ADB:Schele, Caspar von
Franz von Osnabrück gab den beiden jungen Studirenden ein in warmen Worten abgefaßtes Empfehlungsschreiben an Luther und Melanchthon mit, welches das Datum: Iburg, den 2. Mai 1543 trägt. Melanchthon hat beide promovirt und nach dem Gebrauche ihnen Salz in den Mund gegeben mit den Worten: accipe salem sapientiae.
Schele: Caspar (Jasper) von Schele wurde als ältester Sohn Sweders v. Schele zu Schelenburg und dessen Gemahlin Anna v. Welvelde im J. 1525 geboren. Nach des Vaters Tode 1533 wurde er von der Mutter als Vormünderin erzogen. Er besuchte die Schulen zu Osnabrück, Oldenzell, Wiedenbrück, Münster und Emmerich; ging dann nach Magdeburg und von dort im J. 1543 in Begleitung seines Vetters Gerhard v. Welvelde nach der Universität Wittenberg. Der BischofLuther hat Sch. besonders zum Studio der Theologie gerathen; dem folgte er zwar nicht, aber er hat dennoch Luther’s Hoffnung erfüllt; denn er wurde ein [746] eifriger Beförderer des Protestantismus in seinem Vaterlande. Nach Gauchen’s Adels-Lexikon, Th. I, S. 2046, war Sch. Luther’s Tischgenosse, hat später auch mit Luther im Briefwechsel gestanden; die Briefe sind leider durch Verleihen verloren gegangen im 18. Jahrhundert. Auch Hamelmann in Opuscula Historiae-Westphaliae redet von Sch. und diesen Verhältnissen.
Von Wittenberg ging Sch. an den Hof Herzog Philipp’s von Grubenhagen, wo er ein halbes Jahr blieb und mit dem jungen Herzog Johann dem Studium oblag. Darauf kehrte er nach dem väterlichen Hause zurück und begab sich dann an den Hof des Bischofs Franz von Waldeck zu Osnabrück. Sch. besaß mit seinem Bruder Christoph einige Jahre gemeinschaftlich die elterlichen Güter Schelenburg und Welvelde. Im J. 1556 erfolgte eine brüderliche Erbtheilung, wodurch Caspar in den Besitz von Schelenburg trat. Er hatte eine Dom-Präbende in Münster; als er sich einkleiden lassen sollte, resignirte er die Präbende, bewirkte auch die Allodification eines Lehens, das er von Corvey hatte, „weil er einem Mönche keinen Eid leisten wolle“.
Da Sch. und fast die ganze Gemeinde des Kirchspiels Schledehausen zum lutherischen Glaubensbekenntniß übergegangen waren, so setzte er, als Patron der Kirche zu Schledehausen, einen lutherischen Pfarrer ein. Das Domcapitel vertrieb ihn, und Sch. war genöthigt, ihm in seiner Burg Schutz zu verleihen, bis derselbe anderweitige Anstellung erlangte. Da aber Sch. die Pfarre einer nunmehr protestantisch gewordenen Gemeinde einem katholischen Pastor nicht geben wollte, so setzte das Domcapitel einen solchen ein. Trotz aller Protestationen ging ihm und seinen Nachkommen das Collationsrecht verloren. Die Pfarre wurde beim Westphälischen Frieden den Katholiken zugetheilt, obgleich damals alle Hofbesitzer, mit Ausnahme eines, Protestanten waren. Dieser Religionstrennung wegen war Sch. beim Domcapitel nicht in Gunst, wohl aber bei den drei Bischöfen, unter welchen er lebte und wirkte; er war auch Landrath der Osnabrücker Ritterschaft.
Die Bibliothek des Rathsgymnasiums zu Osnabrück besitzt ein Manuscript, lateinisch geschriebene Nachrichten zur Geschichte des Bischofs Franz von Waldeck, von Schele’s eigener Hand im Original, woraus ersichtlich ist, daß er die Verhältnisse des Landes und des Fürsten genau kannte. Dieses Manuscript ist veröffentlicht in den Mittheilungen des historischen Vereins zu Osnabrück, Band I, 1848.
In besonderer Gunst stand Sch. beim Herzog Heinrich von Sachsen, Bischof von Osnabrück, dem er wesentlich zur Wahl behülflich gewesen war. In einem im Schelenburger Archiv befindlichen Schreiben Schele’s an den fürstlichen Rath vom Jahre 1574, machte er Erinnerungen gegen die Wahlcapitulation und beschwerte sich, daß man in weltlichen Angelegenheiten zu sehr nur das Domcapitel befragt habe und an der Ritterschaft vorbeigegangen sei. Bischof Heinrich schrieb deshalb an Sch. und begehrte: „Er möge seinen Rath, dem er Aufträge für ihn gegeben, gütlich hören.“
Sch. unterstützte und beschützte Gelehrte, welches ihm Dedicationen und lateinische Lobgedichte in Menge eintrug. Gewöhnlich hatte er auch einige junge Edelleute bei sich, weil die Väter wünschten, sie möchten in seinem Hause sich unterrichten. Er war überhaupt ein Mann von energischem Charakter, gerade durchgehend, die Gerechtigkeit ohne Ansehen der Person vertheidigend. Verheirathet war er mit Adelheid v. Ripperda, aus welcher Ehe elf Kinder entprossen.
Sch. starb zu Schelenburg am 8. October 1578, 53 Jahre alt, und wurde in der Kirche zu Schledehausen beerdigt, wo er ein stattliches Epitaphium erhielt, welches, an der Mauer angebracht, noch daselbst vorhanden ist.
[747] Sein Grabstein, auf dem Sch. in Lebensgröße in Ritterrüstung dargestellt ist, findet sich daselbst senkrecht in die Wand eingelassen.
In seinem Testamente ertheilte Sch. seiner Frau viele Anweisungen über die Erziehung seiner Kinder. Die Söhne sollten in den deutschen und Johanniter-Maltheser-Orden gehen, um als Rittersmänner, ohne papistische Dompfründe, sich durch die Welt zu schlagen oder in das Domcapitel zu Minden treten, welches den Papismus verlassen habe. Er erklärte sich stets nur gegen Papst- und Mönchsthum in damaliger Gestalt; andere Dogmen ließ er unberührt.