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ADB:Schöning, Hans Adam von

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Artikel „Schöning, Hans Adam von“ von Bernhard von Poten in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 32 (1891), S. 309–311, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Sch%C3%B6ning,_Hans_Adam_von&oldid=- (Version vom 5. November 2024, 04:24 Uhr UTC)
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Schöning: Hans Adam v. S., brandenburgischer und kursächsischer Generalfeldmarschall, der erste aus den Reihen der brandenburgischen Truppen hervorgegangene Heerführer, war am 1. October 1641 auf dem väterlichen Gute Tamsel, eine Meile nordöstlich von Küstrin, geboren, erhielt die Erziehung eines vornehmen Edelmannes, indem er zuerst die Universität Wittenberg, 1659 die Straßburger Hochschule bezog und 1660, in Paris beginnend, die große Tour durch Europa antrat, von welcher er 1664 heimkehrte. 1665 wurde er durch den Tod seines Vaters Besitzer von Tamsel. Bald darauf trat er, nachdem er zunächst eine Sendung zum Bischof von Münster, Bernhard v. Galen, mit Geschick ausgerichtet hatte, als Rittmeister in den Dienst seines Landesherrn und nahm seit 1672 am Kriege gegen die Franzosen unter Turenne am Oberrhein, in den folgenden Jahren an den Kämpfen gegen die Schweden in der Mark und in Pommern theil. Bei des Großen Kurfürsten Winterfeldzuge von 1679 gegen die Schweden trat S. zum ersten Male hervor, indem er, nachdem Görtzke am 21. Januar die Nachhut des auf Riga zurückgehenden Feindes bei Heidekrug geschlagen hatte, am 25. Januar mit der weiteren Verfolgung beauftragt, den General Horn, welcher ihm bei Telcze nochmals Stand hielt, trotz dessen Uebermacht – 1200 gegen 3000 – und bei grimmer Winterkälte, unverzagt angriff. Wenn er auch keinen Sieg erfocht, so brachte er doch zu Wege, daß nur aufgelöste Haufen des Feindes die schützenden Wälle von Riga erreichten. Seine Vortruppen folgten bis in die Nähe dieser Stadt, dann kehrte er zum Kurfürsten nach Königsberg mit der Meldung zurück, daß das schwedische Heer sich in voller Auflösung befinde. Er war seit 1677 Generalmajor, 1684 ward er Generallieutenant und Gouverneur von Berlin, 1685 Geheimer Staats- und Kriegsrath mit Sitz und Stimme im Geheimen Raths-Collegium, 1686 erhielt er das Commando über 8000 Mann, welche der Kurfürst dem Kaiser Leopold I. zum Beistande gegen die Türken sandte. Am 17./27. April wurden sie an der Landesgrenze bei Crossen gemustert, am 24. Juni trafen sie vor Ofen ein. Seit mehreren Wochen ward die Feste von den Kaiserlichen und ihren Hülfstruppen [310] unter Herzog Karl von Lothringen belagert. 1200 Brandenburger unter General von der Marwitz traten sofort in die Linie der Einschließungstruppen und rückten trotz des Feuers der Belagerten bis auf fünfzig Schritt an die Stadtmauer heran. Es war eine etwas theatralische Schaustellung, wegen deren man S. nicht mit Unrecht vielfach getadelt hat; er erreichte aber seinen Zweck, sich und seine Soldaten bei seinen Waffengefährten von vornherein als Ebenbürtige einzuführen. Daß sie das waren, bewiesen sie von neuem zuerst bei der noch lange andauernden Belagerung mit ihrem Minenkriege und den Ausfällen der Eingeschlossenen, dann in der am 17. August geschlagenen Schlacht, welche den Ersatzversuch des Großveziers scheitern machte, und endlich am 2. September bei der Erstürmung, bei welcher Barfus die daran theilnehmenden Brandenburger befehligte. Reich an Ehre und an Beute kehrte S. mit den Seinen in die Heimath zurück. Der Kaiser schenkte ihm einen mit Diamanten besetzten Degen, „so auf 12000 Thaler geschätzet wird“. Im Frühjahr 1689 marschirte S. an der Spitze von 27000 Mann, deren Oberbefehl dann der Kurfürst selbst übernahm, an den Rhein. Hier trat ein Wendepunkt in seinem Leben ein, welcher seinen Austritt aus dem vaterländischen Heere zur Folge hatte. Schöning’s rasche Beförderung, verbunden mit einem herrischen, überhebenden Wesen und der vielverbreiteten Ansicht, daß seine Leistungen die ihnen gewordene Anerkennung und Belohnung nicht verdient hätten, hatten ihm viel Neid und Feindschaft eingetragen. Außerdem ward der Vorwurf der Habsucht und des Eigennutzes gegen ihn erhoben. Einer seiner Hauptgegner war jener Barfus, der sechs Jahre älter als S., aber sein Hintermann war. Das Hauptereigniß des Feldzuges von 1689 war die Belagerung von Bonn. Um sie zu ermöglichen, waren die Franzosen zunächst durch ein von S. trefflich geleitetes, von Barfus ebenso ausgeführtes Treffen bei Uerdingen am 2. März zurückgedrängt, dann war man zur Einschließung geschritten. Um diese Zeit ward es nöthig, Truppen nach dem gleichfalls von den Verbündeten belagerten Mainz zu senden, zu dessen Entsatz ein französisches Heer nahte. Am 19. September meldete Barfus sich dazu bei Kurfürst Friedrich III. ab. Bei dieser Gelegenheit kam es zu einem Wortwechsel zwischen beiden Generalen, in welchem der langverhaltene Groll zum Ausbruch kam. Sie griffen zum Degen, wurden aber durch das Dazwischentreten Dritter am Gebrauche desselben verhindert und vom Kurfürsten in Arrest gebrach. Als Bonn genommen war, wurden sie in Freiheit gesetzt; S. ging in das Land zurück. Die Sache machte großes Aufsehen. Neun Monate lang befehdeten sich die Gegner und ihre Parteien in Wort und Schrift. Dann erhielt S., ohne daß ein Urtheil ergangen war, am 17. Juni 1690 „interimsweise“ in ungnädigen Worten die erbetene Entlassung aus dem brandenburgischen Dienste. Am 9. April 1691 ward er als Feldmarschall im kursächsischen Heere angestellt. 30 Officiere folgten ihm dahin. Sie wurden von ihren sächsischen Kameraden, welche sie als Eindringlinge betrachteten, ungern aufgenommen. Neuerungen, welche S. einzuführen versuchte, machten ihn noch unbeliebter. Das Schlimmste aber sollte ihm von Oesterreich kommen. Ein sächsisches Reichscontingent, welches am Rheine stand, klagte über Zurücksetzung seitens der kaiserlichen Heeresleitung im Felde und übele Behandlung in den Winterquartieren. S. nahm sich seiner Untergebenen an, führte in Dresden eine scharfe Sprache gegen den Kaiser und drang in den Kurfürsten, damit er nur so viele Truppen beim Heere ließe, als er zu stellen verpflichtet war. In Wien, wo man S. außerdem für einen Vertreter des Anschlusses an Frankreich hielt, verdroß dieses Auftreten. Als er 1692 in Teplitz im Bade war, ließ man ihn in der Nacht vom 22./23. Juni aufheben und nach dem Spielberge bei Brünn bringen, wo er zwei Jahre gefangen gehalten wurde. In der Untersuchung versuchte man ihn zu einem „Verbrecher gegen die Interessen des [311] Reiches“ zu stempeln. Erst als Kurfürst Friedrich II. August zur Regierung gekommen war, gelang es dessen kräftigem Auftreten, die Befreiung Schöning’s zu erlangen. Seines Podagra wegen in einer Sänfte getragen, erschien er vor Kaiser und Kaiserin, welche jetzt bemüht waren, ihn zu versöhnen. Seine Lebenskraft war gebrochen. Schon am 28. August 1696 starb er zu Dresden.

K. W. v. Schöning, Des General-Feldmarschall H. A. v. Schöning’s Leben und Kriegsthaten. Berlin 1837.