ADB:Schechner, Jörg
Luther’schen Bibelübersetzung zu liefern; doch hat S. diesem Bestreben zu Liebe Vers und Sprache weniger mißhandelt, als die Mehrzahl seiner Genossen. Bald drängen weltliche Stoffe die engherzige Beschränkung auf die Bibel zurück; S. erzählt Novellen des Boccaccio, heimische Thierfabeln und Anekdoten aus der alten Geschichte, warnt vor Trunkenheit und lehrt Kindererziehung; er liebt für Lehre und Erzählung besonders die stilistische Form der Triaden, die seinen mit verschwindenden Ausnahmen dreistrophigen Baren trefflich gemäß war. Der [654] meisterlichen Neigung zu technischen Spielereien hat er in einer Equivoca gehuldigt. Den dreißigreimigen Meisterton, durch dessen Erfindung S. nach Schulbrauch die Meisterschaft bethätigen mußte, nannte er ‚rayfige Freudweiß‘; auch Hans Sachs hat diese Form nicht verschmäht.
Schechner: Jörg S., Nürnberger Meistersänger, über dessen bürgerlichen Beruf mir nichts bekannt ist; auch Schedner nennt ihn die Ueberlieferung, doch ist dieser Name schlechter bezeugt. Seine datirten Gedichte reichen vom 28. Februar 1535 bis zum 6. September 1548; der Höhepunkt seiner Fruchtbarkeit waren die Jahre 1543 und 1544. S. begann, wie so viele, mit religiösen Dichtungen, deren höchster Ehrgeiz es war, möglichst wörtliche Versificationen der- Ms. germ., Berl., Fol. 23. – Dresdener Hs. M 8. – Gedichte Schechner’s sind abgedruckt von W. Grimm in der Zeitschrift f. deut. Alterth. X, 307, und in den Abhandlungen der königl. Akademie der Wissenschaften zu Berlin, 1855, S. 24.