allgäu, die Insel Ufenau im Zürchersee (Neue Pinakothek zu München), Morgen am Vierwaldstättersee und andere Ansichten aus der Schweiz, aus Italien, Tirol, Graubünden, dem baierischen Hochland u. dgl. Mit unermüdlichem Eifer arbeitete S. bis zu seinem am 29. März 1866 erfolgten Tode. Der größte Theil seines künstlerischen Nachlasses gelangte in die Sammlungen des baierischen Staates gegen eine Leibrente für die Wittwe des Künstlers.

Vgl. Nagler, 1845, XV, 199. – Lützow, 1866, I, 52. – Kunstvereins-Bericht für 1866, S. 58. – Maillinger, Bilderchronik 1876, I. Bd. (Nr. 3335 ff.)