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ADB:Sayn-Wittgenstein-Berleburg, Emil Prinz zu

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Artikel „Sayn-Wittgenstein-Berleburg, Emil Prinz zu“ von Bernhard von Poten in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 43 (1898), S. 619, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Sayn-Wittgenstein-Berleburg,_Emil_Prinz_zu&oldid=- (Version vom 5. November 2024, 12:31 Uhr UTC)
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Wittgenstein: Emil Prinz zu Sayn-W.-Berleburg, kaiserlich russischer Generallieutenant, am 21. April 1824 zu Darmstadt als der älteste Sohn des nachmaligen nassauischen Ministerpräsidenten Prinzen August W. geboren, ward, nachdem er das Gymnasium seiner Vaterstadt besucht hatte, im Herbst 1841 zum Secondlieutenant im großherzoglichen Garde-Chevaulegersregimente ernannt und so rasch befördert, daß er bereits 1845 Major war. Im Herbst 1848 aber wurde er, nachdem er im Hauptquartiere des Generals v. Wrangel einem Theile des Feldzuges gegen Dänemark beigewohnt hatte, seiner conservativen Gesinnungen und Kundgebungen wegen durch den Kriegsminister Graf Lehrbach in Pension gesetzt. Er wandte sich nach Rußland, wo er schon 1845 am Kriege im Kaukasus theilgenommen hatte, und ward dort 1849 in die Armee aufgenommen, welcher er bis zu seinem Tode angehört hat. Seine Dienstleistung in derselben war jedoch mehrfach und für lange Zeit unterbrochen. Zunächst befand er sich bis 1852 wiederum im Kaukasus, dann gehörte er als Flügeladjutant der Umgebung des Zaren an, von 1854 bis 1856 war er als tüchtiger Frontofficier auf dem Kriegsschauplatze in Kleinasien thätig, in letzterem Jahre lernte er, zum Kaiser Napoleon nach Paris gesandt, eine Prinzessin Cantacuzeno kennen, mit welcher er sich verheirathete und meist in Italien lebte, bis der polnische Aufstand ihn nach Polen rief, wo er bis 1865 blieb. In diesem Jahre starb seine Gemahlin, 1868 verheirathete er sich zum zweiten Male mit einem Fräulein v. Stefanski aus Warschau, welcher der Großherzog von Hessen den Namen einer Freifrau v. Kleydorf verlieh. Er lebte nun ohne festen Aufenthalt, bis der Krieg gegen die Türkei ihn in das Gefolge des Zaren an die Donau rief. Aber seine schwer erschütterte Gesundheit nöthigte ihn, vor Beendigung des Feldzuges nach Deutschland zurückzukehren, und am 16. September 1878 starb er zu Egern am Tegernsee.

Prinz W. ist vielfach und auf verschiedenartigen Gebieten als Schriftsteller aufgetreten. Schon 1841 erschienen unter Verschweigung seines Namens „Gedichte“ (Darmstadt), dann 1848 „Deutsche Lieder“, 1856 und 1860 folgen zwei Epen „Aßlann Aga“ und „Hadschifurt“, deren Handlung sich im Kaukasus abspielt, 1859 veröffentlichte er ein Buch wesentlich anderen Inhaltes „Kavallerie-Skizzen“, verschiedene Fragen der Waffe behandelnd, 1860 eine kleine Schrift „Der Schutz der Christen im Orient“, sowie eine andere „Deutschland in die Schranken“, welche drei Auflagen erlebte, und endlich 1870 eine „Réponse d’un Allemand à M. Victor Hugo“, eine Erwiderung auf des Dichters wunderliches Begehren, daß Paris mit allen Unbequemlichkeiten des Krieges verschont werden müsse. – Nach des Prinzen Tode wurden zu Paris 1889/90 „Souvenirs et correspondances du prince Emile de Sayn-Wittgenstein-Berlebourg“ in zwei Bänden veröffentlicht, von denen der erste von 1841 bis 1862, der zweite von 1863 bis 1878 reicht.

F. Goebel, Blätter der Erinnerung etc., Berleburg 1879. – Allgemeine Militär-Zeitung, Darmstadt 1880, Nr. 7–9.