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ADB:Schönn, Alois

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Artikel „Schönn, Alois“ von Friedrich Pollak in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 54 (1908), S. 157–158, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Sch%C3%B6nn,_Alois&oldid=- (Version vom 5. November 2024, 04:19 Uhr UTC)
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Schönn: Alois Sch., Maler, ist am 10. März 1826 in Wien geboren. Sein Vater, Johann Sch., k. k. Oberamtscontrollor, ließ ihm eine gediegene Bildung angedeihen. 1845 trat er in die Akademie ein, wo er bis zum Ende des Wintersemesters 1848 blieb. Als die Schule infolge der Revolution geschlossen wurde, begab sich Sch. als Landesvertheidiger zu den Tiroler Schützen nach Italien. Als Frucht dieses Feldzuges entstand das Gemälde: „Rückzug aus dem Gefechte von Ponte Tedesco“, das vom Kunstverein für 800 fl. angekauft wurde. Ein folgendes Werk: „Die Erstürmung von Lodrone“ ließ der Kaiser für 1000 fl. aufkaufen. Für die damalige Zeit gewiß recht beträchtliche Preise, zumal für einen 25 Jahre alten Künstler. Sch. ging auf den Kriegsschauplatz nach Ungarn; er wurde von den ungarischen Insurgenten gefangen genommen und wäre beinahe als Spion gehängt worden, wenn ihn die kaiserlichen Truppen nicht rechtzeitig befreit hätten. Bald nachher schuf er das häufig reproducirte Bild: „Heimkehr einer ungarischen Familie nach Beendigung des Krieges“. 1850–51 weilte Sch. in Paris, wo er nach eigenem Zugeständnis bei Horace Vernet viel Gutes lernte. Unter dessen Einfluß malte er sogar Marinebilder. Dann ging er nach dem Balkan, dem Orient, nach Aegypten, durchquerte die Sahara zu Fuß und landete endlich in Italien, wo ihn besonders Chioggia fesselte, dessen Volksleben er in ungezählten Bildern schilderte. Dann finden wir ihn wieder in Ungarn, Siebenbürgen, wo ihn, gleich Pettenkofen, der malerische Zigeuner fesselte, später in Polen, wo die Krakauer Judenviertel seine besondere Aufmerksamkeit weckten. [158] Dann ging er wiederum nach dem Balkan, nach Constantinopel, um über Bosnien endlich zur Schilderung des Wiener Volkes zu gelangen. Obwohl er sich nie um Erwerb und Lohn kümmerte, erntete er doch manche äußere Ehren. Kaiser Franz Joseph insbesondere förderte Sch. Der wirthschaftliche Aufschwung Wiens um 1870 sicherte ihm auch reichen materiellen Lohn für seine Arbeit. Sein 70. Geburtstag brachte ihm rauschende Ovationen seitens der Jugend und seiner Collegen; auch das Ausland ließ es an Ehrungen nicht fehlen. Seine Freunde schildern ihn als schönen, strammen, mitunter schneidigen, wahrheitsliebenden, dabei aber grundgütigen Mann. Sch. war in überaus glücklicher Ehe mit Sofie v. Dratschmiedt vermählt, die ihm sieben Kinder schenkte. Am 16. September 1897 ist er nach kurzer Krankheit in Krumpendorf am Wörthersee gestorben; Sch. wurde auf dem Wiener Centralfriedhof beigesetzt.

Seine beiden letzten Arbeiten, an denen er bis zum Tode emsig schuf, waren: „Kirchweihfest in Lucia in Kärnten“, „Türkische Hauptwache im Bazar zu Tunis“. Die von der Wiener Künstlergenossenschaft veranstaltete Nachlaß-Gedächtnisausstellung zeigte nicht weniger als 863 Werke. Besonders hervorgehoben mögen sein: „Häusermarkt zu Krakau“, „Die 2 Zigeuner“, „Der Märchenerzähler“ , „Türkisches Café“ , „Fischertheater“, „Fischmarkt in Chioggia“, „Am Brunnen von Taormina“, „Portikus der Oktavia in Rom“, „Volksfest an der Riviera“, „Römische Winzer“, „Lateinische Brücke in Serajevo“, „Genuesische Fischer“, „Der orientalische Obstmarkt“, „Der Wüstenbrunnen“, „Die Judenverfolgung“, „Nacht und Morgen“, „Maskenball im Theater“, „Arena Garibaldi in Chioggia“. Endlich die Wiener Bilder: „Am Schanzl“, „Auf der Freiung“. Die Hauptbesitzer seiner Werke sind: der Kaiser von Oesterreich, Kunsthistorisches und Naturhistorisches Museum zu Wien, Moderne Galerie, Akademische Galerie, Museum der Stadt Wien, sowie Privatbesitz.

Aug. Schäfer, Nachruf im Nachlaßkatalog, Februar 1898, Wien. – Singer, Allgem. Künstlerlexikon, 1898.