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ADB:Schepper, Cornel Duplicius von

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Artikel „Schepper, Cornel Duplicius von“ von Franz von Krones in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 31 (1890), S. 93–97, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Schepper,_Cornel_Duplicius_von&oldid=- (Version vom 5. November 2024, 23:23 Uhr UTC)
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Schepper: Cornel Duplicius v. S. (Scepper), Staatsmann und Schriftsteller, geb. zu Nieuport in Nordflandern 1502, † zu Antwerpen am 28. März 1555. – Sein Großvater, Johann v. S., war Viceadmiral von Flandern, namhaft in den Seekämpfen zur Zeit Philipp’s des Schönen († 1506) [94] gegen die Engländer und im Landkriege mit Frankreich, sein Vater Johann oder Jakob versah 1511–18 das Amt eines Bürgermeisters von Dünkirchen. Aus dessen Ehe mit Gislaine v. Severin stammte C. D. v. S., ein frühreifes, vielseitiges Talent, zu bedeutenden Lebensstellungen befähigt und berufen.

S. genoß seinen ersten Unterricht bei dem Oheim L. v. S., Pfarrer zu Ekelsbeke (Escaudebecz) in der Castellanie von Cassel (Depart. du Nord). Dann bezog er die Pariser Universität, um hier Dialektik und Physik, die alten Sprachen und das Französische, Geschichte, Mathematik und Astronomie aufs eifrigste zu betreiben. Für seine Tüchtigkeit bürgt die Thatsache, daß ihm die Auszeichnung des „Primus in promotione“ zuerkannt wurde und nachmals der berufenste Zeitgenosse, Erasmus von Rotterdam, den Ausspruch that, S. sei in allen Richtungen der Wissenschaft bewandert gewesen und habe mit gleicher Leichtigkeit die Prosa und den Vers gehandhabt. – Schon mit 18 Jahren (1520) verehelicht (er nahm eine vornehme Flanderin, Elis. Donche zur Frau), führte ihn das Geschick zunächst in nahe Beziehungen zum Dänenkönige Christian II. (Christiern), dem unseligen Schwager König Karl’s V. Als nämlich der vertriebene Herrscher mit Gattin und Kindern (April 1523) in die Niederlande sich einschiffte, um sich hier der Unterstützung Margaretha’s der Statthalterin und Tante Karl’s V. zu versichern und nach einem gewandten sprachenkundigen Diplomaten suchte, fiel seine Wahl, offenbar zufolge der Anempfehlung Adolf’s von Burgund, Admirals von Flandern, auf S. Dem flüchtigen Dänenkönige gelang es nicht, die vorsichtige Statthalterin der Niederlande für seine Rehabilitirungspläne zu gewinnen und wollte es nun bei dem Oheim seiner Gattin, König Heinrich VIII. von England versuchen. So kam denn S. mit dem Dänenkönige nach London. Hier lernte ihn der kaiserliche Botschafter de Praedt kennen und bekam von ihm die günstigste Meinung. Aber auch in England erging es Christian nicht besser und so wandte er sich nach Deutschland, um den Hochmeister (Herzog) Albrecht von Preußen, für seine Pläne zu gewinnen. S., der 1523, also mit 21–22 Jahren, bereits den Titel eines „Vicekanzlers“ des Dänenkönigs führte, erhielt den Auftrag, zwei Apologieen seines Herrn gegen die Lübecker und Herzog Friedrich von Holstein zu verfassen, von denen Schmähschriften gegen Christian II. ausgegangen waren, und unterzog sich ihm mit Erfolg.

Ueber allen diesen Versuchen des Exkönigs waltete jedoch ein Unstern, auch in Deutschland, und so kehrte er in die Niederlande zurück. Seine Gattin, die schwergeprüfte Habsburgerin Isabella, war entschlossen, selbst nach Spanien zu reisen, um ihren Bruder, Kaiser Karl V., für die wirksame Unterstützung der Sache des Gatten zu gewinnen. Ihre zerrüttete Gesundheit gestattete dies jedoch nicht, und so wurde S. nach Spanien entsendet, um die Auszahlung der Mitgift Isabella’s, die Reichsacht gegen Holstein und Lübeck und die Unterstützung Severins Norby zu erwirken, der die Sache Christian’s auf der Insel Gotland noch verfocht. Im December 1524 traf S. in Madrid ein und hielt sich hier bis in den Juni 1524 auf. Wie wenig er auch trotz all seiner Bemühungen erwirken konnte, so brachte er doch die Weisung des Kaisers an die Statthalterin Margarethe mit, worin sie zur Ausrüstung einer Flottille zu Gunsten des Schwagers aufgefordert wurde, und Briefe an die deutschen Fürsten, worin man ihnen die Sache Christian’s empfahl. Margarethe war jedoch eine Gegnerin der Entwürfe des Exkönigs, der damals durch S. ein Memoriale gegen den Lübecker Joachim Wullenweber als treulosen Diener und Verräther an der Sache Christian’s ausarbeiten ließ. Bald darauf (19. Juni 1526) schloß Isabella ihr trauriges Leben zu Zwyenerde bei Gent, und S. faßte ihre Grabschrift in elegischen Versen ab. Er vermittelte auch in der heikeln Angelegenheit, welche die mutterlos gewordenen Kinder betraf, indem Margaretha dieselben aus Besorgniß vor dem Lutherthum [95] Christian’s II. bei sich behalten wollte. Die Stellung Schepper’s in Diensten des letzteren ward jedoch unhaltbar, denn der Exkönig mußte sich immer mehr einschränken. Margaretha empfahl nun den jungen besterprobten Diplomaten ihrem kaiserlichen Neffen, und S. ging mit diesen Empfehlungen nach Spanien ab, bewahrte aber auch dann seine Anhänglichkeit an Christian. Dieser belohnte ihn deshalb (1528) mit der (damals norwegischen) Grafschaft Yaemtland, ohne daß S. allerdings diesen Besitztitel verwirklichen konnte. Wir finden S. bald zum kaiserlichen „Staatssecretär“ ernannt, und 1528 nach Schottland entsendet, um hier ein Waffenbündniß gegen Heinrich VIII. von England als Alliirten Frankreichs zu unterhandeln; später mußte er zu König Sigismund von Polen in der gleichen Angelegenheit und im besonderen Auftrage Margaretha’s mit Beschwerden der Amsterdamer über Handelsbedrückungen der Bürger von Danzig abgehen. Er geleitete sodann November 1528 auf das Geheiß Kaiser Ferdinand’s I. den Ritter Severin Norby, aus der russischen Gefangenschaft befreit, in die Niederlande. Bald mußte er dann wieder nach Spanien an den Kaiserhof. 1530 begleitete er Karl V. zur Krönung nach Bologna. Er brachte es dazu, daß Exkönig Christian II. Heeresmacht in Ostfriesland ansammeln konnte, wofür sich der Genannte durch die Verleihung des höchsten dänischen Ordens, des Elefantenordens, erkenntlich bewies. Mitte Juni 1530 treffen wir unsern Diplomaten im Gefolge des Kaisers auf dem Reichstage in Augsburg.

Der Tod der Erzherzogin Statthalterin der Niederlande, Margaretha, 30. November 1530, brachte die verwittwete Königin Böhmens und Ungarns, Maria, die Schwester der Habsburger Karl V. und Ferdinand I. an diese Stelle; die neue Regentin erkannte sogleich die Fähigkeiten Schepper’s und ließ es an seiner Verwendung ebenso wenig fehlen als ihre Brüder. Im Frühsommer 1531 ging S. von Gent an die Mainzer und Pfälzer und im November d. J. in die Schweiz ab, um gegen Frankreich zu wirken. – Eine der wichtigsten Sendungen knüpft sich an das Spätjahr 1532, indem man ihn damals mit Instruction vom 13. Novbr. an Karl V. nach Ungarn und 1533 in die Türkei zum Sultan Soliman II. entbot, um die Sachlage im Reiche jenseits der Leitha kennen zu lernen und den Großherrn friedensgeneigt zu machen. Am 12. April 1533 verließ S. Wien und traf am 20. Mai vor Constantinopel ein, welches er am 16. Juli wieder verließ und einen ausführlichen Bericht an Kaiser Karl V. erstattete (Wien, 23. Sept. 1533). In die Niederlande, zu den Seinigen heimgekehrt, war seines Bleibens nicht lange, denn schon Ende 1533 hatte ihn Karl V. zu einer neuen Botschaft an den Sultan ausersehen, zu welcher er sich die Creditive Ferdinand’s I. im Frühjahr 1534 in Prag holte. Mitte Februar reiste S. nach Fiume, wo er mit dem zweiten kais. Orator Hieronymus von Zara zusammentraf. In Constantinopel weilte er vom 21. April bis 16. Juli 1534 unter ungünstigen Verhältnissen, so daß er keinerlei Friedensbürgschaft erlangen konnte; dennoch war Karl V. von seiner diplomatischen Umsicht und genauen Darlegung der Verhältnisse sehr befriedigt, und dies führte zu Schepper’s Ernennung zum Mitgliede des geheimen Rathes der Niederlande mit dem besondern Amte des Rentmeisters (maitre de requêtes).

Inzwischen war Christian II. von Dänemark Gefangener auf Sonderburg geworden, und auf dem Lüneburger Tage verhandelte man über die Beilegung der nordischen Wirren. Statthalterin Königin Maria sandte dahin auch S. in Gesellschaft des Grafen von Renenberg und Gottschalk’s Erichson; sie entschloß sich, als die Lübecker mit dem Herzog von Holstein auf dem Hamburger Tage Frieden schlossen, zum Schutze des holländischen Handels eine Flotte gegen Kopenhagen auszurüsten. Die Unternehmung sollte auch S. als Marine-Kriegscommissär mitmachen. Dies alles vereitelte aber die Eroberung Kopenhagens [96] durch Friedrich von Holstein, den neuen Dänenkönig, und der Wiederausbruch des Krieges zwischen Karl V. und Franz I. So ging denn infolge dessen S. als Unterhändler bei den deutschen Fürsten ab und zwar Februar 1537 nach Aachen, um eine Liga gegen den Herzog von Geldern als Bundesgenossen Frankreichs einzufädeln, im März sodann nach Schmalkalden und an die Kurfürsten von Köln und Sachsen in der dänischen Angelegenheit. Im Juni bekam er mit den störrigen Gentern in Hinsicht der Zahlung des Kriegssteuerbeitrages von 200 000 Goldgulden zu thun. Als dann Maria mit Eleonoren von Frankreich, ihrer Schwester, die Friedensunterhandlung in die Hände nahm, wurde (August 1537) S. nach Spanien beordert und eben dahin im December zum zweiten Male. Er nahm an den Friedensschlüssen von Nizza und Villafranca theil. Als dann Karl V. den Weg durch Frankreich nach Gent einschlug (1539), wurde S. zu ihm entsendet. Einer der wichtigsten Aufträge, die Aufrechthaltung des Großwardeiner Friedens (1538) zwischen König Johannes von Ungarn (Zápolya) und den Habsburgern führte ihn im Sommer 1540 nach Ungarn zu Conferenzen mit Thurzó (in Preßburg) und mit Erzbischof Frangepani von Kolocsa (zu Erlau), und weiter nach Siebenbürgen, um in Weissenburg mit König Johann und insbesondere mit „Bruder Georg“ (Utjessenovich oder Martinuzzi) zu verhandeln. 1541 sandte ihn Königin Maria nach Frankreich; diese Botschaft währte lange Zeit (223 Tage, wie seine Verrechnung nachweist). Im October 1541 ging er zum hessischen Landgrafen Philipp nach Kassel ab. 1542 bekam er den Auftrag, im Reichstage zu Speyer den deutschen Ständen die Ränke Frankreichs darzulegen. Zum Trésorier géneral de l’épargne ernannt, und in dieser Richtung vollauf beschäftigt, blieb er noch zwei Jahre mit diplomatischen Aufträgen reichlichst bedacht, so 1543 (Juli bis November) zum Kaiser nach Bruchsal, zum Prinzen von Oranien nach Mastricht, dann wieder zum Kaiser nach Koblenz, Köln und Venloo. Im December ging er nach Luxemburg ab, 1544 sandte man ihn nach Seeland zur Ausrüstung der gegen Frankreich bestimmten Flotte, doch nahte die Zeit des Ausgleichs mit Kaiser Franz I. Selbst mit der Angelegenheit der sogen. „Neuchristen“, einer von Portugal nach den Niederlanden gekommenen Secte, bekam er zu thun. 1545 finden wir S. auf dem Wege nach England als außerordentlichen Botschafter; später in den Hansestädten Hamburg und Bremen und bei dem Fürsten von Oldenburg. Mit einer zweiten diplomatischen Mission am englischen Hofe und dem Verweilen im kaiserlichen Heereslager, als der schmalkaldische Krieg losbrach (S. wohnte als Genosse und Gehülfe des mit Geschäften überbürdeten Kanzlers Granvella der Entscheidung bei, die bei Mühlberg 1547 ausgefochten wurde), schließt seine auswärtige Thätigkeit. Fortan hatte S. vorzugsweise mit der Ausrüstung der Flotte, mit der Ueberwachung der Küste (1551–53) – angesichts der neuen Verwicklungen mit Frankreich – und mit der Kanalverbindung zwischen Brüssel und Ruppel, nach dem Plane des Bürgermeisters Brüssels Jean de Loquenghien, zu thun. Zu Antwerpen ereilte ihn im vollen Mannesalter der Tod. Ihn überlebten Kinder aus der ersten Ehe; die zweite mit Marg. Laonis blieb kinderlos.

S. galt auch in seiner Zeit als namhafter Schriftsteller. Jerem. Thriv. Brachelius (Brackele) widmete ihm seine (1545 gedruckten) Paradoxa de vento, aëre, aqua et igni. Schon 1523 veröffentlichte S. die „Assertiones fidei adversus astrologos“ in 6 Büchern. Zu dem Gelegenheitswerke: „Rerum a Carolo V. Caesare Augusto in Africa gestarum commentarii“ (Antwerpen 1554, 12°), aus Beiträgen des Joh. Christ. Caluetus Stella, Johannes Etrobius, Paulus Jovius (Auszüge aus seiner Hist. sui temporis, XXXIII. Buch) und Nic. Villayago erstanden, lieferte er ein „Proëmium“. Das bedeutendste bleiben [97] jedoch seine Gesandtschaftsberichte zufolge der reichen Aufschlüsse über die politische Sachlage und vor allem über die maßgebenden Persönlichkeiten.

Erasmus v. Rotterd., Opera I. – Paulus Jovius, Elogia virorum litteris illustrium (Basel 1577). – Sanderus, Flandria illustrata, III. Bd. – Paquet, Hist. littér. de Pays-Bas, XII. Bd. – Messager de sciences historiques de Belgique, 1856 (S. 1–27): Baron de St. Genois und J. A. Yssel de Schepper: Recherches sur le veritable nom, le lieu de naissance, la famille et les armoiries, la sepulture et les écrits de Corn. de Schepper, dit Scepperus (worin sich der Lebensgang und auch die Schriften Schepper’s verzeichnet finden) und von denselben: Missions diplomatiques de Corneille Duplicius de Schepper dit Scepperus, de 1523–1535. Bruxelles 1856, 231 S. Darin findet sich (105 ff.) das „Journal de l’ambassade Corn. Dupl. de Schepper“ vom Jahre 1533 (als Orig.-Aufz. viel reichhaltiger als die lateinische Relation bei Gévay II.) – Die diplom. Correspondenz siehe bei: Gévay, Urkunden und Aktenstücke zur Geschichte der Verhältnisse zwischen Oesterreich, Ungarn und der Pforte im XVI. u. XVII. Jahrh. (Wien 1833/42), 2 Abth. – Lanz, Korrespondenz des Kaisers Karl V. aus den königl. Archiven und der Bibl. de Bourgogne zu Brüssel (Leipzig 1844–46) I. (1513 bis 1532) und II. (1532–49), und M. Hatvani (Horváth) in den Monum. Hungariae, I. Abth., I. Bd. (Urkundenbuch aus dem Brüssler Reichsarchiv) I. 1441–1538. – Vgl. auch die WW. Ranke’s; Buchholtz, Geschichte Ferdinand I., IV. Bd.; die ungar. Geschichtswerke von Horváth, Szalay und das von Fessler (in neuer Bearb. von Klein) 3. Bd. u. a. Einschlägige zur Geschichte des Reformationszeitalters.